Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
Lilo unauffällig zu verstehen, dass sie etwas unternommen hatte. Nun hieß es Geduld zu haben und zu hoffen. Falls die Polizei jedoch einfach hereinplatzte, war alles aus und vorbei.
Die Minuten gingen dahin. Schließlich blieb nur noch eine Viertelstunde bis zum Beginn der Show.
Mareike kontrollierte noch einmal die Kostüme und war sehr zufrieden. Im Schminkraum wurden die Perücken zurechtgerückt und das Make-up ausgebessert und aufgefrischt.
„Toi, toi, toi!“, wünschte Fräulein Linda den Knickerbockern und spuckte ihnen, nach altem Theaterbrauch, über die Schulter. Sie war so in Fahrt, dass sie Juliaan traf, der hinter den Juniordetektiven stand.
Auch Axel und Dominik wussten inzwischen, dass Poppi etwas unternommen hatte, aber es geschah nichts. Lilo vermutete, dass die Polizei vielleicht erst nach der Show zuschlagen wollte. Schließlich musste sie die Gauner auf frischer Tat ertappen, um ihnen etwas anhaben zu können.
Eine Kindergruppe nach der anderen ging auf die Bühne und zog dort ihre Playbackshow ab. Die Stimmung im Saal war großartig. Das Publikum applaudierte begeistert.
Und dann waren die vier an der Reihe. Ein Mädchen holte sie ab und führte sie durch einen sehr schmalen, etwas düsteren Gang zur Bühne.
Plötzlich spürte Lilo jemanden neben sich. „Nicht herschauen, wir helfen euch. Alles klar. Wir sind den Typen schon länger auf der Spur. Was haben sie euch über ihren Plan erzählt?“
Neben Lilo ging ein Mann. Sie konnte sein Rasierwasser riechen. Es war ein starker Duft, der sie ein wenig an Weihrauch erinnerte.
„Nichts, außer dass in zwei Tagen alles vorbei sein soll!“, flüsterte Lieselotte. Ihr Herz raste wie nie zuvor: die Aufregung vor dem Auftritt und jetzt noch der Polizist, von dem die Gauner nichts bemerken durften.
„Der Mann ohne Gesicht sitzt im Wagen gefangen. Ein dunkler Wagen mit schwarzen Scheiben. Sie wollen ihn umbringen, wenn etwas schief geht“, wisperte Lilo.
„Was kannst du uns noch sagen?“, drängte der Mann. Sie hatten fast die Bühne erreicht.
„Nichts, gar nichts!“, hauchte das Superhirn.
„Okay Mädchen! Kein Wort zu irgendjemandem! Es darf kein Aufsehen erregt werden. Meine Leute sind in der Halle, wir erledigen das in aller Stille. Euch wird nichts geschehen, das garantiere ich euch. Und jetzt alles Gute!“
Die Knickerbocker traten in das grelle Scheinwerferlicht.
Lieselotte drehte sich um, weil sie sehen wollte, mit wem sie gesprochen hatte, aber der Durchgang erschien ihr wie ein schwarzes Loch. Sie konnte niemanden ausmachen.
Als die ersten Takte des Songs aus den Lautsprechern dröhnten, schoss Lilo ein schrecklicher Verdacht durch den Kopf: „Und was ist, wenn das überhaupt kein Polizist war? Und was ist, wenn die Gauner das Gespräch beobachtet haben?“
Hochspannung
Die Stimmen der Sänger setzten ein, und Lilo begann die Lippen dazu zu bewegen. Es sollte alles so echt wie möglich aussehen.
Die vier Knickerbocker tanzten und sangen wie nie zuvor. Die Unwirklichkeit der Situation hatte ihnen alle Hemmungen genommen.
Als sie fertig waren, sprangen viele Besucher auf und klatschten begeistert.
Mechanisch verbeugten sich die Juniordetektive. Der Jubel kam wie aus weiter Ferne.
Was würde jetzt geschehen?
„Abgang, hier entlang!“, rief ihnen das Mädchen zu, das sie auf die Bühne gebracht hatte.
Sie kehrten durch den düsteren Gang zu den Garderoben zurück. In Stichworten schilderte Lieselotte ihren Freunden das Gespräch mit dem Polizisten.
Linda und Annabel empfingen sie stürmisch. Das Fräulein ahmte einige der Discobewegungen nach, was bei ihr besonders drollig wirkte.
„Klasse, Axel!“, sagte Annabel und klopfte dem Jungen auf die Schulter.
Die vier Knickerbocker sahen sich um.
„Sucht ihr jemanden?“, wollte Fräulein Linda wissen.
„Ja ... äh ... nein!“, stammelten die vier.
Der Mützenmann und seine beiden Komplizen waren verschwunden.
Poppi rannte auf die Toilette und spähte nach draußen. Der schwarze Wagen war nicht mehr da.
Sie waren in Sicherheit.
Poppi trat aus der Damentoilette in den Vorraum, in dem sich die Waschbecken befanden. Er wurde sowohl von Frauen als auch von Männern benutzt. Sie ließ kaltes Wasser über ihre Hände laufen. Dann trocknete sie sich mit einem Papierhandtuch ab. Als sie es in den Mülleimer warf, fiel ihr Blick auf einen Streifen Toilettenpapier. Er war zerrissen, aber dennoch erkannte sie die Lippenstiftspuren ihrer Nachricht.
Poppi stürzte
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