Die Knickerbocker Bande 045 - Der Mann ohne Gesicht
leise.
Das Benehmen des Mannes änderte sich sofort. Er stürzte auf das Fräulein zu und verbeugte sich artig. „Meine Teuerste, das mit ihrem Haus tut mir leid, sehr leid. Mein Name ist Ian Claes. Ich bin Reporter und möchte über Ihre Schützlinge einen Bericht schreiben. Man hat mir erzählt, sie hätten Ihnen das Leben gerettet.“
Fräulein Linda lächelte und nickte: „Das haben sie, die tapferen Kinder. Ach, ich habe ihnen dafür nicht einmal noch gedankt. Aber ich bin völlig durcheinander.“
Annabel fasste ihre Schwester am Arm und zog sie ins Boot. „Komm, der Arzt hat dir Ruhe verordnet. Ich werde auf die vier Rangen gut Acht geben!“
Ian setzte sich mit den Knickerbockern an den Tisch und ließ sich alles schildern, was in der Nacht geschehen war. Gespannt folgte er ihrem Bericht über den Brand und die Flucht aus den Flammen.
Axel schilderte, wie er die schnarchende Linda ins Wasser geschubst hatte, und kam dann auf den Mann ohne Gesicht zu sprechen. „Keiner glaubt uns, aber es ist wahr! Wir haben ihn gesehen und bestimmt hat er das Feuer verursacht.“
Lilo ballte die Fäuste. Sie hatte keine Möglichkeit gehabt, ihren Kumpel zu warnen. Das Superhirn war überzeugt, dass es besser war, über den Mann ohne Gesicht zu schweigen.
Ian Claes lauschte Axels Bericht mit großen Augen.
„Sie glauben uns doch, oder?“, fragte Axel hoffnungsvoll.
Der Reporter holte tief Luft und meinte: „Naja, um ehrlich zu sein, ich denke, ihr schneidet jetzt ein wenig auf. Die Story über das Feuer ist genug. Wahrscheinlich habt ihr euch ver- schaut oder ... oder irgendein Irrer hat sich einen Scherz erlaubt. Glaubt mir, in dieser Stadt wimmelt es von ausgeflippten Typen. So, und jetzt muss ich los! Spätestens am Sonntag könnt ihr meinen Artikel in der Morgenzeitung lesen!“ Er sprang vom Boot auf den Kai und fuhr auf einem Rad davon.
„So eine Pleite! Ich komme mir schon wie ein Märchenonkel vor!“, seufzte Axel.
„Es gibt Futter!“, verkündete Annabel, die gerade mit einem schwer beladenen Tablett aus dem Hausboot kam. „Linda schläft schon. Aber sie hat mir eingeschärft, euch an die Kette zu legen.“
Hunger hatten die vier Freunde an diesem Abend wenig. Während Annabel etwas zum Trinken holte, berichtete Lilo von ihrem Verdacht den Inspektor betreffend.
Poppis Augen wurden größer und größer.
„Wir haben es mit einem Gegner zu tun, dessen wahres Gesicht wir nicht kennen. Ein gravierender Nachteil für uns, das muss ich schon sagen!“, meinte Dominik verquer.
„Hallo! Ist jemand zu Hause?“, rief jemand mit tiefer Stimme von der Kaimauer.
Die Knickerbocker sahen einen Mann, der neugierig den Hals reckte. Er hatte einen Hut auf und stand genau unter einer Straßenlampe. Die Hutkrempe warf einen breiten Schatten über sein Gesicht.
Als keiner der vier antwortete, rief der Mann noch einmal: „Guten Abend! Ich bin von der Polizei und suche Linda de Note.“ „Sie schläft!“, erwiderte Lilo.
„Darf ich an Bord kommen?“
Annabel trat an Deck, und der Mann stellte sich noch einmal vor.
„Kommen Sie nur!“, lud Annabel ihn ein.
Höflich lüftete er den Hut. Sein Gesicht wirkte verschlossen. Sein Vollbart war sehr gepflegt und frisch gestutzt.
Der Mann sieht wie ein echter Detektiv aus, dachte Lilo - wie ein Inspektor aus einem Fernsehkrimi.
Annabel bot ihm einen Platz an, und er setzte sich zu den Knickerbockern an den Tisch.
„Soll ich meine Schwester wecken?“, fragte Annabel.
Der Kriminalbeamte winkte ab. „Nicht nötig, ich will jetzt einmal mit den Kindern reden.“
Er stellte kurze, klare Fragen über das Feuer. „Sonst noch irgendwelche Beobachtungen, die für uns wichtig sein könnten?“, wollte er abschließend wissen.
Axel warf Lieselotte einen zweifelnden Blick zu.
Das Superhirn nickte: Der Mann war zweifellos ein Polizist. Es war höchste Zeit, dass die verantwortlichen Stellen von dem Mann ohne Gesicht erfuhren.
Wieder berichtete Axel von den Typen auf dem Boot und der Flucht des unheimlichen Mannes. Er ließ nichts aus.
„Wem habt ihr von diesen Vorfällen erzählt?“, fragte der Polizist.
Die Knickerbocker begannen ihre Aufzählung mit dem Inspektor, der in der Garderobe aufgetaucht war.
„Caspar wie?“, fragte der Kriminalbeamte.
„Caspar van ... van ... Fries“, sagte Lilo. „Sie müssen ihn doch kennen!“
Der Kriminalbeamte schüttelte nachdenklich den Kopf. „An diesem Fall arbeite nur ich. Ein Caspar van Fries ist mir völlig
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