Die Knickerbocker Bande 19 - Die Gruft des Barons Pizza
Antonello erzählte ihr auf italienisch in wenigen Sätzen, daß es sich um ein Geschenk von Alfredo Baldi handelte. Anna Walla wurde daraufhin von einem heftigen Kichern geschüttelt und kramte aus einer morschen Holzlade einen zweiten Pizza-Schlüssel hervor. „Habe ich es mir doch gedacht“, murmelte sie immer wieder. „Das ist die Tat eines Geistesgestörten. Hier, ihr könnt auch meine ,Pizza’ haben.
Dieser Baron Pizza legt mich kein zweites Mal herein!
Als Antonello für die Junior-Detektive übersetzte, horchten die vier auf. „Was soll das heißen?“ wollte Lilo erfahren. Signora Wallas Gesicht verdüsterte sich. „Dieser Baron Pizza hat mich vor zehn Jahren zu sich kommen lassen. Er wollte mir etwas anbieten. Ein kostbares Stück zu einem günstigen Preis.“
Axel wollte es genauer wissen. „Haben Sie eine Ahnung, worum es sich gehandelt hat? Was hatte Baron Pizza, anzubieten?“ Signora Walla zuckte mit den Schultern. „Damals war von einem echten Leonardo da Vinci die Rede. So ein Bild ist Milliarden Lire wert. Angeboten wurde es zu einem Spottpreis. Aber wahrscheinlich war auch das eine Erfindung!“
Zum Abschied schenkte die Antiquitäten-Händlerin der Knickerbocker-Bande ihren Pizza-Schlüssel. „Mädchen, laßt euch ein Kettchen daranmachen und hängt euch die Dinger um den Hals. Dann sind sie wenigstens zu etwas gut“, riet sie Poppi und Lieselotte.
Seit diesem Gespräch waren zwei Tage vergangen. Mit viel Geschick und lauten Flüchen steuerte Antonello das Wohnmobil nun durch den wilden Straßenverkehr von Neapel.
Neapel war die Stadt der Superlative. Hier gab es das schlimmste Verkehrschaos, das lauteste Hupkonzert und das meiste Geschrei. Der Lärm der Stadt war ohrenbetäubend. Die Leute schienen sich hier fast ausschließlich brüllend zu unterhalten und in drei Minuten genausoviel mitzuteilen, wozu andere drei Stunden benötigten.
Die Häuser waren so dicht aneinandergebaut, daß die Leute Wäscheleinen von ihrem Fenster zum Fenster des Nachbarhauses spannten.
„Neapel ist die Mischung zwischen einem Ameisenhaufen und einem Vulkan“, stellte Dominik fest. „Die Menschen sind fast alle überaus freundlich“, erzählte Antonello. „Auch wenn in Neapel zum Teil schreckliche Armut herrscht, oft zehn Leute in einem Zimmer wohnen und viele keine Arbeit haben. Die Hälfte der Kinder besucht keine Schule und arbeitet, damit die Familie etwas zu essen hat. Auf der anderen Seite kann niemand so ausgelassen feiern wie die Neapolitaner. Und nirgends gibt es so begeisterte Fußballfans wie hier!“
Obwohl es die Knickerbocker geschafft hatten, die Telefonnummer von Renato Salmone, dem dritten Schlüsselbesitzer, herauszufinden, nützte sie ihnen wenig. Signore Salmone weigerte sich, mit ihnen oder Antonello zu sprechen. Durch seinen Butler ließ er mitteilen, daß er kein Interesse verspürte, die Bande zu empfangen. Das Stichwort „Baron Pizza“ löste nur einen Lachkrampf am anderen Ende der Leitung aus.
Aus diesem Grund hatten die Junior-Detektive den Entschluß gefaßt, Signore Salmone zu besuchen. Sein eigenartiges Verhalten hatte sie neugierig gemacht.
„Ansehen kostet nichts und ist völlig ungefährlich“, sagte Lilo beruhigend zu den anderen, als sie die Straße gefunden hatten, in der Renato Salmone wohnte. Endlich standen sie vor einem kunstvoll geschnitzten Tor, das die angegebene Hausnummer trug. Es war abgeschlossen.
Frech und unerschrocken preßte Lilo ihren Daumen auf den Messingklingelknopf in der hohen Gartenmauer. Während sie auf eine Reaktion warteten, zeigte Dominik auf den oberen Rand der Mauer. Er war mit langen, spitzen Metallspießen und scharfen Glasscherben versehen, die ein Darüberklettern unmöglich machten.
„Signore Salmone scheint Angst vor Einbrechern zu haben“, murmelte Axel vor sich hin. Zehn Minuten vergingen, aber niemand kam. Besucher schienen hier wirklich äußerst unerwünscht zu sein.
Die Knickerbocker-Freunde gingen zum Wohnmobil zurück, wo Antonello auf sie wartete. Nachdem sie eingestiegen waren, rief Poppi plötzlich: „He, guckt mal! Was ist das?“
Drei alte, klapprige Busse und zwei große, ziemlich verbeulte Lieferwagen waren die Straße heraufgekommen und steuerten auf das Gittertor zu. Wie von Geisterhand bewegt, schwenkte es auf, und die Busse und Lieferwagen verschwanden auf dem Grundstück.
„Jetzt möchte ich aber wirklich wissen, was die bringen“, sagte Lilo leise. „Kommt mit!“ zischte sie den anderen
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