Die Knickerbocker Bande 19 - Die Gruft des Barons Pizza
der alle Pizza-Schlüssel an sich gebracht hat!“
Die anderen schwiegen. Sie waren erst vor wenigen Stunden einem Bombenanschlag entkommen. Sollten sie sich wirklich schon wieder in die nächste Gefahr begeben? Lieselotte hatte dazu ihre eigenen Überlegungen: „Den vier Leuten, die die Schlüssel erhalten haben, scheinen Baron Pizza und sein Erbe herzlich egal zu sein. Aber es hat einen Grund, wenn jemand einen so komplizierten Weg einschlägt. Ich meine, wer auch immer dieser Baron Pizza war, er hat sich bei seinem letzten Willen etwas gedacht. Ich scheine die einzige zu sein, die davon überzeugt ist. Irgendwie möchte ich verhindern, daß die Erbschaft jemandem in die Hände fällt, der sie ergaunert hat, und genau das hat der Mann mit der Maske getan.“
Axel überlegte kurz und meinte: „Lilo hat recht. Wenn wir das einfach geschehen lassen, dann sind wir ziemliche Jammerlappen. Wir müssen ja nicht eingreifen, sondern nur beobachten...“ Damit waren auch die anderen zwei einverstanden.
Die Knickerbocker-Bande lief die breite Treppe nach unten und schlich auf Zehenspitzen an Alberto vorbei, der bereits wieder tief und fest schlummerte. Diesmal verließen sie das Hotel allerdings durch den Vordereingang, der an einem breiten Kanal lag. „Piazza San Marco?“ fragte Dominik eine Frau, die er für eine Venezianerin hielt. Die Frau fuchtelte mit den Händen wild durch die Luft, zeigte hierhin und dorthin, und das einzige Wort, das der Junge verstand, war: Vaporetto. Das bedeutete: Boot-Bus. Die Bande entdeckte bald die Anlegestelle und bestieg das nächste Vaporetto, das vorbeikam. Sie hatten Glück: Von einem deutschsprechenden Touristen erfuhren sie, daß das Schiffchen tatsächlich unterwegs zum Markusplatz war. Ihre Spannung wuchs. Würden sie die weiße Taube finden? Wer – außer ihnen – würde noch nach dem Vogel suchen?
Der geheimnisvolle Garten
„Ich glaube, mein Goldfisch grunzt!“ stieß Axel aus, als er seinen Blick über den Markusplatz schweifen ließ. „Wie sollen wir hier jemals die weiße Taube finden?“ Auf dem Platz wimmelte es nämlich nicht nur von Menschen, sondern auch von Tauben. Hunderte, tausende der Vögel trippelten über das Pflaster, kamen keck zu den Touristen, ließen sich knipsen und füttern.
Die Tiere hatten vor nichts und niemandem Respekt. Sie hockten auf den Figuren an der Fassade des Markusdomes, und sogar auf dem Wahrzeichen von Venedig, dem venezianischen Löwen, der von einer hohen Säule auf die Touristen herabblickte.
Lieselotte warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz nach halb zwei. Mittag war eigentlich vorbei. Wahrscheinlich hatte der Mann mit der Maske schon längst zugeschlagen und die Botschaft der Taube geholt.
Die vier Junior-Detektive beschlossen, den Platz zu durchkämmen. Vielleicht hatten sie Glück und entdeckten den weißen Vogel! Sie stellten sich im Abstand von einigen Metern nebeneinander auf und marschierten langsam los. Auf diese Art entging ihnen kein Tier.
Das heißt, ganz so war es auch nicht, da die Tauben von Zeit zu Zeit aufflatterten und sich vermischten.
„Aussichtslos!“ seufzte Lilo nach einer Weile und richtete sich auf. Vom dauernden Auf-den-Boden-Starren war ihr Kreuz steif geworden. „Völlig aussichtslos!“ stellte sie abermals fest.
„Nein!“ rief Poppi in diesem Moment. „Nein, dort drüben... seht ihr die weiße Taube, deren Schwanzfedern aufgestellt sind? Sie sehen wie die Federn eines Federballes aus. Das ist sie. Sie hat eine blaue Kapsel um das Bein gebunden.“ Wieder einmal konnte das Mädchen beweisen, wie gut es sich mit Tieren verstand. Poppi ging in die Hocke und watschelte langsam auf die weiße Taube zu. Sie streckte die Hand nach vorne und gurrte lockend.
Bald war sie nur noch einen halben Meter von dem Vogel entfernt, und schließlich konnte sie die Hand ausstrecken und die Taube fassen. Das Tier ließ alles mit sich geschehen. Es schien sich um eine äußerst zahme Taube zu handeln.
Mit zitternden Fingern öffnete Lieselotte die Kapsel und zog einen winzigen Fetzen Seidenpapier heraus. Mit krakeligen Buchstaben stand eine Botschaft auf italienisch darauf. Dominik schnappte den Zettel und lief zu einem kleinen Mann, der einer Gruppe deutscher Touristen gerade alles über den Markusplatz erzählte. Seinem Akzent nach handelte es sich um einen Italiener, und deshalb bat ihn der Junge, den Text zu übersetzen.
Etwas verwundert tat es der Fremdenführer: „Hier steht:
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