Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla
tief durch. Jeder einzelne Muskel ihrer Körper schien sich zu entspannen. Wie Aufblastiere, denen die Luft ausgelassen wurde, sackten sie auf den Gehsteig.
„Ich will nur noch eines: nach Hause!“ verkündete Poppi. „Das wollen wir alle. Vor allem habe ich irre Sehnsucht nach einem Bett!“ sagte Lilo. „Aber wir sind von einem Mann um Hilfe gebeten worden, den wir heute bereits für einen Verrückten und für einen Mörder gehalten haben.“ Axel hob den Kopf. „Sebastian Fernandez, nicht wahr?“
„Kluger Junge!“ lobte Lilo spöttisch. „Mit eigenen Augen haben wir gerade gesehen, daß er einen Doppelgänger hat. Ihn hat Poppi auch vom Turm aus gesehen. Der Mann scheint sich als Senor Fernandez zu verkleiden, um einen Verdacht auf unseren Freund zu schieben.“ Dominik schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das kann nicht sein. Er wußte doch nicht, daß er von Poppi beobachtet wurde. Ich glaube, diese Frau wollte zu Sebastian Fernandez. Der Mann ist in der Verkleidung zu ihr getreten, und als sie den Schwindel durchschaut hat, mußte sie daran glauben.“
Axel hob die Hand. „He, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat er das nur getan, damit die Frau später überall herumerzählt, daß Sebastian Fernandez sie beinahe umgebracht hätte.“
Nun setzten sich in Lilos Kopf mehrere Puzzleteile zusammen. „Senor Sebastian soll von allen für gefährlich und verrückt gehalten werden. Aber wozu?“
„Wir müssen ihn warnen!“ sagte Poppi. „Schließlich sind wir auf die faulen Tricks auch hereingefallen. Sebastian Fernandez hat so viel für den Tierschutz getan, ich will nicht, daß er im Gefängnis landet für etwas, das er gar nicht ausgefressen hat.“
Lilo gab ihrer Freundin recht. „Ins Gefängnis gehört dieser Killer, der Dr. Mato auf dem Gewissen hat. Nur weil wir ihn um Hilfe gebeten haben... liegt er jetzt da drinnen...!“ Die Bande schwieg. Sie versuchte diesen Gedanken im Augenblick zu verdrängen. An dieser grauenhaften Tatsache war nichts zu ändern. Doch es gab anderes, das sie verhindern konnten.
Lilo schlug ihren Kumpels etwas vor: „Wir rufen die Polizei zur Arena, hauen aber selbst ab. Irgendwo müssen wir ein bißchen schlafen. Ich kann nämlich nicht mehr, und euch geht es auch nicht besser. In der Nacht fahren wir mit dem Taxi zum Castillo zurück und versuchen, mit Senor Sebastian zu reden.“
„Wieso rufen wir ihn nicht an?“ wollte Dominik wissen.
„Weil im Schloß vielleicht auch die Telefone abgehört werden“, erklärte ihm das Superhirn. „Los, kratzt eure Peseten zusammen. Wir gehen in ein Hotel.“ Poppi zweifelte, ob sie dort zwei Zimmer bekommen würden. „Wir suchen ein kleines Hotel und behaupten, unsere Eltern kommen nach“, sagte Lieselotte.
Der Anruf bei der Polizei war mühsam, da erst ein Beamter gefunden werden mußte, der Englisch sprach. Er wollte Lilo zuerst auch nicht glauben, ließ sich schließlich aber doch überzeugen und versprach, bei der Arena vorbeizuschauen. Das Hotel war schnell gefunden. Von außen sah es nicht sehr vertrauenerweckend aus. Hinter der abgewetzten Theke des Empfangs stand eine rundliche Frau, die ein dickes, gestricktes Dreieckstuch um die Schultern geschlungen hatte. Sie war gerade dabei, ein neues anzufertigen. Die Nadeln klapperten und klirrten.
Wieder kramte Lieselotte alle ihre Englischkenntnisse zusammen und erklärte, was sie wollten. Die Frau schien nicht im geringsten überrascht. Allerdings wollte sie Geld sehen. Die Knickerbocker legten den Großteil der Geldscheine auf den Tisch, die sie in den Taschen hatten, und erhielten dafür zwei Zimmerschlüssel.
Neben dem Hotel befand sich ein Hamburger-Restaurant, wo sie noch schnell ihren Hunger stillten, bevor sie zu Bett gingen. Es war erst kurz nach acht Uhr. In den vergangenen Stunden hatte sich so viel ereignet, wie sonst nur in drei Monaten.
Axel stellte den Wecker seiner Armbanduhr auf zwei Uhr in der Früh, legte sich zurück und schlief schnell ein.
Was würde die Nacht bringen?
Schreie in der Nacht
Piep-piep-piep-piep! Axels Uhr stieß jede Sekunde einen Piepton aus. Die vier Knickerbocker hörten es nicht. Sie hatten die Köpfe tief in die Kissen gebohrt und schliefen. Piep-piep-piep-piep! Die Uhr gab nicht auf. Es war zwei Uhr in der Früh: Weckzeit!
Irgendwo in der Weite der Träume von Axel und Dominik ertönte ein leises Piepsen. In Dominiks Traum war es ein weißes Schwein, das auf ihn zustürmte. In Axels Traum kamen die Laute
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