Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla
anderen Knickerbocker packten ihn an den Armen und Beinen und zogen ihn zur Seite. Axel war am ganzen Körper schweißnaß. Er zitterte und bebte.
„Was ist das da?“ fragte Poppi. Lieselotte, die sich neben Axel gekauert und ihre Arme um ihn gelegt hatte, schüttelte den Kopf. „Eine Falle... oder so was Ähnliches!“ Dominiks Meinung lautete anders. „Ich könnte es auch für einen Brunnen halten.“ Axel stotterte beim Sprechen. „Mir... mir... egal... ich... das wäre... ich wäre fast abgestürzt!“ stieß er hervor.
Aus der Tiefe des Loches kam eine schwache, heisere Stimme. „Da ist jemand unten!“ keuchte Poppi. Dominik robbte auf dem Bauch zum Rand des Loches und leuchtete in die Tiefe. „Eine Frau... eine gefesselte Frau ist es!“ meldete er. „Das Loch ist so eng, daß sie ihre Arme und Beine angezogen hat. Das muß entsetzlich sein. Außerdem ist sie verschnürt wie ein Postpaket.“ Poppi kroch neben ihren Kumpel und warf einen Blick hinunter. „Das ist die Frau, die ich gesehen habe!“ japste sie. Dominik erkannte an der Wange der Frau einen breiten, grauen Streifen, der wie ein Hautfetzen weghing. „Das ist das Klebeband, mit dem sie geknebelt war. Es ist ihr gelungen, das Zeug abzustreifen!“ kombinierte er. Allerdings war das zur Zeit völlig unwichtig.
„Wir müssen die Arme retten. Sie sitzt seit über zwölf Stunden dort unten“, sagte Lieselotte. „Retten? Wie? Ohne Seil?“ meinte Dominik.
„Mach deine Glubschaugen auf, Dicker!“ fauchte das Superhirn und leuchtete auf den Steinboden neben dem Loch. Dort lag, fein säuberlich aufgerollt, ein dickes Tau. Lieselotte drückte es ihren Kumpels in die Hand und befahl: „Ihr haltet es trotzdem. Ich klettere hinunter und helfe der Frau. Axel, gib mir dein Taschenmesser!“ Der Junge zog das Schweizermesser heraus und legte es in Lilos Hand. Poppi, Dominik und er packten das Tau, und Lilo begann mit dem Abstieg. Als geübte Bergsteigerin war er für sie nicht allzu schwer. Allerdings gab es ein Problem. Die Röhre, die in die Tiefe führte, war so schmal, daß das Mädchen ständig mit den Knien und den Ellbogen gegen die Wände stieß. Auf dem Boden des Loches war nicht einmal genug Platz für die Frau und Lieselotte. Das Superhirn blieb wie Tarzan am Seil hängen, klappte das Messer aus und streckte es nach unten. Die Frau hob die gefesselten Arme, und Lieselotte schnitt die dünnen Nylonseile durch. Von den Fußfesseln konnte sich die Frau selbst befreien.
Lieselotte wollte mit dem Aufstieg beginnen, bemerkte aber, daß er fast unmöglich war. Zum Klettern blieb nicht genug Platz. Ihre Knickerbocker-Kumpels mußten sie nach oben ziehen.
Mit vereinten Kräften schafften sie es auch. Gleich darauf ließen sie das Seil wieder in die Tiefe und beförderten nun die Frau aus ihrem engen Gefängnis. Sie war völlig erschöpft und blieb stöhnend auf dem Boden liegen. Ihre Arme und Beine waren steif und unbeweglich. Die Enge des Loches und die Kälte, die dort unten herrschte, hatten sie sehr hergenommen. „Guten Tag!“ sagte Lieselotte, weil ihr nichts anderes einfiel. Die Frau blickte sie an und keuchte heiser: „Buenos dias... äh... buenas noches... (= Gute Nacht)!“ - „Wir sprechen leider kein Spanisch!“ erklärte Lilo. „Do you speak English?“ Die Frau nickte. Zusammengekrümmt lag sie noch immer auf dem kalten Boden. „Los, schiebt ihr unsere Badetücher unter!“ sagte Dominik. Die KnickerbockerFreunde betteten sie auf die weichen Frottiertücher, und die Frau nickte dankbar. Auf englisch erkundigte sie sich: „Wer... seid ihr?“ Die Knickerbocker stellten sich kurz vor und erzählten von dem Überfall, den sie beobachtet hatten. „Es war Sebastian Fernandez, richtig!“ stöhnte die Frau. „Er hat mich überwältigt, gefesselt und in dieses Loch hinuntergestoßen.“
Lieselotte erklärte der Frau, wie sich die Sache tatsächlich verhielt. „Aber wer sind Sie?“ wollte sie wissen. „Wieso sind Sie zum Schloß gekommen?“
„Mein Name ist Klara“, stellte sich die Frau mit dem langen Haar vor. „Ich leite eine Tierschutzorganisation. Sie heißt ,Tiger- zahn’. Sebastian Fernandez ist Mitglied und ein großartiger Mitarbeiter. Ich bin gekommen, weil er etwas für unsere Aktion Gigantisches vorhatte: Er wollte sein Vermögen, das er geerbt hat, ,Tigerzahn’ schenken. Wir wollten beginnen, den genauen Vertrag auszuhandeln und alles vorzubereiten.“
Lieselotte schluckte. „Er wollte Ihnen sein
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