Die Knickerbocker Bande 25 - Der grüne Glöckner
schüttelte den Kopf. „Er wollte es nicht verraten. Er sagte, es dürfe niemand mehr in diese Sache hineingezogen werden. Aber wir sollen auf keinen Fall die Polizei einschalten, da für Nicole sonst Lebensgefahr bestünde.“
Axel wurde manches klar: „Poppi und Dominik sind wahrscheinlich bei Nicole. Sie wurden mit ihr entführt!“ Die beiden Knickerbocker-Freunde waren entsetzt. Sie mußten etwas unternehmen und ihren Kumpel helfen. Selbstverständlich auch Nicole. Aber sie hatten keine Anhaltspunkte.
„Mein Bruder hat etwas gefaselt von... ich muß dorthin zurück, wo mein Glück begann... Glück, an dem Blut haftet. Ich denke, er dreht durch.“
Für Lilo und Axel hörte sich das zwar auch verwirrt an, aber sie waren sicher, daß dieser Satz einen wichtigen Hinweis enthielt.
Das Telefon kam in dieser Nacht nicht zur Ruhe. Es läutete abermals, und Nicoles Vater hob den Hörer ab, als stünde er unter Strom. Er meldete sich und machte ein erstauntes Gesicht. Schließlich reichte er den Hörer an Lieselotte weiter. „Für dich... mein Cousin Henry... Woher kennt er dich?“
Lieselotte schnappte den Hörer und rief: ,Ja, hallo, Onkel Henry, haben Sie es gefunden?“
„Ja! Ich habe es! Und es ist tatsächlich der Hintergrund darauf. Es gibt für mich keinen Zweifel, wo sich der Glockenturm befunden haben muß. Es ist ein Platz am Ufer der Seine - das ist der Fluß, der durch Paris fließt. Nicht weit von der Freiheitsstatue entfernt.“
Lieselotte glaubte, sich verhört zu haben. „Die Freiheitsstatue ist doch in Amerika im Hafen von New York“, meldete sie.
Henry wurde ungeduldig. „Jajaja, Mädchen, stimmt schon. Aber die Freiheitsstatue ist ein Geschenk Frankreichs an Amerika zur Unabhängigkeit, und eine verkleinerte Nachbildung steht auf einer Brücke, nicht weit vom Eiffelturm entfernt. Auf dem Originalbild war sowohl der Turm als auch die Statue zu sehen. Von der Spitze des Eiffelturmes zur Spitze der Fackel der Freiheitsstatue war sogar eine Linie gezogen. Sie ging dann gerade weiter und traf genau auf den Schutthaufen, auf dem der Grüne Glöckner tanzt. Dieser Punkt muß zu finden sein. Ich kenne mich in dieser Gegend aus.“ Onkel Henry nannte ein paar Gassen, in denen er den früheren Standpunkt des Glockenturmes vermutete.
Lieselotte kritzelte die Namen hastig auf den Notizblock, der neben dem Telefon lag. „Wir... wir... werden uns das ansehen“, meinte sie und bedankte sich bei dem Mann. Als sie auflegte, traf sie der strenge Blick von Nicoles Vater.
„Ihr werdet nichts tun, sondern nur hierbleiben“, schärfte er dem Superhirn ein. „Ich verbiete euch, nur einen Schritt aus dem Haus zu machen. Geht in Nicoles Zimmer und bleibt dort. Das heißt, vorher will ich wissen, wer eure Eltern sind. Wo befinden sie sich?“
Axel vermutete, daß sich sein Vater im Gästehaus neben dem Schloß aufhielt, und zog dann mit Lieselotte in Nicoles ChaosZimmer ab.
Nun liefen hier Axel und Lilo auf und ab. Sie hatten Angst um ihre Kumpel und um Nicole. Beide machten sich Vorwürfe, daß sie sich getrennt hatten. Andererseits wollten sie nicht untätig herumlungern. Sie hatten immerhin den Hinweis auf den Standort des Glockenturmes. Sie wollten wenigstens dort ein bißchen herumschnüffeln. Vielleicht entdeckten sie eine Spur.
Erschöpft und entmutigt ließen sie sich schließlich auf Nicoles Bett fallen und starrten zur Decke. Mindestens eine Stunde hatten sie vor sich hin gegrübelt, als im Nebenraum ein heftiges Gurren und Flattern zu hören war.
Lilo richtete sich kerzengerade auf. „Die Brieftaube... sie ist zurück!“ murmelte sie. „Nicole wollte Poppi doch zeigen, wie gut ihre Brieftauben sind. Axel, halte die Daumen, daß mein Gedanke stimmt“, flüsterte das Mädchen und sprang aus dem Bett. Es eilte in die Dachkammer zu dem Taubenschlag und knipste das Licht an. Prüfend ließ Lilo ihren Blick von einer Taube zur anderen streifen. Hatte irgendeine vielleicht eine kleine Metallkapsel an dem Bein befestigt, in der sich eine Nachricht befand?
Lilos Herz schlug schneller. Eine Taube trug tatsächlich eine glänzende Metallkapsel. Langsam ließ das Mädchen seine Hand in den Käfig gleiten und griff nach dem Tier...
Ohne mich!
Es gelang Lieselotte, die Taube zu nehmen und die Kapsel aufzuschrauben. In ihr steckte tatsächlich ein winziger Zettel aus Seidenpapier, der höchstens viermal so groß wie eine Briefmarke war. Die Botschaft, die er enthielt, war kurz und deutlich:
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