Die Knickerbocker Bande 26 - Im Dschungel verschollen
schrieb: „Wir können Deutsch und ein bißchen Englisch und heißen Axel und Poppi!“
Diego de Riviera zog erstaunt die Augenbrauen hoch und fragte auf deutsch: „Wie kommt ihr hierher? Wer hat euch den Jaguar auf den Hals gehetzt, und warum wollte euch dieser seltsam kostümierte Typ ans Leben?“
Jetzt hieß es gut schwindeln! Die Antwort mußte so perfekt sein, daß der Mann sie glaubte und nicht mehr daran zweifelte, die beiden Knickerbocker beschützen zu müssen.
Axel kritzelte ihre angebliche Leidensgeschichte auf den Block: „Vor einem Jahr sind wir mit unseren Eltern nach Rio gekommen. Urlaub! Am Strand haben wir eine Frau kennengelernt, die uns eingeladen hat, ihre Kinder-Samba-Schule zu besuchen. Wir sind allein hingegangen und dort betäubt worden. Als wir erwachten, konnten wir nicht mehr sprechen. Wir wurden weggebracht, in eine Kohlenmine, wo wir wie Sklaven schuften mußten. Wir konnten nicht fliehen. Aber vor drei Tagen haben sie uns laufen lassen. Wir wußten nicht warum, bis wir bemerkt haben, daß dieser Jaguar-Mann hinter uns her ist! Er jagt uns wie Tiere. Es macht ihm Spaß, uns zu verfolgen und dann laufenzulassen. Wir sind verzweifelt und wissen nicht mehr ein und aus. Bitte, helfen Sie uns.“
Diego de Riviera schien zu überlegen, ob er diese Geschichte glauben sollte. Er betrachtete sie prüfend und schüttelte schließlich den Kopf.
„O nein“, dachte der Junge. „Er nimmt mir mein Märchen nicht ab und wirft uns wieder hinaus. Ich habe wahrscheinlich zu dick aufgetragen... “
Axel und Poppi zogen ängstlich die Köpfe ein.
Die Zeit läuft
„So verrückt und fröhlich die Menschen in diesem Land trotz Armut sein können, so grausam und brutal sind sie manchmal gegen alle, die sich nicht wehren können. Ihr müßt Entsetzliches durchgemacht haben. Morgen bringe ich euch gleich zur Botschaft eures Heimatlandes. Die Schrecken sind vorbei, das verspreche ich euch!“
Diese Worte waren für die Knickerbocker eine Erlösung. Sie hatten allerdings ein schlechtes Gewissen, weil sie diesen freundlichen und herzlichen Mann anlügen und bestehlen mußten, um ihre Kumpel zu retten.
„Eine Frage habe ich noch“, setzte Diego de Riviera fort.
Die Junior-Detektive blickten ihn fragend an.
„Was hat euch ausgerechnet in diesen Teil der Stadt verschlagen?“
Axel wurde siedendheiß. Was sollte er antworten? Schließlich zuckte er nur mit den Schultern und deutete an, daß sie auf der Flucht gewesen und hierher gelaufen wären.
Diego de Riviera ließ es dabei bewenden und nickte zufrieden. Er führte die beiden in das riesige Wohnzimmer, das mit Marmor ausgelegt war.
Verlegen lächelnd legte der Mann Decken auf seine weißen Polstersessel, bevor er den Knickerbockern einen Platz anbot. „Entschuldigt, daß ich euch nicht sofort geholfen habe, aber... ich... ich habe nicht gewußt, ob es sich nicht um ein abgekartetes Spiel handelt, um mich zu überfallen. Ich bin natürlich sehr mißtrauisch und ... na ja ... ist egal!“
Axel hatte das Gefühl, daß ihnen der Mann vertraute. Er sprach ganz ungezwungen mit ihnen. „Ich versuche immer wieder, armen Kindern zu helfen. Manchmal mit Erfolg“, berichtete de Riviera. „Manchmal ist es aber auch sehr enttäuschend.“
An einer Wand entdeckte Axel ein großes gerahmtes Foto. Es zeigte ihren Retter mit zwei anderen Männern. Alle drei trugen Raumfahreranzüge und hielten ihre Helme unter dem Arm. Hinter ihnen war die Einstiegsluke einer Rakete zu erkennen. Überrascht erhob sich der Junge und humpelte auf das Bild zu. Ihm tat zwar nichts weh, aber er fand, daß Hinken dem Eindruck, den er vermitteln wollte, nur förderlich sein konnte.
Er betrachtete die drei Männer auf dem Foto. Einer hatte ein von Sommersprossen übersätes Gesicht und kurze, rotblonde Haare. Er strahlte siegessicher. Der andere blickte etwas zweifelnd drein und besaß ein hartes, kantiges Gesicht. Axel deutete auf den dritten und drehte sich verwundert zu de Riviera um.
„Der mit den roten Haaren heißt Morris MacMillan, der andere ist John Landers und der dritte... ja, das bin ich!“ sagte dieser, und der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Vor zwei Jahren war ich der erste Brasilianer im Weltraum. Ich nahm an einem Raumflug im berühmten Spaceshuttle teil. Wir sind drei Tage um die Erde gekreist und haben an Bord verschiedene Experimente gemacht. Einige waren sehr erfolgreich, einige gingen leider daneben. Na ja, nach meiner
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