Die Knickerbocker Bande 27 - Im Tal der Donnerechsen
mit den Gaunern aus dem Tal der Donnerechsen unter einer Decke steckt. Was haben sie mit euch gemacht? Eine Gehirnwäsche? Oder haben sie euch vielleicht so viel Geld angeboten, daß ihr schwach geworden seid?“
Klatsch! Diesmal gab es eine Ohrfeige für Axel. Lieselotte funkelte ihn wütend an und fauchte: „Vorgartenzwerg, reg dich ab. Ich will auch nichts mehr mir dir zu tun haben. Wenn jemand von mir behauptet, daß ich mich mit Geld bestechen lasse, dann ist er ein Schwein!“
„Was soll der Krach?“ mischte sich eine bekannte Stimme ein. Frau Ogrusek war aus ihrem Zimmer getreten und musterte die Bande fragend. An einer Antwort war sie aber gar nicht interessiert. „Ich habe mit eurem Onkel gesprochen. Er will von euch noch andere Fotos und Berichte. Heute werden wir Sumo-Ringer besuchen und dort einige Bilder von euch schießen.
Die Reportage erwartet er bis heute abend. Ich habe mich erkundigt. Es gibt richtige Schau-Kämpfe in der Stadt. Sie verlaufen nicht nach den strengen Regeln des Sumo-Ringens, aber die Kämpfer sind genauso fett wie die echten Sumos. Für meine Fotos ist das die Hauptsache.“ Axel verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Ich mache nicht mehr mit!“ Aber die Fotografin wischte diesen Satz einfach weg. „Ihr vier habt diese Aufgabe übernommen und werdet sie jetzt auch ausführen. Disziplin, junge Freunde, Disziplin!“
Axel wurde halb wahnsinnig. Noch nie hatte es einen solchen Streit innerhalb der Knickerbocker-Bande gegeben. Die Ungewißheit, was geschehen war, während er sich in den Händen der Entführer befunden hatte, ließ ihn verzweifeln. Außerdem wurde alles immer verwirrender. Es mußte noch einen Dieb in dem Appartement geben. Der hatte nämlich die falsche Spielkassette aus der Schatulle gestohlen. Da sich in der Wohnung aber nur der Koch und Onkel Yoritomo befunden hatten, kamen auch nur die zwei in Frage. Aber weshalb stahl Dominik? Seit wann war ein Knickerbocker auf die Gaunerseite gewechselt?
Am späten Vormittag trafen Axel und der Rest der Knickerbocker-Bande in einer großen Sporthalle ein. Während der ganzen Fahrt hatte der Junge kein Wort mit seinen früheren Freunden gewechselt. Er mißtraute ihnen und hatte sogar Angst vor ihnen. Axel wurde den Verdacht nicht los, daß der Zwischenfall mit den Tyrannosauriern nur ein kleines Steinchen in einem riesigen Mosaik war. Aber was war das Mosaik?
In der Halle befanden sich hunderte Menschen, die rund um ein kniehohes Podest saßen, auf dem zwei unfaßbar fette, fast nackte Männer standen. „Tragen die Windelhosen, oder was?“ kicherte Poppi. „Es handelt sich hierbei um Sumo-Ringer mit ihren Sumo-Gürteln. Mehr dürfen sie beim Kampf nicht tragen!“ belehrte sie Dominik. „Bitte, beachte ihr Haar. Sie haben es zu einem Knoten aufgesteckt, was früher nur den Samurai-Kriegern erlaubt war. Ein Sumo-Ringer wiegt bis zu 165 Kilogramm! Früher kämpften sie auf Leben und Tod. Heute gilt es nur noch, den Gegner umzuwerfen.“ Lilo beobachtete, wie die Kämpfer ihren Mund ausspülten und etwas Weißes auf die Kampffläche streuten. „Die Ringer spülen ihren Mund vor dem Kampf immer mit ,Kraftwasser’ aus und streuen danach Salz“ erklärte Dominik. „Aber nicht, weil hier Glatteis herrscht, sondern weil damit böse Geister verscheucht werden sollen.“ Die beiden kugelbäuchigen Männer stellten sich gegenüber auf, starrten einander in die Augen und traten von einem Bein auf das andere.
Hilda Ogrusek drängte sich bis zur ersten Reihe vor, wo sie ihre Tasche mit der Fotoausrüstung abstellte, die Kamera herausholte und anschließend die Sumo-Ringer bei ihren Kampfvorbereitungen von allen Seiten knipste. „So, und jetzt mit euch!“ sagte sie zu den vier Knickerbockern. „Ich gehe aber nicht in den Ring zu den Fettmöpsen!“ protestierte Poppi. Frau Ogrusek schnaubte ungeduldig. „Du sollst dich davorstellen, dummes Ding!“ Poppis Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen: „Griesgram-Grunz-Ziege!“ zischte sie, tat aber dann, was von ihr verlangt wurde.
Artig setzte Axel sein Zahnpastalächeln auf und grinste in die Kamera. Aus den Augenwinkeln erkannte er aber, wie ein dünner Arm sich zwischen den Zuschauern durchbohrte, die hinter der Fotografin saßen und heftig über die Frau schimpften. Axel drehte den Kopf und sah tatsächlich einen Arm. Er war von knapp über dem Handgelenk bis zur Schulter mit wilden, verschlungenen Ornamenten und Mustern verziert. Es mußte sich um
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