Die Knickerbocker Bande 27 - Im Tal der Donnerechsen
und salzige Gerichte gab es da.
Anschließend an die Mahlzeit legte sich Lilo in dem großen Wohnraum auf ein Polstermöbel, das die Form einer Muschel hatte. Sie blickte durch die riesige Glasscheibe auf das Lichtermeer der Stadt und knetete ihre Nasenspitze. Irgendwie war ihr der ganze Fall plötzlich zu einfach und zu durchsichtig. Großvater Masujiro hat ein Geheimnis, das er nur seinem Enkel und Haupterben mitteilen möchte. Dafür benutzt er die Computerspiel-Kassetten. Was die „Goldene Stadt“ sein kann, weiß allerdings sogar der Techniker in der Firma. Falls seine Erklärungen stimmten, dann erwartete Shotoku tatsächlich ein Schatz. Sowohl die Unterwasser-Stadt als auch das Vorkommen des Mikrochip-Rohmaterials wären unglaubliche Funde. Aber wozu die Geheimnistuerei? Was gab es zu verbergen? Wem nützte es, die „Goldene Stadt“ zu finden? Befand sie sich tatsächlich im Tal der Donnerechsen, dann gehörte sie ohnehin Shotoku und keinem anderen.
Daraus folgerte das Superhirn: Hinter dem Decknamen „Goldene Stadt“ versteckte sich etwas ganz anderes. Wieso war ihr das nicht früher eingefallen. Warum hatte sie sich so lange blenden lassen? Es gab so viele Fragen, aber so wenige Antworten!
Axel ließ sich neben Lilo nieder und erzählte ihr leise von dem Verdacht, der ihm vorhin gekommen war. Zu seiner Überraschung fand ihn das Mädchen gar nicht weit hergeholt. „Das einzige, was mich stört, ist die blonde Perücke. Aber unter dem weiß geschminkten Gesicht der Frau kann sich ohne weiteres ein Mann verbergen. Dominik hat mir irgend etwas von einem Theater in Japan erzählt, in dem immer ältere Männer die Frauenrollen spielen!“ Sie rief nach ihrem Kumpel, der ihnen genaue Auskunft geben konnte. „Das stimmt. Die Theaterform heißt Kaibuki. In den Stücken werden wilde Schauergeschichten von großen Helden, Herz-Schmerz-Liebes-Abenteuern und grimmigen Kämpfen erzählt. Manchmal glaubst du, auf der Bühne ein junges Mädchen zu sehen, dabei ist es in Wirklichkeit ein 60jähriger Mann. Die weiße Schminke, die schwarzen Augenlinien, der rote Lippenstift und seine perfekten Bewegungen täuschen darüber hinweg.“
Das Superhirn starrte in die Luft und überlegte: „Eigentlich ist Onkel Yoritomo Hauptverdächtiger Nummer eins. Es geht um etwas sehr Wertvolles. Er hat nur wenig geerbt und möchte sich auf diese Art noch etwas holen. Wahrscheinlich weiß er auch, was die ,Goldene Stadt’ bedeutet. Er hat Tätowierungen, wie die blonde Japanerin auch. Daß er schon einmal selbst auf die schiefe Bahn geraten ist, hat nichts damit zu tun. Jeder Mensch kann sich bessern. Lieselotte staunte. Die Lösung des Falles schien so nahe. Auf jeden Fall wollte sie für einen Notfall gerüstet sein. „Sagt, gibt es hier irgend etwas, das man nicht abwaschen kann... von der Haut... für ein paar Tage?“ fragte sie ihre Kumpels.
Axel lief in Shotokus Zimmer und suchte. Er hatte auch Glück. Shotoku war an manchen Tagen ein ganz normaler Junge, der zum Beispiel Modellflugzeuge baute und bemalte. Aus eigener Erfahrung wußte Axel, daß dieser Lack von der Haut nur sehr schwer zu entfernen war. Es dauerte oft zwei bis drei Wochen, bis die Flecken verschwanden.
Lieselotte lobte ihren Kumpel und bat Dominik, bei einem kleinen Täuschungsmanöver mitzuspielen. Die beiden waren jetzt ausgelassene, dumme Kinder, die durch das Wohnzimmer tobten. Dabei versuchte Lieselotte, ihren Kumpel mit Modellbaulack zu bemalen. Dominik kreischte so laut, daß Shotokus Onkel in den Raum gestürzt kam. Er lief auf Lieselotte zu und versuchte, ihr den kleinen Lacktiegel zu entreißen. Genau darauf hatte das Superhirn gehofft. Es kippte das Gefäß, und der Lack ergoß sich über die Hand des Japaners. Onkel Yoritomo fluchte und schimpfte. Weniger über die Farbe auf seiner Hand, als über die Flecken auf dem Boden. Er schickte die Knickerbocker sofort ins Bett und kündigte an, sie bereits am nächsten Morgen in das Tal der Donnerechsen zurückfliegen zu lassen. Sie sollten ihre Sachen holen und dann nach Europa zurückfliegen. „Das werden wir machen!“ dachte Lilo., Aber zuerst gibt es noch etwas Wichtiges zu tun!“ Erst jetzt kam dem Mädchen etwas zu Bewußtsein. Es ging nach wie vor um ein Leben. Das Leben von Shotoku. Nur weil das Mörderding aus seinem Zahn entfernt war, war er noch nicht in Sicherheit...
Die Tür im Vulkan
„Axel... Axel, wach auf... Ich weiß es jetzt! Ich habe es herausgefunden.“ Der
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