Die Knickerbocker Bande 35 - Die Geisterreiter
erst jetzt gesucht und nicht gleich nach dem Tod des Malers?
Mr. Gilles hat etwas herausgefunden
Das Wartezimmer von Doktor Kirk war gesteckt voll, als Axel und Dominik eintraten. Neugierig wurden sie von den wartenden Leuten gemustert. Es handelte sich vor allem um ältere Damen, die alle sehr gepflegt und wohlhabend aussahen und auffallend viel Schmuck trugen.
Dominik, der ein großartiger Beobachter war, stellte etwas Erstaunliches fest. „Die sehen alle aus, als würden sie auf eine Party gehen. Sie wirken so herausgeputzt!“ überlegte er.
Die Tür des Behandlungszimmers wurde aufgerissen, und ein kräftiger Mann mit einem stattlichen Bierbauch stürmte heraus. „Ich hoffe, ich sehe Sie nicht so bald wieder, Doktor!“ rief er mit bebender Stimme.
„Wenn Sie mit meinen Diensten nicht zufrieden sind, gehen Sie doch um Himmels willen zu einem anderen Arzt!“ riet ihm Doktor Kirk, der ebenfalls sehr erregt zu sein schien.
„Der nächste Quacksalber ist fast 20 Meilen entfernt: ich fahre sicher nicht so weit, um mir ein Päckchen Kopfschmerztabletten zu holen!“ schnaubte der Mann.
Die zierlichen Damen verfolgten den Wortwechsel wie ein Tennisspiel.
„Ich hoffe, Sie sind zu Ihren Klienten freundlicher als zu mir, Herr Anwalt!“ dröhnte Doktor Kirk. Sein gespanntes Gesicht war fast so rot wie sein Haar, und die Augen traten weit heraus.
„Das bin ich, Herr Doktor. Nicht wahr, meine Damen?“
Die Frauen kicherten verlegen und taten so, als würden sie sich wieder in die bunten Blätter vertiefen, von denen sie aufgesehen hatten.
Mit schnellen Schritten verließ der Anwalt die Arztpraxis.
Doktor Kirk fuhr sich durch das Haar, wischte mit der Hand über sein Gesicht, setzte ein strahlendes Lächeln auf und meinte: „Meine Damen, wen darf ich als nächste bei mir begrüßen?“ „Bitte, wir haben nur eine kurze Frage!“ meldete sich Axel.
Die Damen funkelten den Jungen böse an. Axel kümmerte sich nicht darum, sondern drängte sich an Doktor Kirk vorbei in das Behandlungszimmer.
„Halten Sie uns jetzt keine Predigt, sondern geben Sie uns nur eine Antwort. Dann sind Sie uns gleich wieder los!“ sagte Axel entwaffnend.
Der Arzt ließ sich hinter seinem Schreibtisch in einen hohen Lehnstuhl sinken und machte eine auffordernde Kopfbewegung.
„Wir möchten nur die Adresse der alten Frau haben, die Mr. Saxon den Haushalt geführt hat!“
Doktor Kirk war verwirrt. „Wozu braucht ihr die?“ wollte er wissen.
„Wir möchten die Frau gern besuchen!“
Der Arzt blätterte in seiner Kartei und zog eine Karte heraus. „Ihr meint Maggie - sie ist schon ein wenig seltsam im Kopf. Sie lebt nicht weit von Green Cottage. Vielleicht zwanzig Minuten zu Fuß. Maggie bewohnt einen alten Hof, der ziemlich heruntergekommen ist: Porters Farm. So viel ich weiß, gibt es sogar einen Wegweiser. Ihr könnt das Haus nicht verfehlen.“
Axel wollte die Gelegenheit nutzen und noch etwas in Erfahrung bringen. „Ulrika behauptet, daß Mr. Gilles mit Mr. Saxon kurz vor dessen Tod Streit hatte. Wissen Sie etwas darüber?“
Der Arzt runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nichts. Ich wußte nicht einmal, daß die beiden etwas miteinander zu tun hatten. Aber vielleicht hat ihm der alte Saxon erklärt, daß es eine Kulturschande ist, ein Haus wie das von Gilles mit Blümchentapeten zu verunzieren!“ Doktor Kirk lachte laut über seinen Scherz. Plötzlich aber wurde er wieder ganz ernst und meinte: „Sonst noch etwas? Ich habe nämlich keine Zeit...“
Axel und Dominik ließen es dabei bewenden und verabschiedeten sich.
Fast gleichzeitig trafen die vier Knickerbocker-Freunde in der Halle ein, wo sie bereits erwartet wurden.
Auf einem der alten, zerschlissenen Stühle saß Mr. Gilles. Er hatte seinen grauen Hut auf den Knien und drehte ihn verlegen zwischen den Fingern. Es war ihm anzusehen, daß er großen Kummer hatte.
Als er die vier Junior-Detektive erblickte, sprang er auf und lief ihnen entgegen. Er schüttelte jedem überschwenglich die Hand, und Dominik hatte das Gefühl, daß er ihnen etwas vorspielte. „Meine Frau und ich... wir wollten uns bedanken, für eure Hilfe. Aber... es ist nicht mehr nötig, daß ihr euch um Ulrika kümmert. Wir... wir... haben einiges herausgefunden. Durch Zufall. Es ist alles nur so gekommen, weil sie auf eine teure Privatschule gehen möchte, die wir uns nicht leisten können. Aber wir werden das regeln. Ulrika braucht jetzt vor allem Ruhe,
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