Die Knickerbocker Bande 35 - Die Geisterreiter
die Hand. Doch dann zauderte er und blickte sich um. Wo waren seine Freunde?
Dominik und Poppi waren gut zehn Schritte hinter ihm stehen geblieben und warteten gespannt.
„Ihr Feiglinge, kommt her!“ zischte Axel wütend.
Widerstrebend näherten sich die beiden jüngeren Mitglieder der Bande dem Jungen.
Axel packte den Eisenring, der an der Tür montiert war, und klopfte damit. Dreimal. Vorsichtig wich er dann ein Stück zurück und blickte an der Außenwand des Hauses empor. Wurde ein Licht aufgedreht? Nein, es blieb dunkel.
„Noch einmal!“ flüsterte Dominik.
„Klopf doch selbst!“ brummte Axel.
Dominik schluckte, atmete tief durch und tat es. Aber auch er hatte nicht mehr Glück. Entweder schlief Maggie bereits wie ein Murmeltier, oder sie war ausgegangen.
Aus dem Stall kam das Wiehern eines Pferdes. Die Knickerbocker-Freunde horchten auf. Sie blickten einander fragend an und schlichen dann zu dem Nebengebäude. Der Riegel der Holztür war abgegriffen und feucht, ließ sich aber ohne Widerstand zur Seite schieben. Warme, ein wenig stinkende Stalluft schlug den dreien entgegen. Eng aneinander gedrängt zwängten sie sich in den Stall und ließen die Lichtkegel ihrer Taschenlampen durch den Raum wandern.
In einer Box stand ein stämmiges Pferd, das nicht besonders edel, aber durchaus gut gepflegt aussah. Es zupfte an einem Ballen Heu und schnaubte ein wenig. Unruhig scharrte es mit den Hufen und warf den Kopf hin und her. Es schien über den unerwarteten Besuch alles andere als erfreut zu sein.
An der linken Wand türmte sich verschiedenes Gerümpel. Dominik entdeckte etwas neben der Tür und sagte leise: „Nicht erschrecken!“ Er hob die Hand, es klickte, und gleich darauf brannten drei nackte Glühbirnen an der Decke. „Ein Glück, daß der elektrische Strom in diese Bruchbude schon Einzug gehalten hat!“ murmelte der Junge.
Neugierig betrachteten die Knickerbocker die Kisten und Jutesäcke, die den größten Teil der rechten Hälfte des Stalles ausfüllten. Was da wohl drinnen war?
Eine Frage lag den Junior-Detektiven schon die ganze Zeit auf der Zunge. Axel war der erste, der es wagte, sie auszusprechen: „Ist das das Pferd des Geisterreiters?“
Poppi zuckte mit den Schultern. „Es leuchtet nicht und es sieht auch... anders aus... Ich glaube nicht!“
„Glaubt ihr, daß sich in den Kisten Sachen aus dem Haus von Mr. Saxon befinden?“ wollte Axel nun wissen.
„Wir sind weder Hellseher, noch haben wir Röntgenaugen!“ knurrte Dominik und begann seine Brille zu putzen.
„Ich finde... Lieselotte sollte dabei sein, wenn wir nachsehen, was in den Kisten und Säcken ist!“ entschied Axel.
Keiner widersprach ihm. Alle waren froh, die Farm wieder verlassen zu können.
Sie traten in die Nacht hinaus und wollten auf dem schnellsten Weg zum Internat zurückkehren. Dominik aber hatte vergessen, das Licht im Stall abzudrehen. Er betrat das Gebäude gar nicht mehr, sondern tastete nur von der Tür aus nach dem Schalter. Als er ihn zu fassen bekam, betätigte er ihn und lief dann zu seinen Freunden, die neben dem Lichtpfosten auf ihn warteten.
Als er zu ihnen trat, bemerkte er sofort, daß etwas geschehen sein mußte. Sowohl Poppi als auch Axel starrten mit großen Augen auf den Stall.
Dominik wandte sich um und schnappte nach Luft. Weglaufen oder nachforschen? Das war jetzt die Frage.
Die verbotene Tür
Lieselotte öffnete den braunen Karton und warf einen Blick hinein. Sie holte einen Zettel heraus und stellte fest, daß es sich um eine Art Lieferschein handeln mußte. Es fiel ihr schwer, ihn zu übersetzen, aber Lilo schaffte das Wichtigste: „Sechs Flaschen Theaterblut, drei Packungen Flammenpulver, ein Auslöser mit Zeitmechanismus, zehn künstliche Blitze... “
Das Paket kam aus London von einem Fachgeschäft für Theaterbedarf. Der Empfänger war Ulrika.
„Sie hat uns das alles nur vorgespielt... alles... die Botschaften und gestern die Sache im Eishaus... sie hat das inszeniert, um uns...“, Lieselotte stutzte. „Um uns zu erschrecken? Oder um uns zu zeigen, daß es ernst ist? Oder...?“
Jetzt wollte es das Superhirn genau wissen. Es schlich bis zum Fenster von Ulrikas Zimmer und spähte durch die Ritzen der Fensterläden. Sie sah die Scherengitter, die sich vor die Scheiben geschoben hatten, und erkannte zwei Beine auf dem Bett. Es waren dünne Mädchenbeine. Ulrika! Sie schien zu schlafen.
„Ulrika... wach auf! Ich bin es, Lieselotte. Bitte laß mich rein!“
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