Die Knickerbocker Bande 36 - Im Wald der Werwoelfe
Axel schließlich ins Freie. Die Nacht war besonders warm, und der Knickerbocker verzichtete auf seinen Jogginganzug. Ziellos lief er zwischen den Zelten umher.
Halt! War das dort drüben nicht Igor? Der Mond schien in dieser Nacht noch ein bißchen heller und beleuchtete das Lager besser als die Laternen, die in einem Abstand von ein paar Metern aufgestellt worden waren.
Kein Zweifel - gebückt, als wollte er unter allen Umständen verhindern, entdeckt zu werden, huschte Igor von Zelt zu Zelt. Sein Ziel war bald klar. Er wollte zum Hospitalzelt, und das enttäuschte Axel. Wahrscheinlich hatte der Helfer einfach noch zu tun.
Der Assistent der Ärztin blickte mehrere Male nach allen Seiten um sich. Erst als er sicher war, daß ihn keiner beobachtete - Axel hatte sich gut versteckt, sperrte er das Vorhängeschloß auf, das mit Hilfe eines Stahlbandes und zahlreicher Metallösen den Eingang sicherte.
Wie ein Wiesel schlüpfte Igor ins Innere des Zeltes. Axel wartete einen Augenblick und folgte ihm dann lautlos.
In der Krankenstation herrschte absolute Finsternis. Da er seine Taschenlampe nicht anknipsen konnte, ging Axel auf die Knie und spähte unter den Paravents durch.
Dort ... ein Lichtschimmer! Igor mußte sich in dem Teil aufhalten, wo das Labor untergebracht war.
Vor dem Zelt wurden Schritte hörbar. Axel stockte der Atem. Er krabbelte unter Igors Schreibtisch. Er konnte gerade noch hinter dem großen Papierkorb und dem Stuhl in Deckung gehen, als schon jemand das Zelt betrat.
Es war zu dunkel, um zu erkennen, wer es war. Der Eindringling war stehengeblieben. Im Labor klirrte und raschelte es. Mit schnellen Schritten huschte der Unbekannte auf die Stellwand zu. Ein dumpfer Schlag war zu hören, und Igor stöhnte kurz auf. Es polterte, und einige Gläser zerbrachen.
Axel schwitzte so sehr, daß ihm die Tropfen von der Stirn über die Nase liefen.
Wer immer auch gekommen war, verließ jetzt das Zelt. Axel blieb mindestens fünf Minuten regungslos in seinem Versteck. Erst dann wagte er sich langsam heraus und kämpfte mit sich, ob er in das Labor sehen sollte. Dort lag der bewußtlose Igor. Aber vielleicht ... war er auch ... tot! Vor seinen Augen tauchten Bilder von klaffenden, blutenden Wunden auf.
“Du mußt ihm helfen!” versuchte sich Axel zuzureden. Er packte den Griff seiner langen Taschenlampe und beschloß, sie als Schlagstock zu benutzen, wenn es nötig sein sollte.
Auf Zehenspitzen näherte er sich der Stellwand, die das Labor abtrennte. Er beugte sich vor und spähte in den Raum.
Auf dem Boden lag eine kleine, billige Taschenlampe. Daneben sah Axel eine verschlossene Stahlkassette, an der jemand mit einem Schraubenzieher hantiert hatte. Auf dem Tisch waren einige Glaskolben in Scherben gegangen. Dazwischen stand eine leere Kartei. Von Igor keine Spur. Er war verschwunden!
Schnell verließ Axel das Sanitätszelt und lief zu seiner Unterkunft zurück. Er kroch in sein Zelt und versuchte sich zu beruhigen, was ihm aber nicht gelang.
Was war da im Gang?
In der Ferne erhob sich wieder das mittlerweile schon vertraute Heulen der Wolfsmenschen. Axel stellte mit Entsetzen fest, welche Wirkung es auf ihn hatte. Er fühlte Erwartungen in sich aufsteigen und schien sich über die langgezogenen Laute zu freuen. Er schlüpfte in seinen Trainingsanzug und verließ das Zelt.
Der Mond war schon fast voll, und Axel blickte in das Licht, als würde er sich sonnen. Mehrere Male atmete er tief durch und begann dann auf den Wald zuzulaufen. Er wollte es so, und im Augenblick hatte er auch keinen Zweifel, daß es völlig richtig war, was er tat.
Diesmal kannte er den Weg bereits, und auf halber Strecke begegnete ihm Becky. Die beiden sahen einander lächelnd an und liefen Hand in Hand weiter.
Die Werwölfe erwarteten sie bereits, und eine neue Mischung magischer Kräuter lag in der Schale für das Feuer bereit.
Wie er in sein Zelt zurückgekommen war, wußte Axel auch diesmal nicht. Nachdem er die Düfte eingeatmet hatte, war er bewußtlos geworden.
Der Junge spürte, daß die Wolfsmenschen Macht über ihn hatten. Ihr Heulen schien Axel magisch anzuziehen. Er wollte sich dagegen wehren, hatte schon jetzt vor der nächsten Nacht schreckliche Angst - und freute sich gleichzeitig darauf.
Kalte Schauer krochen dem Jungen über den Rücken. Ihm war zum Heulen zumute.
Nach dem Frühstück nahm ihn Becky an der Hand und zog ihn fort. Sie hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen und berichtete, daß sie
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