Die Knickerbocker Bande 38 - Das Haus der Hoellensalamander
wurden.
“Wir?” Axel konnte es nicht fassen. Es wußte doch niemand, daß sie hier waren.
Lieselotte machte kehrt. “Hallo?” fragte sie und ihre Stimme zitterte hörbar.
Am anderen Ende der Leitung murmelte jemand sehr schnell und sehr leise. Lilo registrierte eine weibliche Stimme mit einem eigenartigen Akzent. Die Frau sprach eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Französisch.
“Kids, you've got to see it... danger ... pour moi ... die Welt muß es erfahren ... im Hafen ... das Piratenschiff ... the captain will take you ... Schwarze Insel. Bitte ... une catastrophe ... Gefahr sonst für immer ... please!”
Die Leitung wurde unterbrochen, und Lilo legte auf.
“Ist mir die Frage erlaubt, ob es sich um eine gute oder um eine schlechte Nachricht handelt?” fragte Al, als das Mädchen zurückkehrte.
Das Oberhaupt der Bande faßte sich und wollte sich nichts anmerken lassen, lächelte strahlend und sagte: “Alles wunderbar, danke! Wir wurden eben auf das Piratenschiff eingeladen!”
“Piratenschiff?” Die drei Knickerbocker starrten Lilo an, als hätte sie gerade den Weltuntergang angekündigt.
Al hingegen verzog keine Miene. Er fand überhaupt nichts Ungewöhnliches an Lilos Mitteilung. “Ach ja, diese Fahrt wird euch bestimmt viel Freude bereiten. Sie zählt zu den beliebtesten Attraktionen der Insel, findet aber nur an ungeraden Tagen statt. Es wundert mich, daß ihr heute fahren könnt. Aber ich bringe euch gerne zum Hafen.”
Die Fahrt zur Schwarzen Insel
Am äußersten Kai des Hafens, dort, wo man es nicht mehr erwartete, lag das Piratenschiff. Es war der Dreimaster, den Axel von seinem Zimmer aus in der ersten Nacht gesehen hatte - das Spukschiff, das im Unwetter vor der Küste gekreuzt war.
Al hielt an der Stelle, an der ein schräges Brett den Pier mit dem Schiff verband und als Auf gang diente. Er drückte mehrere Male auf die Hupe und sah sich suchend um. Es dauerte einige Minuten, ehe ein drahtiger alter Mann mit schneeweißem Haar und einem langen, in der Mitte geteilten Bart an Deck erschien. Er machte einen ziemlich verschlafenen Eindruck und fragte mißmutig, was los sei.
Die Knickerbocker-Bande und Al stiegen aus. Der frischgebackene Fremdenführer deutete auf die vier Freunde und erklärte dem Kapitän des Schiffes, was man von ihm wollte.
“Das ist der Mann, der mich vor den Barrakudas gewarnt hat!” stieß Dominik hervor.
Der alte Seebär drehte sich zu ihm um und grinste breit. In seinem Mund gab es nur noch wenige Zähne, was ihm etwas besonders Schrulliges verlieh. “Nein, nein ... heute keine Fahrt!” sagte er und winkte mit beiden Armen ab.
Lilo erinnerte sich, was die Frau gesagt hatte. “Es ist wichtig: Sie müssen uns zur Schwarzen Insel bringen.”
Bei diesem Namen riß der alte Mann erstaunt die Augen auf. Auch er verstand und sprach ein wenig Deutsch, das er im Umgang mit den vielen Touristen gelernt hatte. “Schwarze Insel? Schwarze Insel?” murmelte er vor sich hin.
“Wissen Sie nicht, wo die liegt?” erkundigte sich Lieselotte.
Der Kapitän des Piratenschiffes schüttelte zunächst den Kopf, nickte dann aber. “Weiß ich ... weiß ich ... wieso?”
“Bitte, es ist sehr wichtig!” sagte Lilo flehend.
Der Mann überlegte angestrengt. Während er nachdachte, lief er an Deck auf und ab und blieb plötzlich mit einem Ruck vor dem Hauptmast stehen. Poppi konnte erkennen, daß dort ein Messer steckte, mit dem ein Zettel im Holz des Mastes befestigt war. Der Kapitän las, was darauf stand, und winkte die Knickerbocker-Bande schließlich an Bord.
“Ahoi und gute Fahrt!” wünschte Al. “Ich werde mir erlauben, Sie hier zu erwarten, damit ich Sie zum Salamander-Haus zurückbringen kann. Wenn ich mir eine kleine Warnung erlauben darf: Käpten Ahab”, er deutete auf den Mann mit dem geteilten weißen Bart, “ist manchmal recht sonderlich.”
“He, Lilo, bist du sicher, daß wir das machen sollen? Warum willst du mit diesem Schiff fahren?” fragte Axel.
Das Mädchen erzählte ihm von dem merkwürdigen Anruf und meinte: “Tun wir es nicht, erfahren wir vielleicht nie, was hier los ist. Was soll schon geschehen? Käpten Ahab ist bestimmt harmlos und hat mit der Sache nichts zu tun. Sonst hätte er sich doch nicht so geziert.”
Der Boden unter ihren Füßen erbebte, und die Juniordetektive blickten einander überrascht an. Befanden sie sich nicht auf einem Segelschiff? Das Rütteln deutete zweifellos auf einen Motor hin.
Der Seebär
Weitere Kostenlose Bücher