Die Knickerbocker Bande 38 - Das Haus der Hoellensalamander
wickelte Axels T-Shirt darum. Das sollte ihr Griff werden.
Dann gab sie Axel ein Zeichen, ihr die Räuberleiter zu machen. Ihr Kumpel verschränkte die Finger, und das Mädchen kletterte an ihm nach oben. Lilo streckte die Arme aus und machte die Schultern so schmal wie möglich. Geschickt zwängte sie sich durch die enge rechteckige Öffnung. Mit vereinten Kräften hievten sie die anderen in die Höhe, bis sie die Arme zur Seite geben und sich selbst nach oben ziehen konnte.
Lilo saß nun auf dem Dach der schwankenden Gondel und bemühte sich, keinen Blick nach unten zu werfen. Sie wußte, daß Wasser von oben viel weiter entfernt aussah, als es in Wirklichkeit war. Sie hatte große Angst vor dem, was sie tun wollte, doch es blieb keine andere Wahl.
Sie warf das freie Ende des Drahtseils über das Tragkabel der Bahn und schlug drei verschiedene Knoten hinein. Diese Schlinge durfte sich nicht öffnen, sonst würde sie zwanzig Meter in die Tiefe stürzen. Aus dieser Höhe war ein Aufprall auf der Wasseroberfläche so hart wie eine Landung auf Beton.
Als Poppi und Dominik erkannten, was das Superhirn vorhatte, versuchten sie Lieselotte von ihrem Plan abzubringen. “Tu das nicht, nein! Wir warten noch!” riefen sie, aber Lieselotte wußte, daß sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen mußte.
Sie wollte sich zur Station auf der Insel abseilen. Wie eine lebendige Gondel würde sie am Tragseil in die Tiefe rasen. Das Mädchen konnte nicht vorhersehen, welches Tempo es erreichen würde.
Lilo hatte genug Kraft in den Armen und Fingern, um sich die kurze Strecke festzuhalten. Kritisch würde es bei der Talstation werden. Bremsen war unmöglich - deshalb würde sie sich kurz vor dem Ende der Seilbahn ins Meer fallen lassen. Der Abstand zwischen Seil und Wasser betrug dort höchstens zwei Meter. Sie mußte nur den richtigen Punkt erwischen.
Lieselotte schloß kurz die Augen, konzentrierte sich und ließ die Beine über die Kante der Gondel rutschen. “Festhalten, es wird gleich schaukeln!” rief sie warnend. Dann packte sie den Haltegriff und stieß sich ab. Wie ein Sandsack baumelte sie an der Doppelschlinge und geriet sofort in Fahrt.
Mit angehaltenem Atem beobachteten ihre Freunde durch das Fenster, wie sie Richtung Talstation sauste. Funken sprühten auf, wo die beiden Stahlseile aufeinander rieben.
Alles ging noch viel schneller, als Lieselotte es sich vorgestellt hatte. Ein Blick in die Tiefe zeigte, daß der Abstand zwischen ihren Beinen und dem Meer immer kleiner wurde.
Jetzt, jetzt war es so weit! Lilo ließ los und stürzte in die Tiefe. Sie war etwas zu früh drangewesen und fiel ungefähr vier Meter. Instinktiv blieb sie kerzengerade gestreckt und tauchte wie eine Nadel ins Wasser, das kaum spritzte.
So schnell sie konnte, kämpfte sie sich an die Oberfläche und kraulte zum Ufer der Insel. Sie kroch an Land und winkte ihren Kumpeln zu, daß alles in Ordnung war.
Da sie weder in der Talstation noch beim Eingang eine Gegensprechanlage, ein Haustelefon oder einen Klingelknopf entdecken konnte, umrundete sie das Muschelhaus. Sie gelangte zu einem goldfarbenen Sandstrand, der mit vielen Fahnen bepflanzt war. Zwischen zwei besonders prächtigen Bäumen stand ein hölzerner Pavillon.
Triefend naß taumelte sie darauf zu und traf dort die gesamte Familie Hoffer an. Die drei schienen zu schlafen, während Al darüber wachte, daß ihnen keine Fliege zu nahe kam.
Lilo räusperte sich leise, und der Sekretär Mister Hoffers hob den Kopf. “Aber ... was?”
Ob wohl einer der Hoffers oder vielleicht sogar Al die Seilbahn zum Stillstand gebracht hatte? Lilo wußte, daß sie darauf im Augenblick keine Antwort finden konnte.
Der Anruf
“Es hat einen Kurzschluß im Sicherungskasten der Seilbahn gegeben, und deshalb ist sie stehengeblieben!” erzählten die Juniordetektive nach ihrer Rückkehr den Schrolls.
Lieselottes Vater rollte die Augen und brummte: “Kinder, Kinder, euch darf man keine Sekunde allein lassen!”
Um die Eltern nicht weiter aufzuregen, beredeten die Knickerbocker die Vorfälle erst später am Strand.
Dominik hatte einen Verdacht, der sich in seinen Augen immer mehr verhärtete. “Ich glaube, Salamander Castle hat mit Bloodheads Schatz zu tun. Er muß irgendwo auf Salamander Castle versteckt sein. Jemand weiß das und will alle Leute verjagen, die sich hier einmieten. Außerdem soll das Haus an Wert verlieren, damit es Mister Unbekannt so billig wie möglich erstehen
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