Die Knickerbocker Bande 39 - Das Biest im Moor
er sich unter keinen Umständen befreien konnte. Man hatte ihn auf eine Art in dem Korb verstaut, die es ihm unmöglich gemacht hatte, aufzustehen oder sich wenigstens herauszuwinden.
Von oben prasselte unerbittlich eiskaltes Wasser auf ihn herab. Dominik drehte die Brause ab und löste die Fesseln. Axel zitterte am ganzen Körper und klapperte so heftig mit den Zähnen, daß er es zuerst nicht einmal schaffte, etwas zu sagen.
Jetzt erst bemerkte Dominik, daß jemand seinem Freund mit rotem Stift einen Herzchenmund ins Gesicht gemalt hatte. Außerdem waren Axel rote Apfelbacken und schwarz umrandete Augen verpaßt worden. Er sah wie ein schlecht geschminktes Mädchen aus, und als das Opfer einen Blick in einen der Spiegel warf, erschrak es heftig.
Schnell brachte Dominik seinen Knickerbocker-Kumpel in das gemeinsame Zimmer zurück. Er streckte Axel trockene Klamotten entgegen, in die sich der Junge bibbernd hineinzwängte. Schnell schlüpfte er unter die Bettdecke und begann seine Arme und Beine zu reiben.
„Wer war das?“ wollte Dominik wissen.
„Sam und die anderen Jungen... sie sind plötzlich im Zimmer gestanden. Es ging so schnell, daß ich mich weder wehren noch schreien konnte!“ erwiderte Axel.
„Ich verspüre große Verzweiflung, weil ich zu tief geschlafen habe, um etwas von dem Vorfall wahrzunehmen!“ meinte Dominik. Wenn er sich aufregte, sprach er besonders verdreht.
„Sam hat mir ins Ohr gezischt, daß Kleine wie ich hier lernen müssen, den Großen widerspruchslos zu gehorchen und zu die
nen. Sonst würde es ihnen wie mir ergehen. Außerdem sei ein Schottenrock keine Mädchenkleidung. Da ich das nationale Kleidungsstück beleidigt hätte, müßte ich dafür büßen. Und falls ich noch einmal Schwierigkeiten machen sollte, würde meine Strafe noch schlimmer ausfallen.“ Mit einem langen Seufzer schloß Axel den Bericht.
„Das soll eine Eliteschule sein? Das ist ein Kerker, in dem alle Sträflinge durchdrehen!“ brummte sein Kumpel. „Ich wette, diese Jungen haben auch Gordon auf dem Gewissen.“
Für die Junior-Detektive stand fest, daß die dicken Internatsmauern ein düsteres Geheimnis bargen. Axel hatte der gemeine Streich noch wütender und entschlossener gemacht: „Wir werden... wir werden... wir werden aufdecken, was hier los ist!“ murmelte er vor sich hin, bis er schließlich in einen tiefen, von Alpträumen gequälten Schlaf versank.
Am nächsten Morgen wurden die beiden Jungen pünktlich um sechs Uhr von einer schrillen Sirene geweckt. Sekunden später flogen die ersten Türen auf, und die Zöglinge des Internats stürmten in den Waschraum. Axel und Dominik waren von den Ereignissen der Nacht ziemlich mitgenommen und kamen nur schwer aus den Betten.
Beide wußten, daß ihnen ein anstrengender Tag bevorstand, und hielten deshalb die Köpfe unter das kalte Wasser. Sie wollten unbedingt munter werden und halbwegs klar denken können. Axel fiel das besonders schwer, da er sich bei der nächtlichen Dusche erkältet hatte. Seine Nase war verstopft, und seine Ohren waren so verlegt, als hätte ihm jemand Watte hineingestopft. Er haßte es, krank zu sein, wußte aber, daß er nichts gegen die Verkühlung tun konnte und Geduld haben mußte.
Nach dem Frühstück, das aus vertrockneten Semmeln, klebriger gelb-grüner Marmelade und wäßrigem Tee bestand, ging es zum Unterricht. Ein feuchter Verbindungsgang führte in das Schul- haus, das sowohl von den Jungen als auch von den Mädchen besucht wurde. Die Klassen waren allerdings streng nach Geschlechtern getrennt.
Lilo und Poppi warteten in der Säulenhalle, von der mehrere Gänge zu den Unterrichtsräumen führten. Beide trugen Röcke aus dem gleichen schwarzen Stoff, aus dem auch die Hosen der Jungen gefertigt waren, und hellblaue abgewetzte Pullis, in denen sie sich sehr unwohl fühlten. Da weder Poppi noch Lieselotte gerne einen Rock trugen, sahen die Mädchen für Axel und Dominik sehr ungewohnt aus.
Als die Jungen gerade von ihren Erlebnissen zu erzählen beginnen wollten, tauchte Mrs. Woolsey auf. Sie drängte sich zwischen die Freunde und sagte streng: „In dieser Schule wird Gemeinschaftsgeist großgeschrieben. Wir mißbilligen Kontakte in kleinen Gruppen!“
Zum Glück hatte Axel seine Vorbereitungen getroffen. Er tat so, als müsse er niesen, und zog ein Taschentuch aus seiner Hose. Nachdem er sich die Nase geputzt hatte, ließ er es fallen. Lieselotte bückte sich danach und hob es für ihn auf. Sie drückte es
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