Die Knickerbockerbande 18 - Kolumbus und die Killerkarpfen
wurden gegen das harte Holz des Kabinenschrankes geschleudert, und danach herrschte rund um sie nur noch Schwarz. Tiefes, stilles Schwarz. Ende, aus!
Land in Sicht!
Am nächsten Morgen war der Himmel wieder strahlend blau und wolkenlos. Nichts, aber auch wirklich gar nichts erinnerte an die Schrecken der vergangenen Nacht. Die Sonne strahlte, und einige Möwen drehten laut kreischend ihre Runden. Sogar ein Pelikan flatterte mit plumpen, heftigen Flügelschlägen über das Meer und sah sich nach einem Frühstück um.
Lieselotte befand sich unter Wasser. Rund um sie war überall blaues Meer. Sie konnte sogar schon Wasser einatmen und mußte nicht husten. Schwarz-weiß gestreifte, flache, runde Fische mit schnorchelähnlichen Mäulern umrundeten und beäugten sie mit ihren starren Augen. Plötzlich aber vergrößerte sich eines der Schnorchelmäuler zu einem gigantischen Trichter und saugte das Mädchen ein. Stricknadellange Zähne kratzten über ihren Körper, und Lilo wollte schreien. Doch unter Wasser kam kein Laut aus ihrem Mund. Das Mädchen würgte und versuchte sich aus der tödlichen Falle zu winden.
„Hallo... hallo, Lieselotte“, rief eine Stimme. Wie ein Klappmesser sauste das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande in die Höhe und schlug sofort mit etwas Hartem zusammen. „Aua!“ rief Axel. „Nicht schon wieder.“
Das Mädchen traute seinen Augen nicht. Es war am Leben. Noch immer saß Lilo in der Kabine des Kapitäns auf dem Boden. Das Wasser umspielte ihre Beine, und durch das Bullauge konnte sie das Glitzern der Sonne sehen. Poppi und Dominik hatten das Bewußtsein bereits wiedererlangt und rieben sich die schmerzenden Köpfe.
Aber irgend etwas stimmte nicht. Was war es? Das Superhirn war noch zu benommen, und deshalb dauerte es eine Weile, bis es ihm auffiel. Die Kajüte war aus den Angeln gehoben. Der Fußboden war schräg, der Schrank war schief, und auch die Tür stand schief.
„Ich glaube, wir sind in der Nacht auf eine Sandbank aufgelaufen“, vermutete Axel. „Der Hurrikan muß auf jeden Fall einen Bogen um uns gemacht haben, und das ist die Hauptsache.“
„Rauf an Deck! Man muß das Glück nicht allzusehr herausfordern“, entschied Lieselotte. Sie wollte nur noch frische Luft riechen und sonst nichts. Unter lautem Stöhnen und Jammern versuchten sich die vier zu erheben. Es schmerzte sie jeder einzelne Knochen.
Erschwerend kam dazu, daß der Weg zur Tür plötzlich bergauf führte. Das Schiff hatte starke Schlagseite nach Backbord. Außerdem stand der Bug { * } in Richtung Himmel.
Die Knickerbocker meisterten auch diese Hürden und kämpften sich durch Wasser, herumschwimmende Teile der Einrichtung, Trümmer und Holzstücke zur Treppe. Zum Glück war sie ganz geblieben. Allerdings war sie durch den Schrägstand des Schiffes noch steiler als zuvor, und es kostete viel Kraft und Zähnezusammenbeißen, um sich Stufe für Stufe nach oben zu kämpfen. Das nächste Hindernis war dann die Lukenklappe, die sich völlig verklemmt hatte. Axel organisierte einen Fleischhammer aus der Kombüse, mit dem es schließlich gelang, die Luke aufzubrechen.
Lieselotte kletterte als erste hinaus und zog die anderen hinter sich nach. Eine angenehme Brise schlug ihnen entgegen, und die Möwen stimmten ihr ewig forderndes, hungriges Geschrei an.
Axel hatte recht. Die Santa Maria II war auf einer Sandbank aufgelaufen, die als helle Fläche unter dem Wasser zu erkennen war. Nun lag sie nach links geneigt da und vermittelte den Eindruck, als wollte sie sich zur Ruhe begeben. Ihr Hinterteil aber war nach unten abgesackt. Nachdenklich blickte Dominik zu den Resten der Masten. Viel war nicht davon übrig. Der Sturm hatte fast alle geknickt und die meisten Stücke gleich mitgenommen. Kleine Stoff-Fetzen erinnerten an die Segel. Überhaupt war der Schaden auf der Santa Maria II gigantisch. Eine Reparatur schien unmöglich.
Ein deutlicher Ruck, bei dem die Knickerbocker beinahe zu Boden stürzten, warnte sie, daß die Santa Maria Stück für Stück nach hinten rutschte. Es dauerte bestimmt nicht mehr lange, bis sie wieder von der Sandbank gleiten und in der Tiefe des Meeres verschwinden würde. Dafür sorgte bestimmt das große Leck, das Axel in der rechten Bordwand entdeckte.
„Jetzt sind wir von der Insel wieder weit fort“, seufzte Poppi. Die Freude über den neuen Tag wurde von der großen Sorge, wie es nun weitergehen sollte, überdeckt. „Die Möwen“, murmelte Dominik, „die Möwen sind ein
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