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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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uns.«
    Coralia schüttelte den Kopf. »Eine Flut kann an vielen Ecken der Akademie gleichzeitig beginnen. Aber wenn sie größer wird, kommt man immer irgendwann zusammen. Und dann muss man zusammenbleiben.«
    Plötzlich wurde No rot. »Und wenn ich mal, also, wenn ich mal muss oder so …?«
    »Dann gehst du eben aufs Klo!« Coralia verdrehte die Augen. »Aber verschone mich bitte in Zukunft mit deinen Wahnvorstellungen. So weit können wir immer auseinander, dass wir dich nicht auf die Toilette begleiten müssen.«
    No atmete erleichtert auf.
    »Müssen wir auch alle in einem Zimmer schlafen?«, fragte Filine.
    Coralia nickte. »Zumindest wenn die Flut sich nicht über die ganze Akademie erstreckt oder über wirklich sehr viele von uns, sollte man sich nicht weiter voneinander entfernen als die Größe dieses Saals. Wir können jetzt jedenfalls nicht in den Mädchen- und den Jungentrakt gehen. Aber wenn die Flut überhaupt länger als einen Tag dauert, werden wir wohl kaum sehr viel schlafen.«
    Filines Augen begannen zu leuchten, sodass alles um sie herum etwas grüner zu werden schien. »Das klingt ziemlich aufregend.«
    »Ja«, sagte Coralia und auf ihrer hellen Haut neben dem Mundwinkel tanzte ein dunkler Leberfleck.
    Rufus hatte schweigend zugehört. Jetzt wandte er sich Coralia zu: »Du willst nicht mit mir zu Meisterin Iggle und ich will nicht mit dir zu Direktor Saurini. Einverstanden. Dann gehen wir jetzt eben gemeinsam zum Kochmeister.«
    »Aber …«, sagte Coralia.
    »Kein Aber«, antwortet Rufus. Er drehte sich um, fasste No an der Hand und zog ihn mit sich.
    »Halt!«, brüllte Coralia.
    Aber in diesem Moment drehte sich Filine um und lief No und Rufus hinterher. »Ich finde, das ist ein gerechter und guter Vorschlag.«
    Überrascht sah Coralia ihnen nach. »Blöde Frischlinge!«, murmelte sie verärgert. Dann rannte sie den drei neuen Lehrlingen in großen Sätzen hinterher.
     
    Kurz darauf steckte ein sehr verschlafener Kochmeister Spitznagel sein Gesicht durch einen Türspalt.
    »Was hämmert ihr mich denn wach? Habt ihr etwa Hunger? Dann geht in die Küche, da steht immer genug. Warm machen könnt ihr es euch ja wohl selbst.«
    »Nein«, sagte Rufus. »Es geht um eine Flut. Und es ist unsere erste.«
    Meister Spitznagel riss die Augen auf. »Und ihr wollt mich dabeihaben?«
    »Ja«, antwortet Rufus. »Und sie essen dort Brot und Knoblauch und trinken dazu Bier aus Schalen.«
    »Das muss Ägypten sein«, gab Spitznagel sofort zurück. »Wo wart ihr denn da?«
    »In einer kleinen Stadt mit vielen Werkstätten«, berichtete No.
    »Und in welcher?«
    »Das, äh, das wissen wir nicht. Aber es sah aus wie am Nil.«
    Spitznagel rieb sich den Bauch. »Und wann es war, wisst ihr das?«
    Filine schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Aber einem Kunstwerk zufolge, einer ganz neu gemachten Bastetkatze, könnte es vor der Regierungszeit von Pharao Echnaton gewesen sein.«
    Spitznagel überlegte. »Das ist noch sehr weit gefasst. Außerdem wurden solche Katzenfiguren auch danach immer wieder hergestellt. Habt ihr nicht irgendetwas gesehen, das es nur an diesem Ort gegeben haben könnte? Eine auffällige Speise? Ein besonderes Gebäude?« Er sah Coralia an. »Hast du etwas bemerkt?«
    Coralia schwieg. »Nur die Katze«, sagte sie dann zurückhaltend.
    »Hm.« Meister Spitznagel dachte nach.
    »Die Säule!«, rief Rufus plötzlich. »Die Säule in der Wüste. Die war eigenartig!«
    Der Kochmeister horchte auf.
    »Wie sah diese Säule denn aus?«
    Rufus schloss die Augen und konzentrierte sich. Er versuchte, sich die Säule so genau ins Gedächtnis zu rufen, als wolle er sie zeichnen. Dann sagte er: »Sie war eckig. Und da waren ein Mann und eine Frau eingeritzt und Kinder und die Sonne.«
    Meister Spitznagel hob die Hand. »Einsam in der Wüste? Im Hintergrund der Nil?«
    Filine nickte. »Ja, das stimmt.«
    »Das war eine Stele«, sagte der Meister. »Eine wirklich sehr seltene Stele. Und zwar eine der Grenzstelen von Achet-Aton. Und ihr liegt in der Zeit nicht falsch. Es war allerdings nicht kurz vor Echnaton, sondern genau zu seiner Zeit oder etwas später. Was ihr gesehen habt, war eine der Grenzstelen, die der Pharao für die neue Hauptstadt errichten ließ.« Meister Spitznagel dachte nach. Dann holte er tief Luft und deklamierte mit dröhnender Stimme: »Ich errichte Achet-Aton für Aton, meinen Vater, an diesem Platz! Ich will ihm Achet-Aton nicht im Süden, im Norden, im Westen oder im Osten davon

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