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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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man sie dorthin zurückschicken würde.«
    Das hörte sich an wie der Thibodaux, den wir interviewt hatten. Ich würde versuchen, später allein mit Clem zu sprechen, um zu sehen, ob sie irgendwelche Details wusste, die der Beschreibung des Direktors von seiner Beziehung mit Katrina widersprachen, Dinge, die sie nur ungern vor Mike sagen wollte.
    »Wie gut kannten sie die anderen am Met?«, fragte Mike.
    Clem nannte einige Kollegen am Met, mit denen sie an der gemeinsamen Ausstellung gearbeitet hatte. Ich notierte mir die Namen, die ich noch nicht gehört hatte.
    »Und von den Kuratoren?«
    »Nun, natürlich Anna Friedrichs und Erik Poste. Sie hatten beide mit der Bestiariumsausstellung zu tun, sodass wir uns regelmäßig trafen. Auch Timothy Gaylord.«
    Gaylord sollte heute wieder in New York eintreffen. Vielleicht würde er uns weniger ein Rätsel sein, sobald wir heute Nachmittag mit ihm gesprochen hatten.
    »Wissen Sie, welche Beziehung sie zu Katrina hatten?«
    »Eine oberflächliche, würde ich sagen. Eriks Familie war aus Südafrika, und sein Vater war in Afrika äußerst aktiv gewesen: als Forscher, Jäger, Sammler. Und Anna war natürlich Expertin für primitive Kunst. Wir dachten beide, dass sie gute Kandidaten wären, um sie für unser Vorhaben anzuwerben. Damit uns ein paar renommierte Wissenschaftler unterstützten.«
    »Hatte Katrina bei ihnen Glück?«
    »Wir scheiterten an beiden Fronten. Thibodaux war der Einzige, bei dem ich sie bat, allein an ihn heranzutreten. Er schien so offensichtlich von ihr angetan zu sein. Erik Poste? Wir haben ihn einmal zum Abendessen eingeladen. Wir wussten, dass er meistens gegen Abend ans Naturkundemuseum kam, nachdem er seine Arbeit am Met erledigt hatte. Es muss uns ein Wochengehalt gekostet haben, ihn fürstlich zu bewirten. Er war schockiert, das ist alles. Und verärgert über Katrina.«
    »Warum?«
    »Erik hörte sich unsere Geschichten über die geplünderten Gräber nicht einmal an. Über die Stadt in Namibia, in der sie eine neue Straße gebaut haben. Man fand die Gräber von sechsundzwanzig weißen Siedlern aus den dreißiger Jahren. Sie wurden verlegt und mit festlichem Gehabe wieder beerdigt. Auf demselben Friedhof war das Grab einer schwarzen Eingeborenen und ihres Babys. Ihre sterblichen Überreste wurden ins örtliche Museum gebracht, um sie zu sezieren und zu >studieren<. Das geschah erst vor einigen Jahren. Erik Poste wusste nichts davon.«
    »Aber was hat ihn wütend gemacht?«
    »Dass Katrina ein so brillantes Auge für mittelalterliche Kunst hatte. Dass er und Bellinger zugestimmt hatten, sie bei Neuerwerbungen für das Met und die Cloisters um Rat zu fragen. Erik lobte ihre Arbeit, ihre Memos, ihre Meinungen. Er geriet ziemlich in Fahrt und schimpfte sie, das alles für ein bisschen Eingeborenenvoodoo wegzuwerfen. Ich glaube, dass er kein Wort von dem, was ich ihm erzählte, gehört hat.«
    »Und Ms. Friedrichs?«
    »Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Erik geht völlig in seiner Arbeit auf. Sein Spezialgebiet ist europäische Kunst, die alles andere als primitiv ist. Anna - nun, Eingeborenenkulturen sind ihr Bereich. Das hat sie studiert, und damit beschäftigt sie sich. Sie nickte und gab uns Recht, als wir ihr sagten, was wir tun wollten, aber ich glaube, in Wirklichkeit kümmerte sie unser Anliegen kein bisschen. Ich halte sie für eine scheinheilige Heuchlerin. Wissen Sie, worüber Anna und ich in dem Komitee für die gemeinsame Ausstellung gestritten haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Als Margaret Mead vom Südpazifik zurückkam, waren unter den Schätzen, die sie mitbrachte, Schrumpfköpfe. Maori-Schrumpfköpfe. Sie waren jahrzehntelang im Museum ausgestellt. Erst vor kurzem hat man sie weggenommen. Anna wollte sie für die große Ausstellung wieder aus der Mottenkiste holen.
    Sich mit Margaret Mead anzulegen, ist, als wenn man etwas gegen Mutter Teresa sagen würde. Und glauben Sie mir, Anna hält sich für die Reinkarnation von Mead, auf höherem Niveau und an einem nobleren Ort.«
    »Warum auf höherem Niveau?«
    »Weil sie die Königin alles Primitiven in einem verdammten Kunstmuseum ist, wo sie nicht von ausgestopften Eichhörnchen und T-Rex-Fossilien umgeben ist wie im Naturkundemuseum.«
    Ich machte mir eine Notiz, Ms. Friedrichs nach ihrer Meinung zur Repatriierung menschlicher Gebeine zu fragen.
    »Kennen Sie Timothy Gaylord?«, fragte Mike.
    »In seiner Haut möchte ich wirklich nicht stecken. Niemand weiß heutzutage noch so recht was

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