Die Knochenkammer
ist die Mail?«
»Von dieser Frau, die für Pierre Thibodaux arbeitet. Eve Drexler.«
»Halten Sie sie bei der Stange«, sagte Mike. »Wir wissen, dass sie im Januar bei dem Treffen im Britischen Museum Katrinas Museumsausweis benutzt hat. Wenn Coop und ich uns mit ihr treffen, lohnt es sich, das anzusprechen.«
Ich dachte an Ruth Gersts Spitznamen für Drexler: Evil.
»Denkst du, dass sie Thibodaux nur loyal ergeben ist, oder rechnet sie sich eine Chance aus, Penelopes Stelle einzunehmen und den armen Witwer zu trösten?«
»Du meinst, sie dachte, Katrina würde ihm zu nahe kommen? Wenn Eve den Deckel dieses Sarkophags eigenhändig anheben könnte, fress ich meinen Schlagstock. Es würde bedeuten, dass jemand, dem sie vertraute -«
»Der Mann, der vom Dach stürzte?«
»Bermudez.«
»Sie war als Erste im Krankenhaus, nicht wahr?«
»Ja, aber sie wäre sowieso dafür zuständig gewesen.«
»Aber Thibodaux gab zu, dass er am Freitagabend die Stadt nicht verlassen hat. Er hätte selbst gehen können. Vielleicht brauchte Eve ihn wegen seiner Kraft.«
»Welcher Mann von welchem Dach?«, fragte Clem ruhig.
Ich erklärte ihr, was am Freitag am Met passiert war, und fragte sie, ob sie Bermudez’ Namen jemals gehört hatte. Ich ging an Lauras Schreibtisch und nahm den Packen Zeitungsausschnitte, die die Pressestelle jeden Morgen kopierte und an die leitenden Anwälte verteilte. Nach einem dreitägigen Wochenende war er besonders dick, voll mit Boulevardberichten über alle Messerstechereien, Schießereien und Sexualverbrechen, die sich seit Freitagmorgen ereignet hatten.
Ich ging die Meldungen durch, die sich auf die Grooten-Ermittlungen bezogen. Die Sonntagsausgabe der Daily News enthielt einen Nachruf auf Pablo Bermudez und einen drei Absätze umfassenden Artikel, in dem Thibodaux mit Beileidsbekundungen über den tragischen Unfall zitiert wurde.
»Haben Sie den Mann schon mal gesehen?«, fragte ich Clem und zeigte ihr das Foto des Toten, das ihn ein paar Wochen vor seinem Todessturz mit seiner Frau im Urlaub in San Juan zeigte.
»Er kommt mir bekannt vor.« Sie nahm mir die Zeitung aus der Hand und sah sich das Bild genau an. »Ich meine, Arbeiter vom Met gingen andauernd im Kellergeschoss ein und aus, um Ausstellungsobjekte anzuliefern und abzuholen. Manche waren sehr freundlich, trieben sich ein bisschen bei uns herum und stellten Fragen. Einige fragten uns, ob sie mit ihren Kindern wiederkommen könnten, um ihnen die Tiere zu zeigen, sozusagen hinter den Kulissen.«
»Glauben Sie, dass Katrina irgendeinen von ihnen kannte?«
»Ich habe keine Ahnung. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sie nicht der Typ war, der leicht mit Fremden ins Gespräch kam. Ich meine, nach der Vergewaltigung war sie nicht gerne allein unten im Kellergeschoss. Sie suchte sich immer jemanden, an den sie sich halten konnte. Abends, nach Museumsschluss, ist es dort unten ziemlich unheimlich.«
Das konnte ich mir vorstellen.
»Wie soll ich Eve antworten?«
»Haben Sie während Ihrer Zeit am Naturkundemuseum mit ihr zu tun gehabt?«
»Sie würde wahrscheinlich sagen, nein. Ich meine, ich habe sie bei einer Hand voll Meetings gesehen, und ich musste meine gesamte Korrespondenz bezüglich der gemeinsamen Ausstellung auch an sie schicken, aber privat hatten wir überhaupt nichts miteinander zu tun.«
»Danken Sie ihr doch, dass Sie geantwortet hat. Sagen Sie ihr, dass Ihre Pläne noch nicht konkret sind. Vielleicht sollten Sie sagen, dass Sie schon in Grönland sind, damit sie nicht versucht, Sie in London zu erreichen.« Ich grinste Mike an. »Sie scheint unbedingt über die Keystone Cops sprechen zu wollen. Du solltest besser aufhören, dich dumm zu stellen und stattdessen diesen verdammten Fall lösen.«
Clem wandte sich wieder dem Computer zu und tippte ihre Antwort. »Noch eine Mail. Hoppla, von Zimm. Er will, dass ich einen Abend für ihn freihalte. Er ist klug genug, mich nicht zu sich ins Museum zu bitten. Das würde seinem Ruf schaden.«
Das war seltsam. Er war auf dem Absprung nach Chicago und hatte auf uns überhaupt nicht gewirkt wie jemand, der sich über seinen Ruf Gedanken machte.
Sie druckte die Mail aus, während sie uns weiter daraus vorlas. »Er schreibt, dass die Polizei denkt, dass Katrina vergiftet wurde. Mamdouba hat ihnen allen Stillschweigen auferlegt. Sie machen den Speicher und den Keller dicht. Es darf keiner mehr in den Labors und Lagerräumen umherwandern. Er weiß, wie nahe ich Katrina
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