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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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stand. Und so weiter.«
    E-Mail war ein seltsames Phänomen. Menschen, die sich überhaupt nicht kannten, entwickelten durch das bloße Senden und Empfangen von Nachrichten Online-Beziehungen. Sie enthüllten in diesem unpersönlichen Medium oft Dinge, die sie demselben Fremden nie am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht gesagt hätten. Sie sprachen oft ohne die Filter, die sie in einer persönlichen Unterhaltung einsetzten, und ich verließ mich heute auf diese Tatsache.
    »Fühlt es sich richtig an für Sie?«
    »Was er sagt? Dass er so schnell geantwortet hat? Ja. Ich kannte ihn nicht sehr gut, aber ich glaube, dass er Katrina wirklich sehr gern hatte. Er würde wissen wollen, was sie mir gesagt hat.«
    »Dann machen Sie sich bei ihm lieb Kind«, sagte Mike.
    »Heute ist Dienstag, richtig? Sagen Sie ihm, dass Sie am Freitag nach New York kommen und dass Sie sich am Wochenende mit ihm treffen könnten. Stellen Sie ihm noch ein paar Fragen. Was genau hat Mamdouba zu ihm gesagt? Welche Bereiche sind abgesperrt worden?«
    Er wandte sich an mich. »Wenn ich’s dir sage, Coop. Wir brauchen heute die Lagepläne. Sie müssen sie für uns fertig haben, wenn wir hinkommen.«
    »Sobald sie kommt, kann Laura die Beweisaufnahmeanträge tippen, dann können wir sie ans Museum faxen.«
    »Sind Sie bereit, dort weiterzumachen, wo wir gestern Abend aufgehört haben?«
    Clem nahm ihre Hände von der Tastatur und drehte sich mit ihrem Stuhl zu uns um.
    »Als Letztes habe ich Sie nach den Freunden gefragt, die sich mit Ihnen für die Rückgabe der Gebeine einsetzten. Waren das alles Leute hier in New York, an den beiden Museen?«
    »Keineswegs. Wir waren hier vielleicht zu fünft oder sechst. Wir unterhielten uns beim Abendessen darüber, oder wenn wir uns trafen.« Sie lächelte. »Wir waren uns bewusst, dass wir das nicht auf die Schnelle lösen konnten.«
    »Wie bleiben Sie untereinander in Kontakt?«
    »Natürlich über E-Mail. Das Internet.«
    Das hörte ich gern. Sobald sie mir die Namen ihrer Helfer genannt hatte, könnten unsere Computerfreaks mit einem Durchsuchungsbeschluss oder einer richterlichen Anordnung deren Büro-Festplatten herunterladen und ihre Internet-Browser nach kontaktierten Websites und Personen überprüfen.
    »Hatten Sie auf der Verwaltungsebene offizielle Unterstützung?«
    »Es ist kein beliebtes Thema hier. Erwähnen Sie mal Namen wie Qisuk und Minik. Sie werden viele Dementis zu hören bekommen, und die Unterlagen, die man findet, sind alle gesäubert worden. Mit wem haben Sie über Katrinas Verschwinden gesprochen?« Sie verbesserte sich: »Ihre Ermordung?«
    »Am Naturkundemuseum haben wir mit Elijah Mamdouba und dem Kurator für afrikanische Säugetiere, Richard Socarides, gesprochen. Kennen Sie sie?«
    »Ich habe mit beiden zusammengearbeitet. Elijah ist mir ein Rätsel. Er ist ein sehr netter Mann, aber er ist in einer schwierigen Position. Ich habe einige Male versucht, ihn auf das Thema anzusprechen. Man könnte meinen, dass er als Schwarzafrikaner ein großes Interesse daran hätte, das Richtige zu tun. Aber er ist nur ein Lakai des Vorstands und glücklich in dieser Rolle.«
    »Was haben die Museen davon, wenn sie sich quer stellen?«
    »Denken Sie an die Zeit, die es kostet, und das Geld, um Millionen von Skelettteilen mittels DANN zu identifizieren. Jede einzelne Abteilung hat ihre Argumente. Die Paläontologen und Anthropologen wollen ihre Sammlungen nicht hergeben. Für sie ist es wichtiger zu wissen, was meine Urgroßeltern jeden Tag zu Mittag aßen, als dass sie in Frieden ruhen. Die Archäologen denken, dass dieses Konzept der Repatriierung ihre Arbeit nachhaltig beeinträchtigen wird, sowohl in der Feldforschung als auch in den Museen.«
    Clem fuhr fort: »Diese Gewölbe sind eine Goldmine. Einige der Sammlungen sind von unschätzbarem Wert, und keiner will die Pferde scheu machen.«
    Mike lachte. »Nicht einmal der Säugetiermensch?«
    »Socarides? Machen Sie Witze? Er sitzt auf einigen der wertvollsten Knochen des Museums. Hat man Ihnen den Elefantenraum gezeigt?«
    Mike und ich verneinten.
    »Man gelangt über ein wahres Treppenlabyrinth hinauf ins Dachgeschoss. Es ist ein fantastischer Anblick. Reihen über Reihen riesiger Elefantenschädel. Dazu noch die Knochen ihrer Körper, alle in Plastik verhüllt. Dann eine Wand voll mit ihren Zähnen, jeder zehn Pfund schwer. Wissen Sie, wie viel das Skelett eines Elefanten wiegt? Eine halbe Tonne. Was ihren Wert noch steigert, ist,

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