Die Knochenkammer
mit, für den Fall, dass jemand sie identifizieren musste.«
»Aber wie hatte sie von der Demo erfahren? Warum war sie gekommen?«
»Der Nachrichtensender hat darüber berichtet. Aufruhr am Gerichtsgebäude. Sexstaatsanwältin tritt in die Scheiße. Sie konnte es kaum abwarten, hierher zu kommen. Sie nehmen gerade oben ihre Fingerabdrücke. Drei Anklagen wegen schweren Diebstahls, von den Vorfällen im Waldorf. Schwere Belästigung wegen der Anrufe an dich. Ach ja, und dann noch illegaler Waffenbesitz dritten Grades für die geladene Waffe in ihrem Rucksack.«
Illegaler Waffenbesitz dritten Grades war wahrscheinlich der Anklagepunkt, der Denzig am meisten Gefängniszeit einbringen würde.
»Das sollte dich beruhigen. Erinnere mich daran, dir von letzter Nacht zu erzählen«, sagte ich.
»Du machst Witze, oder? Ist etwas passiert, nachdem wir uns verabschiedet haben?«
»Später, okay?« Ich nickte in Clems Richtung. Es gab keinen Grund, eine Zeugin daran zu erinnern, wie durchgeknallt sich manche unserer Angeklagten verhielten.
Die Nachricht von Denzigs Verhaftung erleichterte mich enorm.
»Du musst für die Strafanzeige eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben.«
»Mit Vergnügen, Detective. Welcher meiner geschätzten Kollegen übernimmt den Fall?«
Mike senkte die Stimme. »McKinney übergibt ihn an Ellen Gunsher.«
»Nie im Leben!« Ich schrie Mike förmlich an und kam hinter meinem Schreibtisch hervor, um zu McKinneys Büro am anderen Ende des Flurs zu eilen.
Mike packte mich am Ellbogen. »Die Waffe. Das ist Aufgabe ihrer Abteilung. Lass es bleiben, Coop.«
Ich wand mich aus seinem Griff und ging weiter. »Ich lasse nicht zu, dass dieser Fall einer Anwältin übertragen wird, die zu feige ist, ihren Fuß in einen Gerichtssaal zu setzen, nur weil sie mit McKinney ins Bett steigt. Wozu? Damit sie ein geringeres Strafmaß aushandeln kann, wenn ich gerade nicht hinsehe?«
»Ist er da?«, fragte ich McKinneys Sekretärin. Die Tür zu seinem Büro war geschlossen.
»Er will nicht gestört werden. Er ist in einer Besprechung -«
Ich klopfte und öffnete die Tür. »Ich störe nur ungern, wenn Sie so viel zu tun haben.« McKinney lag auf dem abgewetzten Ledersofa auf der gegenüberliegenden Seite des Büros; er hatte die Schuhe ausgezogen und sie unter den kleinen Konferenztisch in der Mitte des Raums gestellt. Gunsher stand neben der Kochplatte unter dem Fenster und machte zwei Tassen Tee.
»Shirley Denzig. Der Fall ist bereits jemandem übertragen worden. Tut mir Leid, es hat eine Telefonüberwachung gegeben und -«
»Ja, Alex, aber jetzt ist eine Waffe mit im Spiel«, sagte er, während er sich aufrichtete und mit den Zehen nach seinen Halbschuhen angelte. »Wer hat den Fall bearbeitet?«
»Ich stellte sicher, es nicht zu erfahren. >Chinesische Mauer<, Interessenkonflikt, und so weiter. Ich bin in dem Fall nur Zeugin. Sarah hat ihn schon vor ewigen Zeiten jemandem übertragen.«
»Nun, Ellen kann ihn übernehmen und -«
»Auf keinen Fall, Pat. Jemand mit Prozesserfahrung, der mit drei Vertretern fertig werden kann, die nicht in die Stadt kommen wollen, um auszusagen -«
Wir fielen einander ins Wort, und Ellen sah von einem zum anderen, als würde sie einem Tischtennismatch zusehen.
»Es würde unschön werden, Pat, wenn Sie als Zeuge im Prozess aussagen müssten.« Er blickte verdutzt drein.
»Wie ich höre, waren Sie die undichte Stelle, was den Fund von Grootens Leiche im Hafen von Newark angeht. Die Sache, die Sie Jake anhängen wollten, erinnern Sie sich? Wenn ich nachprüfe, wer heute die Presse angerufen hat wegen dieses kleinen Spektakels von SM-Fanatikern, wette ich mit Ihnen, dass mir eine freundliche Quelle, die mir einen Gefallen schuldet, sagen wird, dass niemand meinen Gegnern mehr Gehör verschaffen wollte als Sie.«
»Gehen Sie nicht, bevor ich zu Ende gesprochen habe, Alex. Ich bin noch nicht fertig.«
»Tut mir Leid, Ellen. Wir müssen die Waffe nicht zurückverfolgen lassen. Wir wissen bereits, dass sie sie aus der Garage ihres Vaters gestohlen hat. Ich vergeude nur ungern Ihre Zeit mit so etwas Trivialem.« Ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
Wieder in meinem Büro, beugte ich mich über Lauras Schulter und rief von ihrem Telefon aus Sarah an, um ihr mitzuteilen, dass man Shirley Denzig verhaftet hatte. »Es ist mir egal, wen du auswählst. Übertrag den Fall jemandem, der weiß, wie man Geschworene aussucht und eine Waffe als Beweisstück einbringt.
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