Die Knochenkammer
Chapman Lissen, während wir wieder auf den Flur hinausgingen. »Namen, Geburtsdaten, Sozialversicherungsnummern?«
»Ja, Eve wollte sie Ihnen ausdrucken. Wir haben für alle Bürgschaften. In meiner Abteilung werden Sie keine Verbrecher finden. Wenn Sie mich fragen, arbeiten die Diebe alle droben in der Archäologie und Anthropologie. Sie rauben die Gräber aus und stehlen anderen Ländern ihre Töpfe und Pfannen.« Lissen war nicht der Erste, der sich über den Ethos von Museumsankäufen beschwerte.
»Was ist mit anderen Arbeitern?«
»Hier unten gibt’s ein ganzes Heer davon. Im unteren Kellergeschoss sind Büros für Schlosser, Installateure und Elektriker. Sie streifen hier herum, als ob es eine offene Prärie wäre.«
Wir bogen erneut um eine Ecke und gelangten in einen anderen Abschnitt des Korridors. Die Beleuchtung wurde noch schummriger, und die Decke war nur noch knapp zweieinhalb Meter hoch. Poste und Friedrichs führten uns durch ein niedriges Tonnengewölbe, das tief unter dem Museum in Nordsüdrichtung durch das Gebäude verlief.
Mike war in der Mitte stehen geblieben und rief uns zu: »Was ist hier drinnen?«
»Eines der ursprünglichen Baumerkmale des Museums«, sagte Poste. »Es ist schon lange nicht mehr in Betrieb.«
»Sehen wir’s uns an.«
Wir gingen zurück zu Mike.
»Eine riesige Drainage für das Wasserreservoir im Central Park«, sagte Anna. »Sie wurde Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gebaut.«
Wir gingen drei, vier Meter hinein, und es wurde merklich kühler. Hier standen gespenstische bacchantische Bronzefiguren und geschnitzte asiatische Drachen, schwere Möbelstücke und kannelierte Säulen. Die meisten dieser verlassenen Kunstwerke waren in Plastikhüllen gewickelt und fungierten jetzt als Wächter dieses nutzlosen Tunnels.
Mike lupfte mit der Spitze seines Kugelschreibers die Hüllen und stocherte auf die Objekte ein.
»Sogar die Kunst hat ihre Moden, Mr. Chapman. Was vor einem Jahrhundert unter Sammlern der große Hit war, wird ausgemustert. Manche der Großen haben Stehvermögen, aber -«
»Ist hier irgendwas Ägyptisches, Mr. Poste?«
»Ich wäre überrascht, wenn dem nicht so wäre. Wenn Sie zurückkommen, können wir für besseres Licht hier drinnen sorgen. Es gibt ein paar Bereiche wie diesen hier, deren Renovierung bei unserem begrenzten Budget nicht gerade Priorität hat.«
Unsere Wanderung ging weiter, bis wir das ganze Untergeschoss des Museums umrundet hatten. Erik Poste hatte Recht: Es würde sich lohnen, mit massiver Verstärkung wiederzukommen. Vielleicht könnten wir den Chief of Detectives überzeugen, uns ein paar Kadetten der Akademie zur Verfügung zu stellen, die sich hier umsehen konnten.
Wir verabschiedeten uns von unseren drei Führern am Haupteingang, wo ein uniformierter Wächter darauf wartete, uns hinauszulassen. Das Museum schloss um fünf Uhr fünfzehn, und es war jetzt kurz nach sieben Uhr abends.
Auch in der Dämmerung waren die Stufen zur Fifth Avenue Treff- und Sammelpunkt für alle möglichen Leute. Drei Rapper tanzten am Fuß der Treppe Moonwalks, ein Jongleur versuchte, sechs Bälle in der Luft zu halten und gleichzeitig Mundharmonika zu spielen, und ein Mädchen mit Brille rezitierte zur Gitarrenbegleitung ihres Freundes aus Ulysses.
Wir gingen am südlichen Ende die drei Treppenabsätze hinab. »Denkst du, dass man im Museum tatsächlich jemanden umbringen könnte?«, fragte ich.
»Ich überlass es Dr. K., das herauszufinden. Man könnte mit Sicherheit einige Monate lang eine Leiche verstecken, ohne dass sie gefunden werden würde, es sei denn zufällig. Wahrscheinlich kann man auch einen Sarg rein- und rausschaffen, ohne dass es jemandem spanisch vorkommt. Ich habe nie darüber nachgedacht, wie riesig das Museum ist. Wie eine Art Eisberg unterhalb der Ausstellungsstockwerke.«
»Millionen Objekte, die nie das Tageslicht sehen.« Ich nahm mein Handy aus der Handtasche, wählte Ninas Nummer im Hotel und hinterließ ihr eine Nachricht, wo sie uns zum Essen treffen sollte.
Mike und ich trafen als Erste in dem Restaurant an der Ecke Second Avenue, Sixtyfourth Street ein.
»Buona sera, Signorina Cooper. Sie werden heute Abend zu viert sein?«
»Ja, Giuliano. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns kurz Ihr Büro ausleihen?«
Er lachte und bat Adolfo, die Tür am Fuß der Treppe aufzuschließen. Mike und ich gingen nach unten und schalteten den kleinen Fernseher ein. Eine der Sachen, die uns verbanden, war unsere
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