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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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er vielleicht sogar ins Naturkundemuseum hinübergeschafft worden, damit man ihn evaluieren und für die Ausstellung fotografieren konnte.«
    »Warum evaluieren?«
    »Um sicherzugehen, dass er echt war. Wir haben schon mal Peinliches erlebt. Eine große Ausstellung organisiert und dann erfahren, dass ein darin ausgestelltes Kunstwerk eine Fälschung war.«
    »Warum würde der Sarg Teil der Ausstellung sein?«
    »Manche dieser alten ägyptischen Stücke sind reich mit Tiermalereien verziert. Nicht nur die Sachen der königlichen Familien, sondern auch anderer reicher Familien. Da gibt’s Paviane, die mit erhobenen Armen irgendeinen Gott verehren, Nilpferde, die schwangeren Frauen Glück bringen sollten, oder Kobras, deren Schwanz sich um eine Sonne wickelt - ich erinnere mich jetzt nicht, was das bedeutet. Außerdem sind oft Falken und Skarabäen und heilige Katzen auf den Grabobjekten der Reichen abgebildet.«
    »Ich bezweifle, dass irgendjemand die Mühe auf sich genommen hätte, einen Sarkophag hinüber ins Naturkundemuseum zu schaffen«, sagte Erik Poste.
    »Es sind jede Woche Objekte - auch große, schwere wie der Sarg - hin und her geschafft worden«, verbesserte ihn Anna. »Jemand muss ihn auf die Auslandsversandliste gesetzt haben. Ich habe Maury gebeten, auch die Transfers zwischen den Museen zu überprüfen.«
    Wir gingen weiter den langen, grauen Korridor hinunter und bogen um eine Ecke, die mehr als einen Straßenblock entfernt war. Wieder schloss Erik Poste eine Tür auf und trat beiseite, um uns eintreten zu lassen. Hier waren Hunderte von Gemälden bis zur hohen Decke gestapelt, alle hinter Glas. Das Licht war gedämpft und strahlte nicht direkt auf die Leinwände. Es war offensichtlich, dass wir uns in Postes Reich bei den europäischen Gemälden befanden.
    »Es ist etwas einfacher, Gemälde zu lagern. Sie variieren zwar von der Größe her, aber sie sind alle ziemlich flach und können an den Wänden verstaut werden. Dadurch ist es viel leichter für mich, den Überblick zu behalten.«
    Wieder ging Mike auf und ab, besah sich die Etiketten und skizzierte die Räumlichkeiten. »Was ist mit dieser Tür?« Er war auf der anderen Seite des Raums aus unserem Blickfeld verschwunden.
    »Sie ist offen, Detective. Gehen Sie ruhig hinein.« Wir folgten Chapman in einen Raum, der so groß war wie mein Büro. Er sah aus wie eine Tischlerwerkstatt, mit Holzstücken und vergoldeten Rahmenteilen an den Wänden und auf den Tischen. »Jede Abteilung hat in ihrem Lagerraum eine Werkstatt wie diese hier. Manche sind für die Restauratoren, in anderen werden Rahmen hergestellt oder Reparaturen vorgenommen.«
    »Das hier ist nicht die einzige Werkstatt?« Mikes Frage beschwor ein Bild zahlloser kleiner Kämmerchen innerhalb der riesigen Lagerräume herauf. Pierre Thibodaux’ Hinweis auf mehrere Millionen Objekte im Keller des Museums wurde plötzlich sehr real.
    »Aber nein! Hier im Haus gibt es wohl mindestens ein Dutzend, darüber hinaus mieten wir auch noch außerhalb Räume an.«
    »Ist euch auch so heiß?« Mike zog sein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn.
    Anna lachte. »All diese zerbrechlichen Kunstwerke haben unterschiedliche Bedürfnisse. Skulpturen, die jahrhundertelang in der Wüste überlebt haben, mögen es heiß und trocken. Die Sachen in meiner Abteilung - Kunst aus dem Südpazifik und Ozeanien - gedeihen am besten in einer feuchten Umgebung. Das ganze Museum ist klimatisiert - Tausende von Sensoren. Indem man von Ausstellungsraum zu Ausstellungsraum geht, kann man alle Temperaturextreme durchlaufen, heiß oder kalt, feucht oder trocken.«
    »Und Sie können mir einen Wetterbericht für jede Sektion geben, der zuverlässiger ist als das, was man uns jeden Abend im Fernsehen auftischt?«
    »Natürlich«, sagte Anna. »Weil wir unsere Klimabedingungen selbst herstellen.«
    Ich wusste, dass Mike herauszufinden versuchte, wo man Katrina Grootens Leiche am besten hätte aufbewahren können, ohne dass sie verweste. Hatte ihr Mörder gewusst, wie sich diese Temperaturen und Bedingungen auf eine Leiche auswirken? Oder hatte dieser Umstand zufällig gegen ihn gearbeitet und die Überreste so intakt erhalten, dass man sie identifizieren konnte?
    »Sie können gerne jederzeit wiederkommen, um sich alle Lagerräume anzusehen, Detective«, sagte Poste und schloss hinter uns ab. »Sie werden wohl eine ganze Armee dazu brauchen.«
    »Haben Sie eine Liste von all Ihren Mitarbeitern, Maury?«, fragte

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