Die Knochenkammer
Vorliebe für die allabendliche Final-Jeopardy!-Frage am Ende jeder Jeopardy!-Sendung. In den zehn Jahren unserer Zusammenarbeit hatte Mike fast überall, ob an einem Tatort oder in einer Polizeiwache, einen Weg gefunden, pünktlich an einen Fernseher ranzukommen, um gegen mich und Mercer zu wetten.
»Meine Damen und Herren, die Kategorie des heutigen Abends lautet >Film<«, sagte Trebek und trat beiseite, woraufhin ein riesiger Monitor mit diesem Wort sichtbar wurde.
Es gab ein paar Themen, bei denen ich es nicht mit Mike aufnahm, wohingegen andere ganz und gar mein Gebiet waren. Das hier kannten und liebten wir beide.
»Zwanzig Dollar.«
»Abendessen, Coop. Für uns vier.«
»Abgemacht.«
»Die Antwort des heutigen Abends lautet: William Shatner spielte die Hauptrolle in diesem Film, der komplett auf Esperanto gedreht wurde.«
Im Hintergrund dudelte die übertrieben fröhliche Musik, während zwei der drei Kandidaten ratlos auf die Tafel starrten. Der Einzige, der eine Vermutung wagte, irrte sich, und ich sagte Chapman, dass ich nicht den blassesten Schimmer hätte. Bevor Trebek dem Studiopublikum die Frage vorlas, kniff mich Chapman in den Nacken. »Und eine gute Flasche Wein dazu. Abgemacht, Blondie?«
Ich lachte und schlug seine Hand weg. »Alles, was du willst. Aber nimm deine Pfoten da weg.«
»Was ist Incubus? 1965. Ein Mann, der von Dämonen besessen ist. Der einzige Shatner-Film, der noch schlechter ist, ist Big Bad Mama. « Mike schaltete den Fernseher aus und ging aus dem Büro. »Da sieht man in einer Szene tatsächlich seine Schamhaare. Los, komm, Zeit für Happihappi.«
»Und du machst einem so richtig Appetit.«
Mercer und Nina warteten bereits an der Bar, wo Fenton schon unsere Drinks bereitgestellt hatte.
»Bring uns bitte frittierte Zucchini, da wir gerade dabei sind«, sagte Chapman zu Adolfo. Nina umarmte Mike, den sie das letzte Mal vor einigen Monaten gesehen hatte, während Mercer ihr zu Ende erzählte, dass Vickee in knapp zwei Wochen entbinden würde. Mike nannte das Kind schon »unser Baby«. Mercer war der Erste aus unserem Bunde, der eine Familie gründete, und die Bedeutung dessen entging weder Mike noch mir.
»Prost!« Wir stießen an und plauderten eine Weile, bevor Mike Mercer fragte, was er über Katrina Grooten in Erfahrung gebracht hatte.
»Ich konnte den Ordner nicht rausschmuggeln, also hab ich mir nur einige Notizen gemacht. Der Sergeant saß direkt neben dem Kopierer.«
»Wessen Fall?«
»Cathy Daughtreys.«
»Kein Wunder, dass ich nichts darüber wusste.« Ich hatte schon einige Male versucht, ihre Versetzung zu erwirken. Sie war irgendwann ausgebrannt und wollte nie das Quäntchen Zusatzarbeit leisten, das nötig war, um die schwierigen Fälle zu lösen. Sie tat alles Mögliche, um weder von mir noch von Sarah Brenner Anweisungen entgegenzunehmen, weil es immer mehr Arbeit bedeutete, als sie zu tun bereit war.
»Es geschah vor fast einem Jahr, um ungefähr diese Uhrzeit. Montag, elfter Juni. Katrina Grooten, neunundzwanzig Jahre alt, arbeitete in den Cloisters. Auf dem Formular steht, dass sie das Museum kurz vor acht Uhr verließ, um sich mit dem Fahrrad auf den Heimweg zu machen. Sie wohnte in einem kleinen Apartment in der Nähe der Dyckman Street. Sie sagte aus, dass sie ein bewaffneter Mann hinter einem Felsen ins Gebüsch zerrte, sie zwang, sich auszuziehen und sie mit vorgehaltener Pistole vergewaltigte.«
»Hat sie ihn beschrieben?«
»Groß, schlank, schwarz.«
»Das ist alles?«
»Er trug eine Skimaske. Sie konnte nur seine Hände und seinen Nacken sehen. Deshalb hat sie sich geweigert, die Sache weiterzuverfolgen. Sie ließ sich im Krankenhaus untersuchen. Cathy hat sie dort interviewt. Aber Grooten selbst sah keinen Sinn darin, ins Revier zu kommen, um sich die Fotos anzusehen, weil sie ihn nicht -«
»Aber was ist mit DANN? Vergiss die Identifizierung anhand von Fotos.« Ich war ungeduldig und wollte wissen, warum ich keine Gelegenheit bekommen hatte, mit Katrina Grooten zu reden, um sie zu überzeugen, uns in dem Fall ermitteln zu lassen. »Er hat nicht ejakuliert. Keine Samenflüssigkeit. Keine DANN.«
»Gab es andere Fälle im Park? Andere Verbrechen, die einem ähnlichen Muster folgten?«
»Ein paar Überfälle durch einen Kerl mit einer Skimaske. Keine Verhaftungen, keine Verdächtigen.«
»Zeugen? Ist denn niemand auf dem Weg ins Museum gewesen oder von dort gekommen?«
»Die Cloisters haben montags geschlossen. Es waren nur ein
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