Die Knochenkammer
ich muss nach oben. Eve hat mich gebeten, einige der Vorstandsmitglieder zu kontaktieren und eine Sondersitzung einzuberufen.«
»Sie bleiben hier.« Mike deutete auf Gaylord wie jemand, der seinem Hund befiehlt, sich zu setzen. Dann wählte er mit demselben Finger die Nummer des Dezernatleiters. »Schicken Sie mir ein paar Jungs rüber, die Thibodaux’ Adresse rausfinden sollen. Sie sollen mit Eve Drexler sprechen. Wahrscheinlich hat er auch einen Wagen mit Chauffeur. Sie sollen sich das Kennzeichen geben lassen. Lassen Sie seine Wohnung überwachen, damit er nicht abhauen kann. Sagen Sie mir Bescheid, sobald Sie ihn gefunden haben, Loo. Ich würde gerne noch einmal mit ihm sprechen. Bis später.«
Erik Poste und Anna Friedrichs sahen beide aus, als ob sie sich vor lauter Angst nicht zu rühren wagten. Sie waren genauso überrascht von den Neuigkeiten wie Gaylord und flüsterten miteinander.
»Weiß jemand von Ihnen, worum es hier geht?«
»Es ist doch wohl offensichtlich, dass wir genauso bestürzt sind wie Sie«, sagte Poste. Er trommelte mit den Fingern nervös auf die Tischplatte.
Anna Friedrichs versuchte zu lächeln. »Ich glaube nicht, dass Sie ihn wie einen Verbrecher behandeln müssen, Mr. Chapman. Ich kann mir nicht eine Sekunde lang vorstellen, dass er etwas mit Katrinas Tod zu tun hat.«
Chapman ignorierte sie und wandte sich wieder an Gaylord. »Bevor Sie verschwinden, würden Sie mir bitte erklären, wo der Sarkophag, den wir letzte Nacht gefunden haben, die letzten sechs Monate über gewesen ist?«
»Es tut mir Leid. Es ist nicht einfach, das jetzt alles auf die Reihe zu kriegen. Meine Mitarbeiter versuchen das gerade zu rekonstruieren. Man wird Ihnen die Informationen so schnell wie möglich zukommen lassen.«
»Wie steht’s mit den Innereien?«
»Verzeihung?«
»Ms. Grooten hatte keinen Bettnachbarn im Sarg. Lag nicht jahrtausendelang eine kleine alte Prinzessin in dem Ding? Heißt das, dass Sie hier irgendwo eine überzählige Mumie herumliegen haben?«
Erik Poste stand auf, trat neben Gaylord und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das ist ein guter Punkt, Timothy. Vielleicht sollten wir -«
Gaylord trat einen Schritt zur Seite. Das schien ein zusätzliches Problem aufzuwerfen, das er nicht in Betracht gezogen hatte. »Auf keinen Fall. Falls irgendeiner von meinen Mitarbeitern etwas gefunden hätte … nun, man hat nichts gefunden.« Er wandte sich an Erik Poste und Anna Friedrichs. »Es gibt keinen Grund, dass alle Angestellten davon erfahren sollten. Ich weiß, dass es Umstände macht, aber Pierre hat Mr. Chapman versprochen, dass man ihm heute die Lagerräume zeigt. Würde es euch sehr viel ausmachen, sie herumzuführen?«
Poste schien die Aufgabe gnädiger zu akzeptieren als Anna Friedrichs. Sie sah auf ihre Uhr und atmete genervt aus.
»Sie werden sehen, welch schwierige Aufgabe wir vor uns haben, Detective. Die traurige Wahrheit ist, dass Ihnen niemand sagen kann, wo das Stück in den letzten Monaten war. Wir können es bestenfalls versuchen. Wenn Sie sich durch einige Millionen Kunstwerke wühlen wollen, bitte schön. Ich überlasse Sie fürs Erste Anna und Erik.«
Gaylord reichte Erik Poste einen großen Eisenring, an dem Dutzende langer Schlüssel hingen, und verließ das Zimmer.
Chapman nahm sein Handy aus der Jackentasche, um zu sehen, ob er irgendwelche Nachrichten erhalten hatte.
»Vergessen Sie’s, Detective«, sagte Anna Friedrichs. »Am besten benutzen Sie das Telefon auf dem Tisch. Hier unten haben Sie keinen Empfang. Zu viele dicke Stahlpfeiler im Fundament. Es ist der Fluch meines Lebens, wenn ich hier im Untergeschoss festsitze.«
Mike wählte vom Telefon des Museums und verlangte Mercer Wallace zu sprechen. »Sag deinem Boss nicht, worum ich dich gleich bitten werde, weil jemand von da oben die Finger im Spiel hat. Sieh nach, ob du ein Einundsechziger vom letzten Herbst finden kannst. Vierunddreißigstes Revier. Die Klägerin ist eine gewisse Katrina Grooten. Weiß, circa achtundzwanzig Jahre alt. Schmuggel eine Kopie aus dem Büro, und Coop lädt uns zum Essen ein ins .?« Er sah mich fragend an.
»Primola.«
»Hast du’s gehört? Wir treffen uns dort kurz nach sieben.«
Formular Nummer einundsechzig der New Yorker uniformierten Polizei, die Strafanzeige, würde uns zusammen mit den Folgeberichten der Detective-Abteilung, den so genannten Fünfern, die Geschichte von Katrina Grootens Vergewaltigung erzählen. Wahrscheinlich hatten Revierpolizisten
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