Die Knochenkammer
sagt nicht gerade viel über ihre Wertvorstellungen aus.«
»Paul, ich habe mit Jake gesprochen.« Er hatte gestern zurückgerufen, nachdem ich bereits das Büro verlassen hatte. Dann hatte er versucht, mich auf meinem Handy zu erreichen, aber wir hatten uns zu der Zeit gerade im Untergeschoss des Museums befunden. Also war Jake nach der Arbeit zu mir gekommen. »Er hat nichts gesagt. Er würde mich nicht anlügen.«
»Es hat sich erledigt. Ich verlasse mich darauf, dass so etwas nicht wieder vorkommt.«
»Haben Sie irgendetwas vom Bezirksstaatsanwalt in New Jersey gehört?«
»Nur eine beiläufige Nachfrage. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich über die Zuständigkeit streiten wollte, außer der Fall ließe sich mit sehr geringem Aufwand lösen. Oder falls Sie ihn für ihn lösen.«
»Das heißt also, ich kann weiter daran arbeiten, weil sich die Presse nicht dafür interessiert?«
»Sie können weiter daran arbeiten, weil Katrina Grooten Opfer einer Vergewaltigung war.« Das würde seine Antwort Pat McKinney gegenüber sein. »Wäre es möglich, dass die Vergewaltigung im letzten Juni etwas mit ihrem Tod zu tun hat?«
»Äußerst unwahrscheinlich, aber wir werden es herausfinden. Sie wurde im Presbyterian Hospital behandelt. Man hat alle notwendigen Untersuchungen vorgenommen, aber sie wurden nie ins Labor geschickt, weil sie sich weigerte, bei den Ermittlungen zu kooperieren.«
»Wollte der Gerichtsmediziner nicht das genetische DNAProfil haben, um es in die Datenbank einzuspeisen?«
Angesichts der verblüffenden Fortschritte auf dem Gebiet der DANN-Wissenschaft war es übliche Praxis des serologischen Labors, einen »Fingerabdruck« von allen Beweisspuren am Tatort - Blut, Sperma, Speichel - zu entwickeln und in die lokale Datenbank einzugeben. Ungelöste Fälle, die zuvor nie als Teil eines Musters erkannt worden waren, konnten nun durch »Treffer«, das heißt Abgleichungen, die der Computer zwischen verschiedenen Gewalttaten in der ganzen Stadt anstellte, miteinander in Verbindung gebracht werden. Manche verwiesen auf ehemalige Strafgefangene, denen man vor ihrer Entlassung aus dem Staatsgefängnis Blutproben abgenommen hatte, und führten zu Verhaftungen in Fällen, in denen die Ermittlungen nicht weitergekommen waren.
»Falls es Beweise gegeben hätte, wären sie natürlich analysiert und in die Datenbank eingespeist worden. Mercer Wallace wird sehen, ob er das Untersuchungsköfferchen noch irgendwo finden kann. Die meisten Krankenhäuser vernichten es nach neunzig Tagen, falls das Opfer die Anklage nicht weiterverfolgen will.«
»Aber Sie zweifeln nicht an der Richtigkeit der Vergewaltigungsbeschuldigung?«
»Warum sollten wir? Sie schien den Täter nicht zu kennen. Es gibt keinen Grund, warum sie es sich ausgedacht haben sollte. Und sie sagte von Anfang an, dass sie ihn nicht identifizieren könne.«
»Nehmen wir mal an, sie hatte ein Problem mit jemandem am Museum, Alex. Ein Liebhaber, ein Arbeitskollege, ein Vorgesetzter. Jemand, der ihr das Leben schwer machte, sie mobbte, ihr Angst machte.« Battaglia zündete sich eine Zigarre an. Ich hatte meinen Kaffee noch nicht ausgetrunken, und er rauchte wahrscheinlich schon seine dritte Monte Cristo heute Morgen.
»Sie machen mir Angst. Sie fangen schon an, wie Mike Chapman zu denken.«
»Vielleicht meldet sie eine Vergewaltigung - es existieren keine physischen Beweise, und sie will keinen Verdächtigen nennen -, vielleicht ruft sie die Cops nur, um ihm einen Schuss vor den Bug zu geben: >Ich mein’s ernst, Mr. Wer-auch-immer-Siesind. Lassen Sie mich in Ruhe. Ich habe keine Angst, die Polizei einzuschalten.<«
»Zum jetzigen Zeitpunkt ist nichts ausgeschlossen, Paul. Aber für die meisten Opfer, die von Unbekannten vergewaltigt werden, gibt es keinen Grund, sich die Geschichte auszudenken.«
»Die meisten von ihnen werden nicht innerhalb eines Jahres tot aufgefunden.«
»Katrina Grooten hat vielleicht einen Grund gehabt, dass sie sich so verhalten hat. Sie war Ausländerin, sie hatte keine Familie hier und offensichtlich nur wenige Freunde. Sie befürchtete, dass die Sache im Fall einer Verhaftung rassistische Untertöne haben würde. Die Wahrscheinlichkeit, den Täter zu finden, war gering. Und in den meisten anderen Kulturen haftet Opfern eines Sexualverbrechens noch immer ein Stigma an. Irgendjemand in ihrem beruflichen oder privaten Umfeld würde ihr die Schuld dafür geben, allein im Park unterwegs gewesen zu sein.«
»Hat man
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