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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Zimmernummer.«
    »Wie diplomatisch. Sie glaubt, wir würden anfangen zu streiten.« Joe schickte sich an zu gehen. »Ich ruf dich später an.«
    »Warte«, sagte Eve. »Du hast mir noch keine Antwort gegeben. Du verheimlichst mir irgendwas.« Sie holte tief Luft. »Außerdem gibt es etwas, das du wissen solltest. Montalvo hat Venable veranlasst, das FBI einzuschalten. Er sagte, er wollte die besten und erfahrensten Leute für die Jagd auf Kistle.«
    Joe drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Montalvo hat dich angerufen und dir das gesagt?«
    »Ja.«
    »Und hast du ihm gesagt, dass ihn das nichts angeht?«
    »Nein, mir ist egal, wer alles beteiligt ist, wenn es bedeutet, dass wir Kistle kriegen.« Sie hielt seinem Blick stand. »Ich habe ihm allerdings erklärt, dass ich ihn nicht sehen will.«
    »Aber das hat ihn wahrscheinlich nicht interessiert, stimmt’s? Ist er schon hierher unterwegs?«
    »Kann sein, dass er schon hier ist.«
    Joe nickte. »Warum auch nicht? Es ist für ihn die perfekte Gelegenheit, sich wieder an dich heranzumachen. Als Venable mir sagte, dass Montalvo einen Deal mit ihm ausgehandelt hat, war mir gleich alles klar.«
    Sie erstarrte. »Du hast gewusst, dass Montalvo das FBI auf den Plan gerufen hat? Warum hast du mir das nicht gesagt? Sollte das so eine Art Test sein?«
    »Nein.«
    »Ich glaube doch.«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht war ich nur neugierig.«
    »Herrgott noch mal, nach all den Jahren weißt du immer noch nicht, dass ich dich nie belügen würde, auch nicht, indem ich dir etwas verschweige?«
    »Doch, das würdest du. Vielleicht nicht in Bezug auf einen anderen Mann, aber für Bonnie würdest du es tun.«
    Schon zum zweiten Mal erwähnte er Bonnies Namen mit einem verbitterten Unterton. »Nicht, wenn ich das Gefühl hätte, du wärst auf meiner Seite.«
    »Ich bin immer auf deiner Seite«, sagte er schroff. »Und das bedeutet manchmal, dass ich gegen Bonnie sein muss. Weil deine verdammte Besessenheit dich eines Tages noch umbringen wird.« Er öffnete die Wagentür. »Und dieser Tag könnte heute oder morgen oder nächste Woche sein. Kistle ist auf dich fixiert wie ein tollwütiger Hund. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch du mit einem Holzpflock im Herzen endest. Ich werde nicht tatenlos herumstehen und warten, bis das passiert.«
    »Holzpflock? Wovon redest du?«
    »Kistle hat gestern Abend zwei Deputies getötet. Erst hat er sie in einen Sumpf gelockt, und als sie im Treibsand eingesunken sind, hat er sie erschossen. Anschließend hat er ihnen Holzpflöcke ins Herz getrieben, an denen er Notizzettel befestigt hat.«
    »Treibsand«, flüsterte sie.
    »Interessiert dich nicht, was auf den Zetteln stand? Nur drei Worte.« Er ließ einen Augenblick verstreichen. »Für dich, Eve. «
    Die Worte durchfuhren sie wie ein Messerstich. »Nein!«
    »Er wollte dich treffen. Und das ist ihm auch gelungen, nicht wahr?«
    »Natürlich«, sagte sie verunsichert. »Ich fühle mich … verantwortlich.«
    »Das hatte ich mir gedacht.« Und erbittert fügte er hinzu: »Deswegen wollte ich auch nicht, dass Dodsworth es dir sagt. Ich wollte, dass es dir schonend beigebracht wird, von jemandem, der dich liebt. Ich liebe dich, aber im Moment kann ich einfach nicht gefühlvoll sein.« Er ließ den Wagen an. »Und so kommt es, dass ich dich jetzt auch noch verletze. Kistle wäre stolz auf mich.«
    Sie sah ihm nach, als er aus der Parklücke setzte, und empfand eine verwirrende Mischung aus Entsetzen, Traurigkeit, Wut … und Angst.
    Treibsand.
    Zwei Männer waren im Sumpf gestorben, und jetzt war Joe unterwegs zum Clayborne Forest. Am liebsten hätte sie ihn angerufen und ihm gesagt, er solle zurückkommen.
    Es würde nichts nützen. So gehetzt und verbittert hatte sie Joe noch nie erlebt. Sie spürte regelrecht die explosive emotionale Energie, die ihn umtrieb.
    Und ihr ging es auch nicht viel besser. Der Schock, den Joes Worte ausgelöst hatten, und sein barscher Tonfall hatten ihr gewaltig zugesetzt. Sie musste sich zusammenreißen. Sie war nach Bloomburg gekommen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und dieses Ziel durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Sie musste sich einfach darauf verlassen, dass Joe in der Lage war, auf sich selbst aufzupassen.
    Ja, denn sie war sowieso machtlos, dachte sie ernüchtert. Joe würde sich nicht nach ihren Wünschen richten. Er hatte seine eigenen Pläne und schien sie für einen selbstmörderischen Vogel zu halten, der Hals über Kopf in den

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