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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zukommen lassen wollen? Mörder waren Mörder, und sie brauchten keinen Vorwand zum Morden. Das sagte sich so leicht, aber wer konnte schon wissen, was ein Monster wie Kistle provozierte? Vielleicht wäre er untergetaucht, wenn er nicht mit ihr gesprochen hätte. Sie musste aufhören, darüber nachzudenken. Kistle wollte sie verletzen, und sie durfte nicht zulassen, dass ihm das gelang.
    Für dich, Eve …

4
    I m Clayborne Forest wimmelte es immer noch von Suchmannschaften, als Joe bei der Einsatzleitung des Sheriff’s Department in der Nähe der Straße eintraf. Und die Kavallerie war inzwischen ebenfalls angekommen.
    Joe hätte wetten können, dass der finster dreinblickende Rothaarige im schwarzen Anzug, der mit dem jungen Deputy Pete Shaw sprach, ein FBI-Agent war.
    Der Deputy wandte sich erleichtert zu Joe um, als dieser sich näherte. »Das ist Agent Hal Cassidy, Detective Quinn. Ich bin gerade dabei, ihn über den Stand der Dinge zu informieren, aber ich muss Charlie anrufen und ihm meinen Bericht durchgeben. Reden Sie mit ihm«, sagte er und eilte zu seinem Wagen.
    Cassidy schüttelte den Kopf. »Mein Gott, wenn die hier nur so junge Burschen haben, die die Ermittlungen leiten, ist es kein Wunder, dass Kistle sie für seine Schießübungen benutzt.« Cassidy wandte sich um und gab Joe die Hand. »Venable hat mir von Ihnen erzählt, Quinn. Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«
    »Ich nehme an, der Deputy hat Sie schon über die wichtigsten Fakten aufgeklärt. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
    »Warum das FBI hier ist«, erwiderte Cassidy knapp. »Es liegt kein Grund für einen Einsatz unserer Leute vor. Zwar wurden Polizisten getötet, aber hier laufen schon so viele Leute herum, dass sie übereinander stolpern. Die sollten eigentlich in der Lage sein, die Situation in den Griff zu bekommen. Dann hat der Deputy noch eine mögliche Entführung in Verbindung mit Mord erwähnt, aber wie sollen wir ermitteln, wenn gar nicht klar ist, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt? Der Deputy konnte mir nur sagen, dass ein kleiner Junge namens Bobby Joe Windlaw vermisst wird, von dem bisher angenommen wurde, dass er ertrunken ist.« Er musterte Joe. »Bis Sie sich mit Jedroth in Verbindung gesetzt haben und der angefangen hat, die Sache zu überdenken.«
    »Ich habe nichts über einen Mord hier im Ort gesagt. Und über Bobby Joe Windlaw weiß ich nichts.« Er erinnerte sich jedoch, dass Jedroth bei ihrem letzten Telefonat etwas über den kleinen Jungen gesagt hatte. »Ich habe dem Sheriff lediglich gesagt, ich hätte einen Verdacht, und ihn um eine Observierung gebeten. Ich würde sagen, der Verdacht war begründet, schließlich ist Jedroth ermordet worden.«
    »Bisher haben wir nichts über Kistle herausgefunden.« Cassidys Blick wanderte zu den Bäumen. »So ein Fall kann sich ewig hinziehen. Unter Umständen könnten wir uns das ganze nächste Jahr in diesem Wald herumtreiben. So was habe ich schon erlebt. Die örtliche Polizei soll sich darum kümmern.«
    »Ich habe nicht vor, mich mit Ihnen zu streiten. Ich habe Sie nicht in diesen Fall hineingezogen. Fahren Sie zurück nach St. Louis.«
    »Leicht gesagt«, erwiderte Cassidy säuerlich. »Dort wartet Arbeit auf mich, und zwar verdammt wichtige Arbeit. Sollte ich den Chef davon überzeugen können, dass er aufhören soll, mit Venable Backe-backe-Kuchen zu spielen, bin ich ganz schnell wieder weg.«
    »Für Sie ist die Sache offenbar schon klar. Dann brauchen Sie ihm doch nur noch Ihren Bericht zu schicken.«
    Cassidy musterte Joe. »Sie wollen uns nicht hier haben. Warum?«
    »Es ist mir egal, ob Sie hier sind oder nicht. Ihre Anwesenheit wird keinen Einfluss darauf haben, was ich tue.« Er wandte sich von Cassidy ab und ging näher an den Sumpf heran, wo die beiden Deputies erschossen worden waren. Die Leichen waren bereits abtransportiert, aber man hatte mit Kreide die Fundstellen markiert. Das Gebiet war mittlerweile abgesperrt, was allerdings nicht mehr sehr viel nützen würde, nachdem in der vergangenen Nacht so viele Leute dort herumgetrampelt waren.
    Joe ließ den Blick über die Baumkronen wandern. Die Männer waren erschossen worden, nachdem sie in den Treibsand geraten waren, und nach den Wunden zu urteilen, waren die Kugeln von vorn und oben gekommen, also musste Kistle in einem dieser Bäume auf sie gewartet haben. Aber in welchem …?
    »Die große Eiche dort drüben auf der anderen Seite des Sumpfs.«
    Er erstarrte, drehte sich jedoch nicht um.

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