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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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behauptet, das FBI würde dort gebraucht.«
    Cassidy hatte also keine Zeit verschwendet, dachte Montalvo. »Was wäre nötig, damit Ihre Leute bleiben?«
    »Ein triftiger Grund. Ein Beweis, dass die Polizei vor Ort ihrer Aufgabe nicht gewachsen ist. Da es sich nur um die Verfolgung eines flüchtigen Täters handelt, sehe ich schwarz.«
    »Und wenn wir die Vermutung ins Spiel bringen, dass der flüchtige Täter auch noch ein Kind ermordet hat? Für Ermittlungen im Fall von Bobby Joe Windlaws Verschwinden braucht man einen qualifizierten Apparat und viel Erfahrung.«
    »Wenn selbst die Leute vom Sheriff’s Department nicht ausschließen, dass es womöglich ein Unfall war und der Junge einfach ertrunken ist? Tut mir leid, so gerne ich Eve Duncan helfen möchte, aber es gibt keinen –«
    »Ich verrate Ihnen den Ort von Nortanos Waffenversteck in der Nähe von Bogota. Sie suchen doch schon seit vier Jahren danach.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Sie ausgemachter Scheißkerl.«
    »Dieser kleine Junge wurde als vermisst gemeldet, nachdem Kistle in Bloomburg aufgetaucht war.«
    »Ich weiß. Ich weiß. Bobby Joe Windlaw«, sagte Venable. »Keine Leiche. Cassidy sagt, man vermutet, dass der Junge im Fluss ertrunken ist. Sein Hemd und seine Schuhe wurden am Flussufer gefunden.«
    »Kistle taucht auf, der Junge verschwindet. Ich glaube nicht an Zufälle.«
    »Keine Leiche«, wiederholte Venable. »Bringen Sie mir die Leiche des Jungen, dann können wir weiterreden.«
    »Nein, Sie finden sie, dann können wir weiterreden. Mich interessiert Nortanos Waffenlager nicht.«
    Venable fluchte vor sich hin. »Ich dachte, Sie hätten Ihr Leben geändert.«
    »Das habe ich auch, aber ich weiß immer noch, was es bedeutet, einen Trumpf in der Hand zu haben. Sorgen Sie dafür, dass Cassidy bleibt, bis Ihnen eine Möglichkeit einfällt, Bobby Joes Leiche zu finden.«
    »Cassidy wird ohne Anweisung von oben nichts unternehmen. Er wird die ganze Sache als unnützes Unterfangen bezeichnen.«
    »Es liegt also ganz bei Ihnen, oder?«
    »Ich bin bei der CIA, verdammt. Es geht um Zuständigkeiten. Sie wissen genau, dass wir nur außerhalb des Landes operieren dürfen.«
    »Und die CIA tut immer nur das, was sie tun soll, und tritt nie jemandem auf die Füße? Ich bitte Sie doch nicht darum, sich an der Jagd nach Kistle zu beteiligen. Aber die Leiche des Jungen muss gefunden werden, und es muss schnell geschehen. Wenn das FBI zu dem Fall des Jungen hinzugezogen wird, dann müssen sie Kistle als möglichen Verdächtigen verfolgen.«
    »Und Sie haben die gewünschte FBI-Präsenz im Clayborne Forest. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Venable legte auf.
    Montalvo steckte das Handy weg, stieg aus dem Wagen und ging Richtung Wald. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Venable alle Hebel in Bewegung setzen würde. Venable war intelligent und erfahren, und der Köder, den er ihm hingeworfen hatte, war sehr verlockend, im Grunde sogar unwiderstehlich.
    In der Zwischenzeit würde er sich ein bisschen umsehen und hoffen, dass diese nervösen Deputies nicht zufällig auf ihn feuerten. Er spürte, wie sich sein Puls beschleunigte, als er den Blick auf die Bäume richtete. Kistle war dort. Er versuchte nicht zu fliehen. Er wartete. Die Beute war bewaffnet und gefährlich und hatte die Absicht, ihren Jäger zu töten. Das war das Spiel, das Montalvo ganz besonders reizte. Er konnte Miguels Enttäuschung darüber, dass er im Hotel bleiben musste, nur zu gut verstehen. Auch Miguel liebte dieses Spiel.
    Joe Quinn ebenfalls, dachte er plötzlich.
    Quinn hatte dieselbe Erregung verspürt wie Montalvo. Das hatte er ihm am Nachmittag angesehen. In dieser Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich, so verschieden sie auch sonst sein mochten.
    Außer in ihren Gefühlen für Eve. Aber selbst in diesen Gefühlen hätten sie nicht unterschiedlicher sein können. Quinn war der Burgherr, vertraut mit allen Türmen und Zinnen, und er hatte den Vorteil, dass das, was er leidenschaftlich begehrte, bereits ihm gehörte. Montalvo war der Feind, der an den Toren der Festung rüttelte, der nichts zu verlieren, jedoch alles zu gewinnen hatte.
    Und Kistle war womöglich der Rammbock, die alles entscheidende Waffe.
    Montalvo verschwand im Gebüsch und bahnte sich seinen Weg zu den Bäumen auf der anderen Seite des Sumpfs.
    Komm schon, Kistle. Die Schlacht kann beginnen.
     
    Venable lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Verdammt, Montalvo

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