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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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für ihn, sich zu verstecken.«
    »Da ist er jedenfalls nicht. Der Wald ist nicht besonders groß, und ich bin kein Amateur«, erwiderte Montalvo. »Er ist nicht auf dem Boden und er hockt in keinem Baum. Er ist nicht dort.«
    Sie gab sich einen Ruck. »Dann will ich mich in dem Wald umsehen.«
    »Selbst wenn Bonnie dort vergraben sein sollte, wirst du sie nicht finden«, sagte Joe. »Es ist schon zu viel Zeit vergangen.«
    »Aber für Laura Ann nicht«, entgegnete Eve. »Falls er sie getötet hat, müsste die Erde noch frisch aufgegraben sein. Und er hat gesagt, Laura Ann wäre ganz in der Nähe von Bonnie.«
    Montalvo nickte und schaltete seine Taschenlampe ein. »Das stimmt. Also gut. Gehen wir nachsehen.«
    »Sie gehen nachsehen. Ich bleibe hier. Kistle könnte sich irgendwo hinter uns befinden.« Joes Blick wanderte an dem Felsbrocken vorbei bis zur Spitze des Felsens. »Oder er könnte über den Felshang kommen wie Sie, Montalvo.«
    »Eve?«, fragte Montalvo.
    »Ich will mich vergewissern, dass es in diesem Wald kein Grab gibt«, sagte Eve. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er uns hierherholt, ohne etwas zu inszenieren, womit er mich verletzen kann.« Sie machte sich auf den Weg zu den Kiefern. »Wenn der Wald so klein ist, dürfte es nicht sehr lange dauern, Joe.«
    Als Joe nicht antwortete, drehte sie sich nach ihm um. Er spähte zur Spitze des Felsbrockens hinüber. Oder war sein Blick auf den Felshang dahinter gerichtet?
    »Joe? Siehst du da etwas?«
    »Ich hatte das Gefühl, als würde oben auf dem Felsbrocken etwas glitzern.« Er wollte einen Schritt näher gehen, dann erstarrte er. »Verdammte Scheiße!« Er warf sich auf den Boden und rollte sich weg. »Runter! Da ist ’ne Kamera, das heißt, er hat –«
    Montalvo riss Eve zu Boden. »Ein versteckter Sprengsatz!«
    Die Erde bebte, und der Felsbrocken explodierte.
    Gesteinssplitter flogen in alle Richtungen.
    Die Arme schützend über den Kopf gelegt, spürte Eve, wie sie von kleinen Steinchen getroffen wurde, als wären es Granatsplitter.
    Joe. Joe war viel näher an dem Felsen gewesen als sie und Montalvo.
    Als sie den Kopf hob, sah sie Joe zusammengekrümmt auf der Lichtung liegen.
    »Nein!« Sie sprang auf und rannte über die Lichtung. »Joe …«
    Er rührte sich nicht.
    Sie fiel neben ihm auf die Knie.
    »Bewegen Sie ihn nicht.« Montalvo war schon neben ihr. »Das war eine gigantische Explosion. Er könnte innere Verletzungen haben.«
    »Er blutet.« Sie zeigte auf eine Schnittwunde an der Schläfe.
    Montalvo reichte ihr ein Taschentuch. »Sie ebenfalls.«
    »Wir müssen ihm helfen.« Sie tupfte das Blut von Joes Schläfe. »Die Wunde ist nicht sehr tief, aber es ist vielleicht nicht –«
    Joe öffnete die Augen. »Bist du … verletzt?«
    Sie atmete erleichtert auf. »Nein, aber ich dachte, du vielleicht. Wie fühlst du dich? Kannst du Arme und Beine bewegen?«
    Er testete seine Gliedmaßen. »Nichts gebrochen.« Er setzte sich auf. »Mir tun alle Knochen weh. Ich fühle mich, als hätte ich einen Faustschlag in den Rücken bekommen.«
    »Ich war nicht in Ihrer Nähe«, murmelte Montalvo. »Es muss die Explosion gewesen sein.« Er betrachtete die Verwüstung und pfiff leise durch die Zähne. »Kistle muss eine ganze Wagenladung Sprengstoff gezündet haben. Von dem Felsbrocken ist nichts mehr übrig.«
    »Und von uns wäre auch nicht mehr viel übrig, wenn Kistle den Sprengsatz etwas früher gezündet hätte«, sagte Joe. »Er hat gewartet, bis du dich weit genug von dem Felsen entfernt hattest, Eve. Ob ich bei der Explosion draufging, war ihm egal, aber dich will er offenbar für etwas aufheben, das ihm interessanter erscheint.«
    »Auf dem Felsbrocken war eine Kamera?«
    Er nickte. »Wahrscheinlich mit eingebauter Zündvorrichtung. So konnte er in aller Ruhe beobachten, wie wir nach ihm suchten, und dann aus sicherer Entfernung zuschlagen.« Mühsam stand er auf. Er machte eine abwehrende Handbewegung, als Eve ihm helfen wollte. »Lass mich. Ich muss wissen, ob ich irgendwas abgekriegt habe, was man durch ein heißes Bad nicht kurieren kann.«
    Mit geballten Fäusten sah sie ihm zu und wartete, bis er sich aufgerappelt hatte.
    »Okay.« Er drehte sich zu ihr um. »Alles in Ordnung. Lass uns noch den Wald überprüfen und dann nach Hause fahren. Ich habe so ein komisches Gefühl, dass du bald etwas von Kistle hören wirst.«
    »Wir könnten uns den Wald auch noch später vornehmen«, sagte Eve. »Lass uns lieber sofort nach Hause

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