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Die Knochentänzerin

Die Knochentänzerin

Titel: Die Knochentänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz-Josef Körner
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auf der Tischplatte. Wände waren keine weißen oder mit Teppichen behangenen Flächen, sondern mit exotischen Hölzern verkleidete Prunkstücke. Ebenso genügte der Decke nicht gewöhnlicher Stuck, es mussten Fresken sein, gemalt von einem großen Meister.
    »Du hast schlechte Laune«, stellte Felicia fest. Sorgfältig achtete sie darauf, dass der Saum ihres Kleides nicht zu viel und nicht zu wenig verbarg. Heimlich, aus den Augenwinkeln, beobachtete sie Faliero und erkannte beleidigt, dass er ihre verführerische Aufmachung entweder bewusst ignorierte oder tatsächlich gar nicht wahrnahm. Unruhe beschlich sie und steigerte sich noch, als er endlich knurrte: »Du weißt, warum ich dich holen ließ?«
    Wieder so eine Taktik, um sie zu verunsichern. Doch Felicia kannte Faliero inzwischen gut genug. Längst war sie ihm ebenbürtig. Sie setzte ihr süßestes Lächeln auf und beugte sich vor, so dass er im Ausschnitt des Seidenkleides die bemalten Brustwarzen erahnen konnte. »Nun, ich dachte, du willst mich vögeln.«
    Falieros Mund verzog sich für einen Augenblick zu einem verächtlichen Grinsen. »Du bist und bleibst eine Dirne.«
    »Soll ich
vostra eccellenza
also nicht den Marsch blasen? Mich nicht ein bisschen von ihm auspeitschen lassen? Was dann? Plagt den mächtigen Marino Faliero ein Zipperlein, und er möchte gerne bemitleidet werden?«
    »Wage es nicht, mich zu verspotten.« Falieros Drohung fehlte die übliche Schärfe. Sie klang lahm und resigniert.
    Über Felicias Gesicht huschte ein Lächeln. Die ganze Zeit hatte sie fieberhaft darüber nachgedacht, womit sie sich seinen Zorn zugezogen haben mochte. Wie dumm von ihr. Es ging gar nicht um sie. »Du hast auch diese Wahl verloren«, stellte sie zufrieden fest.
    Faliero schwieg zunächst und starrte sie schmallippig an. Der mächtige Ratsherr wirkte beleidigt und hilflos. »Sag mir, was ich falsch gemacht habe.«
    »Ich?«
    »Ja, du. Wer wüsste nicht besser Bescheid über die geheimsten und verdorbensten Pläne der Räte, wenn nicht eine Hure, die sich in den Betten der
signoria
herumtreibt.«
    Felicia zuckte zusammen. Wusste er etwa …? »Ich diene nur dir ganz allein«, säuselte sie.
    »Ja, ja.« Faliero stand auf und lief auf und ab. Dabei schüttelte er den Kopf und polterte: »Ich habe alle Bestechlichen bestochen und allen, die nicht mit Geld zu gewinnen sind, das Blaue vom Himmel herunter versprochen. Trotzdem hat Dandolo gewonnen. Also sag mir: Warum? Was hat er besser gemacht?«
    »Nun, vielleicht hat er sich nicht in ihre Geldbeutel geschlichen, sondern in ihre Herzen.«
    »Blödsinn.« Faliero blieb stehen und zählte auf: »Francisco Caravello, Venerio lo Grato, Francesco Contarini, Guilelmo Aliprando … Du bist mit allen ins Bett gestiegen.«
    »Vor deiner Zeit. Das ist Vergangenheit.«
    »Jacobo Foscari …«
    Felicia lachte. »Der erst recht. Sucht dich etwa schon die Vergesslichkeit des Alters heim? War es nicht deine Eifersucht, die Foscari die Verbannung auf Kreta bescherte, wo er nun langsam verrottet?«
    »Er wurde wegen Korruption und Bestechung verurteilt.«
    »Oh, du Meister der Verleumdung und falschen Anklage.«
    »Hüte deine Zunge, Hure!«, brauste Faliero auf, doch Felicia lächelte nur kalt.
    »Wozu das Theater. Wir müssen einander nichts vormachen.«
    Faliero zog die Stirn in Falten, dann nickte er finster: »Es schadet nicht, wenn jedermann weiß, was ihm geschieht, wenn er sich an meinem Eigentum vergreift.«
    »Das bin ich«, antwortete die Dirne auf einmal demütig. »Dein Eigentum. Seit ich dir gehöre, bin ich nur dir zu Diensten, niemand anderem. Ich liebe dich – ganz allein dich.«
    Faliero lachte kurz auf. Dann tätschelte er Felicias Wange, und diesmal enthielt die aufgesetzte Freundlichkeit eine unmissverständliche Drohung. »Das will ich dir auch geraten haben. Du weißt, was mit dir geschieht, wenn du mich betrügst.«
    »Ich würde es nie wagen.«
    Falieros Hand glitt von ihrer Wange langsam tiefer, legte sich zunächst zärtlich auf eine ihrer Brüste, um sie dann grob zusammenzuquetschen. Mit dem Schmerz schoss die Lust in ihren Schoß.
    »Was also rätst du mir?« Er blickte ihr freundlich in die Augen und drückte noch fester zu.
    Felicia stöhnte auf: »Geduld. Und Hoffnung.«
    »Hoffnung? Worauf?«
    Die Dirne wand sich unter Falieros Hand und keuchte: »Auf eine neue Pestwelle. Entweder man macht Dandolo dafür verantwortlich und wirft ihn aus der Stadt, oder die Seuche rafft ihn gleich selbst

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