Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
Vom Netzwerk:
vor den Feierlichleiten seine Aufwartung machte.
    »Wohin, sagt Ihr, soll er gegangen sein? In den Fernen Osten? Ihr erlaubt Euch Scherze mit Uns. Wie soll er denn dorthin gelangt sein? Eine derartige Flucht wäre kaum ohne Geld möglich gewesen, und wie Wir wissen, hat er doch keines mehr, seit seine französische Quelle versiegt ist. Vielleicht solltet Ihr etwas genauer suchen. Wir werden Euch nochmals Urlaub gewähren, macht Euch umgehend wieder auf. Zwar steht der Winter vor der Tür, doch bis zum Osterfest erwarte ich, dass Ihr Eure Aufgabe erfüllt habt.«
    »Majestät, es ist nicht möglich, vor Ostern über das Mittelmeer und wieder zurück zu reisen.«
    »Ist es nicht? Wie bedauerlich für Euch. Doch sorgt Euch nicht, die königliche Milde ist größer als die königliche Gerechtigkeit. Wir werden Euch daher zu Pfingsten wiedersehen, mit dem Mörder, wie Wir nochmals feststellen wollen. Nun sputet Euch, es wartet schwere Arbeit auf Euch.«
    Widerwillig neigte Bero den Kopf und verabschiedete sich wütend. Nicht einmal zur Krönung und zum Bankett war er eingeladen worden, nach allem was er für Rudolf getan hatte. Doch sosehr es ihm auch gegen den Strich ging, er musste den Habsburger zufriedenstellen. Rudolf war imstande, ihm Restwangen wegzunehmen und ihn bis an sein Lebensende als Knappen dienen zu lassen.
    Es war bereits Mitte Oktober, und Bero wusste, er durfte keine Zeit verlieren. So schnell er konnte, eilte er mit seinen zwei Gehilfen von der Königsstadt Prag nach Budweis. Auf Restwangen nächtigten sie und versorgten sich mit warmen Kleidern, frischen Pferden und Geld, das der Verwalter nur ungern herausgab, da es um die Finanzen des Guts seit längerem nicht mehr zum Besten bestellt war.
    Beros Gemahlin wirkte noch blasser als sonst, und ihmschien, als seien die dunklen Ringe unter ihren Augen seit seinem letzten Besuch noch schwärzer geworden. In der Nacht, als sie den Kopf zur Seite drehte, während sie auf dem Rücken lag und die Beine gehorsam öffnete, bemerkte er, wie schlaff ihre Brüste geworden waren und dass sie überhaupt viel zu dünn war. Wie ein Bauernmädchen im Winter, was für ein armseliges Geschöpf. Zwei Totgeburten hatte sie schon geliefert, mehr war ihrem öden Schoß bisher nicht zu entlocken gewesen, kein Erbe, kein zukünftiger Page am Königshof, der Beros Stellung untermauert hätte, nichts. Sogar mit der Ehefrau hatten die Habsburger ihn übers Ohr gehauen.
    »Sieh mich wenigstens an, Weib!«, herrschte er sie an, als er sie mit wenig Lust bestieg. Widerwillig wandte sie ihm das Gesicht zu, hielt die Augen jedoch geschlossen. Nach der zweiten kräftigen Ohrfeige liefen Tränen aus ihren Augenwinkeln, und sie hob die zitternden Lider. Nackte Angst sah Bero entgegen, und er spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss.
 
    Bereits am nächsten Tag durchquerten er und seine Männer den Böhmerwald und zogen entlang der Donau und des Inns nach Westen. Das Inntal war trotz der hohen Gebirge mit den schneebedeckten Gipfeln, die es umrahmten, vom Wetter begünstigt, und auch der Handelsweg über den Brenner war noch gut zu bereisen, nur in einer Nacht fiel ein wenig Schnee, der tags darauf jedoch gleich wieder schmolz. Die drei Männer kamen gut voran und erreichten schon bald den Handelsplatz in Meran.
    Einige Tage kundschafteten sie die Gewohnheiten des Rosshändlers aus, dann stand Beros Plan fest. Es würde leichter werden, als gedacht. Hermann hatte die Angewohnheit, vor Morgengrauen nach seinen Tieren zu sehen. Sein Knecht und die Magd ließen sich gewöhnlich erst etwas später blicken. Der Knecht verbrachte den Großteil des Tages bei den Pferden oder machte sich sonst irgendwie nützlich. Wenn der Mann Tiere anderswo hinzubringen hatte, beaufsichtigten Hermann selbst oder seine Frau die Koppeln. An einem so regen Durchgangsort wie Meran war die Gefahr eines Diebstahls groß, und ein Zugtier war schnell auf Nimmerwiedersehen davongetrieben. Tagsüber sollten Bero und seine Männer sich also besser nicht blicken lassen und schon gar nicht in Hermanns Nähe kommen. Zumindest Bero würde der Rosshändler sofort erkennen und sich entsprechend wappnen.
    Es war ein kühler und regnerischer Morgen, ein Freitag. Die beiden Gehilfen Beros lauerten hinter einer Wand der Futterscheune, an der Hermann allmorgendlich vorbeikam, bevor er sich zu den Koppeln seiner kleinen Zucht begab. Außer ihren üblichen Waffen trugen sie einen schweren Knüppel, den sie in der Scheune

Weitere Kostenlose Bücher