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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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entdeckt hatten, einen Sack und ein Seil bei sich. Einen mit Stroh beladenen Karren, gezogen von einem schweren Kaltblüter, hatten sie schon während der Nacht bereitgestellt.
    Der Rosshändler wirkte noch verschlafen, als er mit schweren Schritten, gehüllt in einen warmen Mantel, an der Scheune vorbeitrottete. Der erste Schlag gegen seinen dicken Schädel brachte ihn ins Wanken, vermochte ihn aber nicht zu fällen. Verwundert wollte er die Hand an die getroffene Stelle des Kopfes heben, als der zweite Hieb seinen Hinterkopf traf. Einer von Beros Männern versuchte, ihn aufzufangen, als der schwere Körper ihm entgegenfiel, doch vermochte er den massigen Mann nicht festzuhalten. Leise fluchend ließ er ihn zu Boden gleiten. Zu zweit gelang es ihnen, Hermann hochzuhieven und ihm den Sack über den Kopf zu stülpen, bevor sie ihn mit dem Strick zu einem festen Paket verschnürten.
    Bero wartete an der Straße auf sie und vergewisserte sich, dass sie auch den richtigen Mann gefasst hatten. Hermanns Kopf zuckte etwas, als Bero ihm den Ohrring abriss, den er seit seinen Tagen als Fuhrmann im linken Ohrläppchen trug. Wie vereinbart machten sich seine Männer auf den Weg jenseits des Brennerpasses. An der Wachstation wechselten ein Säckchen mit Silber und ein kleines Fass Branntwein den Besitzer, und ohne größere Fragen ließ man die Fuhre passieren.
 
    Bero ritt zurück zum Haus des Rosshändlers. In seinen Mantel gehüllt wartete er, bis das Leben auf dem Hof erwachte. Als er eine Magd das Haupthaus betreten sah, wies er sie an, ihn der Herrin zu melden.
    Nele erschrak zutiefst, als Bero vor ihr auftauchte, und sie war froh, dass die Haustür offen stand, sodass sie nur schreien musste, wenn er ihr zu nahe kam. Die beiden Knechte und Hermann würden sofort herbeieilen. Sie wunderte sich ohnedies, dass ihr Mann nicht wie gewohnt um diese Zeit zum Frühstück in der Stube saß.
    »Ihr habt einem Geächteten zur Flucht verholfen. Es gibt genügend Beweise. Ich habe selbst sein Pferd auf Eurer Koppel gesehen. Außerdem ist Euer Mann ein verurteilter Mörder.« Ängstlich sah Nele zur Tür, ob Hermann nicht endlich erschiene.
    »Ihr braucht nicht nach Eurem Gemahl zu schielen. Meine Männer bringen ihn bereits fort. Wenn Ihr uns unterstützt, den Königsmörder zu fassen, werde ich ihn und Euch laufen lassen. Wenn nicht …« Er lächelte kaum merklich. Neles Beine wurden schwach. Sie suchte Halt an einer Stuhllehne und starrte Restwangen ungläubig an. »Wo ist mein Mann?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »In Sicherheit. Es wird ihm nichts Schlimmes geschehen, falls ich Montardier bekomme. Ihr wisst, wo er steckt!«
    »Was verlangt Ihr von mir?«, fragte Nele ängstlich.
    »Früher oder später wird er wieder ins Reich reisen, und gewiss wird er Meran passieren. Ich will, dass Ihr mir dann sofort Nachricht sendet. Bis dahin bleibt Euer Gemahl in meinen Händen.«
    Nele sah ihn nur stumm an. Bero wusste, dass sie gehorchen würde.
 
    Bero hatte Hermann zu Volkmar von Sigmaren bringen und ihn dort in dessen Kellerverlies sperren lassen. Der Ritter war auf den Grafen von Tirol, der mittlerweile in Meran residierte und dem Norden nur selten Besuche abstattete, nicht gut zu sprechen, und Bero machte sich wenig Sorgen, dass er seinem Herrn von der Gefangennahme erzählen würde. Zufrieden machte Bero sich wieder auf den Weg nach Nürnberg.

NÜRNBERG   Herbst 1306
    Franziska sah den Schatten eines Mannes in einem dunklen Umhang mehrere Male vor den Fenstern der Schneiderei auf und ab gehen, während sie sich mit einem Kundenpaar besprach. Wahrscheinlich ein Herr aus dem Bürgertum, dachte sie, der wartet, bis das Geschäft leer und Zeit für seine Wünsche ist.
    Schließlich verließen die Eheleute die Schneiderei, und der Mann trat ein. Mit raschem Blick vergewisserte er sich, dass er mit Franziska allein war, bevor er seine Kapuze zurückschob. Franziska stockte der Atem, und sie vergewisserte sich, dass die Tür nach hinten nicht verschlossen war, sodass sie jederzeit nach ihrem Sohn oder ihren Bediensteten rufen konnte. Bero machte sich nicht die Mühe, sie zu begrüßen. Er fing sofort an zu sprechen.
    »Ich weiß, dass Ihr mit Montardier in Verbindung steht. Ich will ihn haben und Ihr werdet mir helfen. Erst vor wenigen Tagen habe ich Eurer Frau Mutter einen Besuch abgestattet. Sie war sehr besorgt um das Wohlergehen ihres Mannes, des verurteilten Mörders. Den Rosshändler werden die Wintermonate in dem Keller,

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