Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Ihr, Meisterin?«
Franziska gab sich große Mühe, nicht vor Schreck zu erröten. Schließlich nickte sie. Der Graf holte sichtbar Luft, doch Elsbeth lächelte ihm süß zu und spielte mit dem Bändchen an ihrem Ausschnitt. »Achtzehn Florin, gewiss. Doch dafür erwarte ich vollendete Arbeit. Ein Meisterwerk!«
»Das dürft Ihr, Herr Graf. Und die Hosen erhaltet Ihr für zwei Florin, als Dank für die Ehre, die Ihr dem Haus erweist.« Der Graf hustete. Zwei Florin für Hosen! Mit dieser Summe hatte er vor wenigen Wochen die gesamte Dienerschaft seines Stadthauses großzügig und vollständig eingekleidet, immerhin sieben Personen, die Küchenmagd und den Burschen nicht mitgezählt.
»Nun, es sei so. Ist die Lieferung in zwei Wochen abholbereit? Ich muss nach Frankfurt reisen, der König …«
»In zehn Tagen, weil Ihr es seid. Doch sagt es nicht weiter, wir müssen andere Arbeiten deshalb zurückstellen. Die Ankunft der Meisterinnen ließ sich nicht ganz geheim halten, und die Nürnberger scheinen ein eitles Völkchen zu sein. Und behaltet auch den Preis für Euch, schließlich wollen wir gerade Euch weiter entgegenkommen!«, sagte Karl mit einer höflichen Verbeugung. Der Graf nickte und bot Elsbeth seinen Arm, die die jungen Leute und den verdutzten Meister huldvoll anlächelte und sich von ihrem Gönner aus dem Laden und zurück zur Kutsche geleiten ließ.
Walram musste sich erst einmal setzen. Ihm schwirrte der Kopf, als er an die schwindelerregenden Zahlen dachte, die Karl eben genannt hatte. Zwanzig Florin! Seit langem hatte er keinen mehr in Händen gehalten, zuletzt, als er von einem reichen Kaufmann einen großen Auftrag erhalten hatte und dieser ihm den Preis für das Material und einen Teil der Arbeit im Voraus bezahlt hatte.
Maria hatte seit ihrer Abreise aus dem Kloster schon so einiges über weltliche Dinge gelernt, doch jetzt konnte sie ihren fröhlich strahlenden Bruder nur staunend bewundern. Mit wie viel Charme er den Grafen um diese horrende Summe erleichtert hatte! Franziska stöhnte und setzte sich neben den alten Schneider auf die Bank. »Wie viel schuldete Euch Elsbeth denn?«, fragte sie ihn.
»Also, wenn ich alles zusammenrechne, normalerweise erhalte ich Silber, aber Ihr scheint Gold zu bevorzugen … ich denke, eine Goldmark, höchstens zwei, wenn ich Euch für Eure Arbeit auch noch entlohnen würde.«
»Die Mark sollt Ihr erhalten, mein Guter«, sagte Karl. Lässig zog er seine Börse, die er versteckt im Ärmel über der Holzhand trug, fischte eine Goldmünze heraus und schnippte sie dem Mann zu, der sie vor Schreck fallen ließ.
»So, jetzt aber an die Arbeit. Was brauchen wir alles?« Erwartungsvoll sah Karl die Mädchen an. Franziska und Maria steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.
»Falls es das alles hier zu kaufen gibt, fangen wir noch heute an«, sagte Franziska. »Aber woher nehmen wir bloß diesen Zobel?«, fragte Maria.
»Isaak hat günstig ein paar teure Pelze erstanden und weiß nicht so recht, was er nun damit anfangen soll. Deshalb habe ich den Pelz auch empfohlen«, sagte Karl. »Marderwäre zur Not auch noch da gewesen«, fügte er beruhigend hinzu.
Franziska stand auf und trat lächelnd an ihn heran. »Aber bevor wir beginnen, versprichst du mir eine Sache, mein Freund. Wie man Preise verhandelt – das bringst du mir bei!«
Das Einkaufen der Stoffe wollte Franziska umgehend selbst übernehmen, doch Walram überzeugte sie, dass sie als unbekannte junge Frau hier in Nürnberg nur schlechte Geschäfte machen würde, falls man überhaupt mit ihr Handel trieb. Er bot an, sie bei den guten Stoffhändlern einzuführen. Wenn sie als Schneiderin erst einmal bekannt wäre und die Händler wüssten, dass sie im Voraus und mit klingender Münze bezahlte, würden sie ihr schnell entgegenkommen. Karl wollte unbedingt mitkommen, um alles Wichtige über den Tuchhandel zu erlernen. Er hatte Feuer gefangen und plante in einem fort, wie er aus der beschaulichen Schneiderei ein gewinnträchtiges Großunternehmen machen konnte.
Gerade wollten sie aufbrechen, als sich die Ladentüre erneut öffnete. Walram stockte der Atem, als er den Herrn sah, dem ein Diener die Türe aufhielt. Er schluckte. Der Besucher war vornehm gekleidet, trug einen langen dunklen Rock und eine silberne Kette, die ihn trotz seiner höchstens dreißig Jahre als Würdenträger der Stadt auswies. Er war nicht groß und ziemlich hager. Er nickte den Anwesenden zu. Nachdem die Frauen ihren
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