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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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darüber?«
    Der Mann erzählte, was er über den Verlauf der Schlacht erfahren hatte, und am Ende des Gesprächs stimmten alle Anwesenden überein, dass es sich bei dem heldenhaften Königsbesieger nur um Ludwig gehandelt haben konnte. Man trank auf ihn und beglückwünschte Karl zu seinem tapferen Verwandten. Karl war aufgefallen, dass Elsbeth wie auch schon bei der vergangenen Einladung zwar voller Genuss in der Bewunderung ihrer Schönheit badete, aber dennoch aufmerksam die Gespräche der Männer verfolgte. Sie selbst sprach wenig mehr als das, was die Höflichkeit gebot. Sie erzählte Karl, dass sie bereits ein Jahr nach ihrer Eheschließung Witwe geworden war und seitdem hauptsächlich in Nürnberg lebte. Ursprünglich stammte sie aus der Gegend um Strassburg. Der derzeitige Fürstbischof dieser Stadt war sogar ihr Oheim.
    »Ihr habt doch die blonde junge Dame in dem Schneidergeschäft kennengelernt, meine Stiefschwester Maria«, sagte Karl schließlich zu ihr. »Sie ist ebenfalls eine Montardier, im Gegensatz zu mir sogar eine gebürtige.«
    »Tatsächlich? Wie ungewöhnlich. Eine Dame von Stand in einer Schneiderei? Wie konntet Ihr Derartiges gestatten?«, antwortete statt ihrer der Priester. Karl erzählte die ganze Geschichte seiner Schwester und wie froh er darüber war, sie in guten Händen zu wissen.
    »Aber Montardier, habt Ihr nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, sie an einem Fürstenhof unterzubringen? Zumindest bis zu ihrer Heirat solltet Ihr das so einrichten. Ein passender Ehemann ließe sich auf diese Weise viel leichter finden, denkt Ihr nicht?«
    Ein bisher nicht gekanntes Gefühl wallte in Karl auf, als er den Mann von einer Heirat Marias sprechen hörte. Ihm wurde heiß und kalt bei dem Gedanken, seine kleine Schwester einem Gatten zu übergeben.
    »Gewiss werden die Kandidaten schnell Schlange stehen – das Mädchen ist eine Schönheit!«, gab der Graf von sich, um auch etwas zu der Sache beizutragen. Elsbeth straffte ihren Rücken kaum merklich und atmete tief ein, sodass der Priester und der Graf gar nicht anders konnten, als den Blick auf ihrem prachtvollen Dekolleté ruhen zu lassen.
    »Ich … ich werde darüber nachdenken, es ist gewiss eine gute Idee. Mein Bruder wird bestimmt viel davon halten. Als Oberhaupt der Familie muss natürlich er die Entscheidungen für Maria treffen und auch den passenden Mann aussuchen. Ich werde mit ihm sprechen, sobald ich ihn wiedersehe.«
    Die Gesellschaft nickte beifällig; das Thema war beendet. Eine der Damen flüsterte ihrem Mann unhörbar für die restliche Runde etwas zu.
    »Man spricht schon überall von den böhmischen Kleidern«, sagte dieser nun und wandte seinen Blick Elsbeth zu, »und heute sehe ich zum ersten Mal eines. Es wird Eurer Anmut gerecht, Frau Elsbeth, auch wenn diese keiner Unterstützung durch einen Schneider bedarf. Wie seid Ihr darangekommen?«
    »Also«, sie sah wohlgefällig an sich herunter und anschließend ihrem Gesprächspartner in die Augen, »ich darf behaupten, die Schneiderin entdeckt zu haben, die diese Wunder vollbringt, und mir ist es zu verdanken, dass sie sich in Nürnberg niedergelassen hat. Diese Frau vollbringt kleine Wunder! Seht Euch nur Rock und Beinlinge unseres Grafen an, dann wisst Ihr, was ich meine.«
    Lachend erhob sich der Gastgeber, drehte sich einmal in gespielter Grazie um die eigene Achse und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
    »Ihr kennt diese junge Meisterin aus Budweis doch etwas näher, nicht wahr?«, fragte der Edelmann Karl. »O ja. Ihre Eltern waren bedeutende Händler und Schneider. Der leibliche Vater starb bei einem Raubüberfall. Die Mutter hat sich später mit dem Pferdezüchter vermählt, von dem ich meine Fathma habe. Ein einmaliges Pferd und auf meine besonderen Bedürfnisse hin trainiert.«
    Die Runde blickte interessiert auf ihn, und Karl spürte, welche Absichten zumindest die beiden Ehefrauen hegten, wenn nicht auch die Männer der Runde, die allesamt der Eitelkeit nicht abhold waren.
    »Wie lange, denkt Ihr, wird diese Werkstatt brauchen, um mir ein Festtagskleid zu nähen?«, fragte die eine Frau plötzlich. »Der Preis ist von untergeordneter Bedeutung, wie ich festhalten darf.« Ihr Mann verschluckte sich bei ihren Worten beinahe an seinem Wein, doch hielt er tapfer den Mund. Karl vermutete, dass seine Gattin das Geld in die Ehe gebracht hatte, wie dies ja oft der Fall war.
    »Ich kann mit der Meisterin sprechen und mich für Euch einsetzen. Das will

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