Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
ist als Ihr, die Ihr wohl vom Reiten und der Jagd erstarkt seid. Wir nehmen den Bund der Hose lieber etwas höher. Dann machen wir die Oberschenkel ein wenig weiter, damit Ihr bequem sitzt. Gefällt Euch die Idee mit den zugeknöpften Waden? Sportlich, nicht wahr? Und nun das Beste.« Sie erklärte ihm den Verschluss und wie man den Hosenbund mit Hilfe der Knöpfe verstellen konnte. Der Graf nickte anerkennend.
»Die Farbe steht Euch allerdings weniger. Viel zu düsterfür ein festliches Gewand. Etwas Kräftiges würde zu Euch passen. Dunkelgrün? Nein, zu alltäglich. Blau? Ich weiß nicht. Rot … oder noch besser, Dunkelrot! Das ist es! Wir nehmen Dunkelrot für die Hosen, und dazu solltet Ihr einen etwas kürzeren Rock tragen. So etwa!« Sie hob den Rock des hohen Herrn hoch, bis er kaum noch über die Hüfte hing. »Oder so? Nein? Lieber doch so.« Sie spielte mit der Länge des Kleidungsstückes, und der Graf ließ alles ohne Widerrede über sich ergehen. »Wisst Ihr, wir haben die burgundische und die venezianische Mode übernommen und verfeinert, das bedeutet: ein kurzer Rock aus bestem und schönstem Material und darüber einen Umhang, der das Überkleid ersetzt, alles geknöpft, um es Euch bequem zu machen. Die Farben müssen natürlich zusammenpassen, lasst mich nachdenken … auf jeden Fall muss auch Dunkelrot enthalten sein. Und jetzt das Wichtigste: Euer Wappen! Ich sticke es vorne an die Brust, genau über Euer Herz, wenn Euch das so recht ist. Gefiele Euch das? Lasst einmal sehen …« Sie besah sich das Wappen, das der Herr auf seinem alten Umhang trug. »Ein vornehmes Wappen: Ein Adler und ein Kreuz, sehr schön. Ich denke, wir sticken es auch an den Umhang, den ich mir in Dunkelrot und Schwarz vorstelle. Was meint Ihr dazu?«
Meynhard sah zu Elsbeth, die gefällig nickte, dann sah er die junge Schneiderin an. »Wenn mir die Sachen gefallen, bestelle ich noch mehr. Frau von Falckenstein hat mir den Zustand meiner Garderobe vor Augen geführt. Ich bin ein Mann vom Lande, wisst Ihr, ich trage nur praktische Kleider, aber der Mann, der, so Gott will, unser neuer König sein wird, hat nach mir geschickt. Ich soll ihn in Fragen der Bodenkultur beraten, und angesichts einer so wichtigen Aufgabe sollte ich doch ein anständiges Bild abgeben.«
»Das werdet Ihr, Hoheit«, sagte Franziska, nicht ganz sicher, ob sie die korrekte Anrede verwendet hatte.
»Eine letzte Frage noch«, der Graf wandte sich dem Meister und Franziska zu. »Welchen Lohn stellt Ihr Euch vor? Ich habe den Eindruck, dass die vorgegebenen Preise der Nürnberger Zunft Eurer Kunst nicht ganz gerecht werden.«
Karl räusperte sich im Hintergrund. Mit einer kaum merklichen Geste gab er Franziska ein Zeichen, ihm die Preisverhandlungen zu überlassen. Sie zögerte, da der junge Mann von der Kleiderherstellung ja nicht allzu viel verstand, aber sie war doch neugierig, was ihr Freund ausheckte. »Für alle kaufmännischen Belange ist Herr von Montardier der rechte Mann«, sagte Franziska nun bescheiden und wies etwas tollpatschig und hilfesuchend in Karls Richtung. »Ich bin nur eine Schneiderin und verstehe nicht viel davon. Und das Rechnen, ich gestehe es, zählte noch nie zu meinen Stärken.« Schnell senkte sie den Blick. Der Graf lächelte nachsichtig, als er sich dem jungen Mann zuwandte.
»Also«, setzte Karl nun an. »Ihr seid der Erste seit der Ankunft der Meisterin, der die neue Mode tragen wird. Von Frau Elsbeth abgesehen natürlich, die Euch zur Seite steht. Der Zuschnitt ist neu, die Knopftechnik ebenfalls, und es werden nur die erlesensten Materialien verwendet. Für die Beinkleider feinste Wolle aus den Niederlanden, würde ich vorschlagen, böhmisches Leinen für das Untergewand und natürlich Seide für den Leibrock, es sei denn, er soll nur aus Wolle gefertigt sein, was aber wenig kleidsam ist. Das Gleiche gilt für den Überrock, den Umhang. Für die Kragen beider Stücke dann noch eine Verbrämung … Marder vielleicht? Oder kennt Ihr Zobel? Ein Fell, das von weither am Schwarzen Meer kommt. Unvergleichbar schön und angenehm leicht. Mit Brokat gehen wir besser sparsam um. Viel zu auffällig und zu warm für den Sommer. Das ist etwas für düstere Winterabende, um die Räume zu erhellen. Also mit diesen Materialien … ich rechne am liebsten in Florin, Ihr vielleicht lieber in Mark oder Gulden? Einerlei, Gold ist Gold, nicht wahr? Ich denke, für achtzehn Goldflorin sollte die Arbeit zu erstellen sein. Was denkt
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