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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Siegel
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lachend, als er in der Türe erschien und sie verdutzt ansah. »Frauen und ihre Geheimnisse!« Mit einer fragend in die Höhe gezogenen Braue trat Karl in den Raum. »Setzt Euch und schenkt uns ein. Wir haben Geschäftliches zu besprechen.« Karl nahm auf einem der beiden Stühle an dem einfachen Tisch Platz und goss verdünnten Wein in zwei Becher.
    »Ihr werdet mich besser verstehen, wenn Ihr meine Geschichte kennt, also hört mir zunächst bitte zu. Ich war einer von vielen unnützen Essern im Haus meiner Eltern. Obendrein fühlte mein Vater sich verpflichtet, für eine standesgemäße Mitgift seiner Töchter aufzukommen, was ihn sehr belastete und oft an seinem Schicksal hadern ließ. Sein leiblicher Bruder Johann hingegen ist Priester, genau genommen mehr als das: er ist der Fürstbischof von Strassburg und Eichstätt. Seit kurzem ist er zum Kanzler von König Albrecht aufgestiegen und hat einen großen Teil der Reichsverwaltung übernommen – ein überaus einflussreicher Mann also. Als ich gerade vierzehn Jahre zählte, erkannte meinOheim, dass ich gut gewachsen und hübsch war, und setzte meinem Vater die Idee in den Kopf, mich möglichst rasch zu verheiraten und sich nicht in den Mühen und Kosten einer allfälligen späteren guten Partie zu verlaufen. Er kannte einen wohlhabenden Titulargrafen, der ihm einen Gefallen schuldete und sich deshalb mit einer kleinen symbolischen Mitgift zufriedengab. Ich sah meinen Verlobten, Gero Graf von Falckenstein, vor der Hochzeitszeremonie nur ein einziges Mal. Er tafelte und zechte mit meinem Vater und meinem Onkel in unserer Halle, und ich wurde ihm zur Begutachtung vorgeführt. Er war älter als mein Vater. Schon wenige Tage später wurde die Trauungszeremonie von meinem Onkel persönlich durchgeführt.
    Meine Ehe währte nur wenige Monate. Mein Gatte starb auf einer seiner Reisen, und mein Oheim brachte mich als Hofdame beim Grafen von Württemberg unter, eine große Ehre wohlgemerkt! Da er wusste, dass es bei mir als Witwe keine Unschuld zu schützen galt, und da die Aussichten auf einen neuen Gemahl mangels Mitgift gering waren, ließ er mich wissen, dass ich dem einen oder anderen hohen Herrn zu Gefallen sein sollte, um diese ihm gewogen zu stimmen. Ich tat wie geheißen und verbrachte die kommenden Jahre am Grafenhof. Ich muss gestehen, dass es mir gefiel, die Männer um den Finger zu wickeln. Als ich neunzehn Jahre alt geworden war, entließ mich der Graf, um mich einem anderen Fürsten anzuvertrauen, dem Herzog Rudolf von Bayern. Dieser gab mich an einen älteren Edelmann weiter, der seiner Geschäfte wegen häufig in Nürnberg war. Dort ersetzte ein wohlhabender Kaufmann ihn und danach der eine oder andere weitere diskrete Herr, bis zum heutigen Tag.«
    Karl sah sie ermunternd an. Er war überzeugt, dass sie mehr vorhatte, als ihre Lebensgeschichte zum Besten zu geben. »Graf Meynhard?«, fragte er. Der Graf weilte seit einiger Zeit wieder auf seinen Gütern und ließ sich auch hin und wieder in der Stadt sehen.
    »Ein ganz lieber Mann, einer der Besten! Übrigens ist er nicht mein Geliebter, falls Ihr das meint.« Erstaunt sah Karl sie an.
    »Ich denke, ich kann Euch vertrauen, also hört zu: Der Graf wirkt stark und männlich. Ein Mann in den besten Jahren und durchaus begehrenswert für wohl jedes Weib. Natürlich habe ich mich bemüht, seine Freundschaft zu erlangen und mir seine Gunst zu sichern. Als ich das erste Mal mit ihm alleine war und dachte, er würde ohnedies gleich nach mir gieren, machte ich mir den Spaß, den Spieß umzudrehen, und griff forsch nach ihm. Was ich fand, konnte ich kaum für möglich halten: Wo ich einen Speer vermutet hatte, hing nur eine Quaste, die auch hängen blieb, egal, was ich unternahm. Es war unbeschreiblich peinlich. Verlegen lächelte er mich an und teilte schließlich sein Geheimnis mit mir, von dem niemand, aber auch niemand je erfahren darf, das werdet Ihr mir doch versprechen, oder?« Karl war das gräfliche Geheimnis ziemlich einerlei, er nickte. Elsbeth sprach weiter, mit einem Blick auf die Türe jedoch etwas leiser. »Sein Fleisch gerät durchaus in Versuchung und sein Blut in Wallung, doch vermag meinesgleichen dies nicht bei ihm hervorzurufen. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb, ist er sehr auf seinen Ruf bedacht, und der Schein, ein Draufgänger und Schürzenjäger zu sein, ist ihm wichtig. Darum bezahlt er mich gut und würde mich wohl auch noch viele Jahre aushaltenund danach mit einer Rente

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