Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
versorgen. Angeboten hat er dies schon. Ich musste ihn jedoch enttäuschen, denn ich habe ein anderes Ziel.«
Karl war neugierig geworden. Gespannt lehnte er sich nach vorne und sah der ungehemmt erzählenden Schönheit in die Augen. »In wenigen Tagen kommt der König mit dem gesamten Hof hierher, der Graf wurde davon unterrichtet. Übrigens ist Euer Bruder auch in seinem Gefolge.« Karls Herz tat einen Sprung. Wie sehr hatte Ludwig ihm in den letzten Monaten gefehlt, und wie brannte er darauf, ihm all die Neuigkeiten über Franziskas Geschäft und neue Heimat zu erzählen!
»Ich sehe, Ihr freut Euch, sehr schön. Nun hört meinen Wunsch: Ich will am Hof Albrechts königliche Hofdame werden. Ich dachte, vielleicht könnte man mit Eurem Bruder …«
»Der wird sich kaum für eine andere Frau verwenden. Mein Bruder ist mit Haut und Haar Franziska verfallen und sie ihm. Sie stürzt sich in ihre Arbeit, um ihr Schmachten zu betäuben, aber sie gehört ihm und er ihr. Ich werde auf keinen Fall eine andere Frau ins Spiel bringen, nicht einmal Euch. Tut mir leid.«
»Beruhigt Euch wieder, mein lieber Freund. Es war nur so ein Gedanke … Ich habe allerdings noch eine andere, wahrscheinlich bessere Idee: Der Graf wird mich zu einer Feierlichkeit an den Hof mitnehmen, offiziell als seinen Schützling, da mein Gatte ja verschieden ist. Überredet Franziska, dass sie mir ein Kleid näht, das so prächtig und auffallend ist, dass es den engsten Kreis des Königs auf mich aufmerksam macht und mich in diese Runde einführt. Alles andere liegt dann in meinen Händen. Den Rest wird mein Oheimfür mich arrangieren. Er wird alles tun, um dem König zu Gefallen zu sein.«
»Ihr habt doch schon zwei sehr schöne Kleider, für die Euch nie eine Rechnung vorgelegt wurde. Nehmt doch eines davon!«
»Gewiss, die Kleider sind herrlich, aber ich habe auch die Kleider gesehen, die Franziska für reiche Edelfrauen gefertigt hat. Verschwenderisch und prunkvoll! Genau so eines möchte ich. Das schönste, das sie machen kann!«
»Und warum sollte Franziska dieses Kleid für Euch nähen? Überhaupt – warum verhandelt Ihr mit mir und nicht gleich mit ihr selbst?«
»Franziska soll ihren Lohn bekommen: Sie wird im Gegenzug für mein Kleid die Aussicht erhalten, für den Hof zu fertigen, wer weiß, vielleicht sogar für die königliche Familie. Dafür sorge ich schon, verlasst Euch darauf. Nicht schlecht für ein junges Mädchen, das noch vor drei Monaten mittellos eine Stellung bei einem wenig erfolgreichen Schneidermeister gesucht hat, nicht wahr?«
Karl machte sich nicht die Mühe, ihr zu erzählen, dass Franziska beileibe weder notleidend noch von einer schlechten Stellung abhängig gewesen war. Aber Elsbeth hatte Recht, sie waren ihr viel mehr schuldig, als die bisherigen zwei Kleider. Ihre geschickte Werbung und ihre kokette Prahlerei hatten das Geschäft aus der Taufe gehoben und den Erfolg der Knopfkleider eingeläutet. Dennoch wunderte Karl sich, wieso Elsbeth nicht gleich mit Franziska gesprochen hatte, und fragte nochmals direkt danach.
»Franziska ist eine, wie mir scheint, unschuldige und sehr tugendhafte junge Dame«, antwortete Elsbeth. »Wenn jemand wie ich, eine Frau mit Vergangenheit mit einer solchenBitte … Ihr versteht schon. Ich könnte es verstehen, wenn sie mich abwiese. Ihr seid ein Mann aus dem Leben, wie ich glaube, und hattet selbst bestimmt kein einfaches Los.« Sie sah während dieser Worte auf seine rechte Hand. »Außerdem seid ihr diskret, wie Ihr bereits bewiesen habt.« Ihr Blick schweifte durch das Zimmer, das Karl bereits kannte. »Ich dachte, ich unternehme den Versuch, mit Euch als Vertrautem mein Glück zu wagen. Ich hätte Euch gern zum Freund, Karl von Montardier, und meine Freundschaft ist Gold wert.«
Karl war sich noch nicht sicher, ob die Frau es ehrlich meinte. Doch welches Risiko gingen Franziska oder er schon ein, wenn sie sie etwas herausputzten? Schlimmeres, als neue wohlhabende Kunden zu gewinnen, konnte ihnen nicht passieren.
»Ihr ehrt mich, Elsbeth, und Euer Plan ist gewagt, aber auch verlockend. Ich werde Franziska davon erzählen und Euch ihre Antwort mitteilen.« Er erhob sich und schickte sich an, sich zu verabschieden, doch Elsbeth stand ebenfalls auf und schnitt ihm den Weg zur Tür ab. Mit einem liebreizenden Lächeln fragte sie: »Und Ihr wollt gar nicht wissen, was Ihr von dem Handel haben sollt, mein schöner junger Freund?«
*
Der königliche Tross traf am
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