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Die Knopfmacherin

Die Knopfmacherin

Titel: Die Knopfmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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hat? Vorsichtig berührte sie Ringhands Stirn. Sie schien noch heißer zu werden.
    Ich sollte wirklich die Grete wecken.
    Mit pochendem Herzen lief sie die Stiege hinauf und hämmerte wenig später an die Kammer der Haushälterin. Grete brauchte eine Weile, um an der Tür zu sein. Mit schief sitzender Nachthaube trat sie Melisande schließlich entgegen.
    »Was ist los, Kind?«
    »Der Meister ist krank. Bernhard ist gerade zum Medicus gelaufen.«
    Grete erbleichte. Zunächst wollte sie im Nachthemd losstürmen, dann fiel ihr aber wieder ein, dass sich das nicht schickte.
    Wie von Grete geheißen, holte Melisande eine Wasserschüssel und ein Tuch.
    Grete legte es ihm auf die Stirn, während sie sorgenvoll beobachteten, wie sich Ringhands Brust unter schnellen Atemzügen hob und senkte. Was, wenn Gevatter Hein bereits am Fußende des Lagers stand?, dachte Melisande furchtsam.
    »Können wir nicht noch etwas tun?«, fragte sie ängstlich. Nach all dem Guten, das Meister Ringhand für sie getan hatte, wollte sie auf keinen Fall, dass er starb.
    »Ich werde einen Kräutersud kochen«, beschloss Grete, nachdem sie den Meister noch einen Moment in Gedanken versunken betrachtet hatte. »Die Zutaten müssten wir alle dahaben. Vielleicht helfen heiße Wickel.«
    Grete erhob sich und verließ die Kammer. Im Gang meinte Melisande sie weinen zu hören. Beklommen ließ sie sich auf den Schemel sinken und wechselte das Tuch auf der Stirn des Kranken. Unter dem Einfluss des kalten Wassers schien er etwas ruhiger zu werden. Sein Atem wurde flacher und gleichmäßiger.
    Während Melisande nun dem Ächzen der Hausbalken und dem Raunen des Windes lauschte, wurden die trüben Gedanken von etwas anderem verdrängt.
    Bernhard hatte ihr vorhin gestanden, dass er etwas für sie empfand. Eigentlich hätte sie sich darüber freuen müssen, aber nun fragte sie sich, ob sie ihm sagen sollte, dass es ihr ebenso erging. Er hatte recht: Sobald sie Alina befreit hatte, würde sie von hier fortgehen. Aber sollte sie deshalb auf ihn verzichten?
    »Elisabeth.«
    Melisande schreckte aus ihren Gedanken hoch. Der Meister kam wieder zu sich!
    »Elisa…« Der Rest des Namens ging in einem Seufzen unter, dann öffnete er die Augen.
    Melisande wich ein wenig zurück. Wie sollte sie reagieren, wenn er sie für seine Gemahlin hielt?
    »Meister Ringhand?«, fragte sie zögerlich.
    Er reagierte nicht, sondern blickte nur starr zur Decke. Es war, als könnte er dort etwas sehen, was ihr verborgen blieb.
    »Meister«, versuchte Melisande es noch einmal und zog vorsichtig den Lappen von der Stirn des Mannes.
    »Bitte verzeih mir, dass ich dich allein gelassen habe, Elisabeth«, murmelte Ringhand.
    Hat er das Bild seiner Frau vor sich?, überlegte das Mädchen.
    Draußen ging die Tür.
    Melisande sprang auf und eilte aus der Schlafkammer. Bernhard kam ihr mit einem kleinen, weißbärtigen Mann entgegen, der einen groben Beutel an seinem Leibgurt trug. Ein wenig erinnerte er sie an den Apotheker Colenius.
    »Der Meister ist wach geworden«, sagte sie, nachdem sie den Medicus begrüßt hatte. »Allerdings redet er wirres Zeug.«
    »Elisabeth«, murmelte der Kranke erneut und bestätigte damit Melisandes Worte.
    Der Medicus trat neben den Patienten und untersuchte ihn. Mit einem Hörrohr, das er seinem Beutel entnahm, überprüfte er die Herztöne, dann fühlte er den Puls.
    »Die Haut ist schwammig und kühl. Offenbar hat er zu viel schwarze Galle im Blut, was zu einem Schlagfluss geführt hat.«
    Schlagfluss? In Melisandes Ohren klang allein das Wort bedrohlich.
    »Was bedeutet das?«, fragte Bernhard besorgt.
    »Dass es eine ganze Weile dauern wird, bis er wieder auf den Beinen ist. Wenn er überhaupt je richtig ins Leben zurückfindet. Manchmal verirrt sich die Seele so sehr zwischen den Säften, dass sie nicht mehr zurückfindet. Dann wird er sterben.«
    Erschrocken schlug Melisande die Hand vor den Mund, dann presste sie hervor: »Gibt es denn nichts, was Ihr tun könnt?«
    »Ich könnte ihn zur Ader lassen, damit die krankhaften Säfte aus seinem Körper fließen. Wenn der Schlagfluss nicht allzu schlimm ist, wäre es möglich, dass seine Seele dadurch entlastet wird und aus dem dunklen Nebel zurückkehrt.«
    Bernhard blickte zu Melisande, dann nickte er. »So tut, was Ihr tun müsst.«
    Der Medicus krempelte den rechten Ärmel des Meisters auf und strich mehrmals über die Armbeuge, bis die Ader hervortrat. »Holt eine Schüssel, in der ich das Blut auffangen

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