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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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einer Gruppe von Kastanien konnte sie Jakob sehen, der auf sie wartete. Er band sein Pferd fest und zog sie in das Dickicht hinter der Kastanie.
    »Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt«, sagte er leise und zog sie an sich. Elisabeth überlegt keinen Augenblick länger. Wozu sollte sie warten? Es war Krieg, und es war nicht gewiss, ob es nicht das letzte Mal sein würde, dass sie sich sahen. So ließ sie es zu, dass er ihr das Kleid abstreifte. Er begann, sich selbst seiner Kleider zu entledigen. Die Schatten der Zweige spielten auf seinem Körper. Sie küssten sich, immer intensiver, der Duft von Erde kam Elisabeth entgegen. Schon lag sie unter ihm im weichen Gras. Er nahm sie langsam und genussvoll. Sie stöhnte.Gerade überließ sie sich den Wogen, die er in ihr ausgelöst hatte, als sie Zweige knacken hörte. Ihr Herz begann wild zu klopfen.
    »Da kommt jemand«, raunte sie ihm zu. Sie packten ihre Kleider und zogen sich so schnell und leise wie möglich wieder an. Kaum waren sie fertig, als auch schon eine Gestalt bei der Kastanie erschien und besitzergreifend den Rappen an den Nüstern kraulte. Elisabeth traute ihren Augen nicht.
    »Ich bring sie um!«, raunte Jakob.
    Wer da süffisant lächelnd bei Jakobs Pferd stand, war niemand anders als Elisabeths Schwester Agnes. Sie schien noch kleiner und dünner als früher zu sein, ihr feines blondes Haar umrahmte ihr spitzes Gesicht mit den großen Augen.
    Elisabeth trat aus den Büschen heraus.
    »Glaubt nicht, dass ich euch nicht gesehen hätte«, sagte Agnes. »Und gehört«, fügte sie mit einem verschwörerischen Gesichtsausdruck hinzu.
    Elisabeth stand wie versteinert.
    »Agnes! Wie kommst du denn hierher?«, brachte sie schließlich hervor. »Ich dachte, du wärest in Straßburg!«
    Agnes schnaubte verächtlich. »Schon lange nicht mehr. Nachdem du so Hals über Kopf fortgerannt bist.«
    »Ich bin nicht fortgerannt«, rief Elisabeth. »Du hast mich bei ihm angeschwärzt! Und er hat mich weggeschickt!«
    »Ihr beiden Schwestern habt offensichtlich Familienangelegenheiten zu klären«, meinte Jakob mit zusammengepressten Lippen. »Dann werde ich mich mal zum Bauern hinmachen, ich habe meinem Kommandanten versprochen, mindestens fünf Kühe zu kaufen.«
    »Jakob, bleib …«, stammelte Elisabeth. Aber Jakob hatte seinen Rappen schon losgebunden, sprang auf, gab ihm die Sporen und preschte davon.
    »Jetzt hast du mal wieder erreicht, was du wolltest«, sagte Elisabeth bitter zu ihrer Schwester.
    »Was heißt erreicht? Ich habe den Kardinal nicht haben wollen, und deinen kaiserlichen Söldner will ich schon gar nicht. Ich will nur das, was mir zusteht.«
    »Ach ja? Was steht dir denn zu?«
    »Das, was du auch hast, genug zu essen, Kleider, Pferde und Wagen.«
    Elisabeth tat einen Schritt auf Agnes zu, ergriff sie bei den Schultern und schüttelte sie.
    »Du erzählst mir jetzt der Reihe nach, was geschehen ist, seit ich Straßburg verlassen habe«, sagte sie mit fester Stimme.
    »Der Kardinal war schuld an allem. Er hat sich und mich reingeritten mit seinen blöden Lutherbibeln, die er glaubte, drucken lassen zu müssen. Irgendwie hat Kardinal Richelieu Wind davon gekriegt und ließ ihn abführen und einsperren. Ich selbst konnte meine Unschuld beweisen, ich habe nichts davon gewusst.«
    »Aber ich dachte, Richelieu sei ein Freidenker?«
    »In seinem Amt als Kardinal musste er so handeln. Auf geheimnisvolle Weise kam Weltlin kurz darauf wieder frei. Und da ich mich im Bischofshof von Straßburg nur tödlich gelangweilt hätte, folgte ich ihm auf geheimen Wegen nach Freiburg.«
    »Nach Freiburg?«, rief Elisabeth aus. »Dort seid ihr die ganze Zeit gewesen?«
    »Naja, der Kardinal ist immer noch dort und wahrscheinlich umso lieber, als jetzt Bernhard von Sachsen-Weimar in der Stadt residiert.«
    »Wer hat die Freilassung vom Kardinal Weltlin bewirkt? Und warum bist du hier und nicht an seiner Seite?« Elisabeths Blut rauschte in ihren Ohren.
    »Die Freilassung hat wohl Ludwig bewirkt, so vermutet unser Kardinal. Ich bin abgehauen, weil er mich immer mehr bedrängt hat, mich zu seiner Mätresse machen wollte.«
    »Das ist nicht wahr!«, schrie Elisabeth. »Er hat nie viel für dich übriggehabt.«
    »Schrei nicht so, willst du, dass die Leute aus dem Dorf herbeigelaufen kommen?«
    Elisabeth packte Agnes wieder bei den Schultern, schüttelte sie noch heftiger.
    »Sag mir jetzt die Wahrheit, oder ich bringe dich nach Breisach an den Pranger, als Trosshure und

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