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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Schlimmeres!«
    »Au, du tust mir weh«, jammerte Agnes. »Ich erzähle es dir ja schon. Ich wurde seiner überdrüssig, und außerdem war er mir zu alt. In Freiburg gab es bald nichts Gescheites mehr zu essen. So bin ich nach Breisach gegangen, weil ich wusste, dass Jakob zu seinem kaiserlichen Heer zurückgekehrt war.«
    »Woher wusstest du das?«
    »Die Spatzen pfiffen es von den Dächern.« Sie spitzte die Lippen und flötete eine kleine Melodie.
    »Komm zur Sache und rede dich vor allem nicht raus.« Elisabeth konnte kaum an sich halten, so wütend war sie. »Und dann?«
    »Dann war ich in Breisach auf dem Marktplatz und beobachtete die Männer, die aus der Burg rauskamen. Ich erkannte Jakob gleich. Er hat sich überhaupt nicht verändert, nur brauner ist er im Gesicht geworden.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich bin ihm gefolgt, konnte aber mit seinem Pferd nicht Schritt halten, natürlich. Als ich aus dem Waldkircher Tor hinausschaute, sah ich ihn in Richtung Kaiserstuhl davonreiten.«
    »Du bist ihm doch nicht etwa gefolgt?«
    »Doch, ich hatte noch Geld vom Kardinal und habe mir flugs ein Pferd gemietet und bin ihm nach.«
    Elisabeth war fassungslos. »Wo ist denn das Pferd?«
    »Das habe ich weiter da hinten angebunden. Was ist jetzt? Du siehst gesund und wohlgenährt aus. Willst du mich nicht mitnehmen zu dem Ort, an dem du neuerdings lebst?«
    In Elisabeth stritten sich die Gefühle. Einerseits hatte sie Agnes immer geliebt und sich verantwortlich für sie gefühlt. Aufder anderen Seite hatte sie ihr nicht vergessen, was sie ihr in Straßburg und in Paris angetan hatte.
    »Verzeih mir«, sagte Agnes und schaute zerknirscht zu Boden.
    »Also gut«, sagte Elisabeth, nun wieder besänftigt. »Ich nehme dich mit. Das Pferd können wir gut gebrauchen. Aber du musst mir noch helfen, Maipilze zu sammeln, ich habe versprochen, welche mitzubringen.«
    Sie wandten sich vom Dorf weg und trafen auf das Pferd, von dem Agnes gesprochen hatte. Es war ein schöner, kräftiger Brauner. Elisabeth schwitzte in der Schwüle des Nachmittags und schaute zum Himmel, an dem sich Blumenkohlwolken gebildet hatten.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie. »Ein Gewitter ist im Anzug.«
    Agnes führte das Pferd am Zügel. Ihr Reisebeutel war hinter dem Sattel befestigt. In einem Waldstück band sie den Braunen wieder fest und schwärmte mit Elisabeth aus. Bald hatten sie einen Rucksack voll mit Maipilzen zusammen. In der Ferne grollte schon der Donner. Die Blitze und die Schläge kamen immer näher. Bald prasselte der Regen durch das Laubdach auf sie herab. Als sie den Talkessel durch den hinteren Eingang erreichten, waren sie völlig durchnässt.

26.
    Jakob trabte auf seinem Rappen in das Dörfchen Rotweil hinein. Er war noch ganz benommen von seinem Zusammensein mit Elisabeth und dem Auftritt von Agnes. Wie gern wäre er noch länger mit der geliebten Frau zusammen gewesen. Und dann tauchte dieses halb verhungerte Wesen auf und machte alles kaputt. Was war nur geschehen? Beim Gedanken an Kardinal Weltlin ballte er die Fäuste. Er hatte sich gewünscht, dass dieser Mann nie wieder seine Wege kreuzen würde. Magere Frauen und Kinder starrten ihm entgegen, manche begannen bei seinem Anblick zu wehklagen und liefen mit aufgehaltenen Händen auf ihn zu. Er verteilte die Kreuzer, die er neben dem Kostgeld bei sich hatte. Der Grottenbauernhof, den er im Auftrag von Reinachs aufsuchen sollte, lag in einem Seitental. Auf den Wiesen rund herum standen wohlgenährte Kühe und Pferde, durch hohe Lattenzäune geschützt. Ein Knecht kam aus dem Stall und richtete eine Pistole auf Jakob, als er näher kam.
    »Halt, keinen Schritt weiter«, rief er. »Der Grottenbachbauer versteht keinen Spaß, wenn es um sein Eigentum geht!«
    Jakob hob die Hände. »Ich komme, um ihm ein paar Stück von seinem Vieh abzukaufen«, sagte er.
    »Könnt Ihr denn auch zahlen?«, knurrte der Knecht. In der Tür seines Hauses erschien nun der Bauer. Er war gekleidet wie ein Adliger, mit seidenem Wams, das sich über seinem Bauch spannte, Stulpenstiefeln und Federhut. Hinter ihm tauchte seine Frau auf, in einem Kleid aus schwarzem Atlas und mit einer Hörnerkappe auf dem Kopf.
    »Ihr wollt etwas von mir kaufen?«, fragte der Bauer, die Augen misstrauisch zusammengekniffen.
    »Gib acht, Mann, dass er uns nicht betrügt«, keifte die Frau. »Denk an die Strauchdiebe, die kürzlich da waren und uns überfallen haben!«
    »Dieses Gesindel gehört aufgehängt!«,

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