Die Köchin und der Kardinal
fluchte der Bauer. »Was wollt Ihr nun von mir, Soldat?«
»Hauptmann, wenn’s beliebt«, gab Jakob zurück. »Im Auftrag meines Herrn von Reinach, Kommandant der Festung Breisach, soll ich fünf Rinder und sieben Schweine kaufen.«
»Mehr nicht?«, eiferte der Bauer. »Kann er sich etwa nicht mehr leisten? Er muss doch zusehen, dass er Hunderte von Mäulern stopft, wenn die Belagerung erst angeht.«
»Nun, über die Höhe seiner Mittel habe ich keine Kenntnis«, sagte Jakob. Er konnte schließlich nicht erzählen, dass der Kommandant als Geizhals verschrien war.
»Hol schon die Kühe und Schweine«, wies der Bauer seinen Knecht an. Der Knecht schlenderte hinüber zur Weide, öffnete das Gatter, trieb mit einer Weidenrute fünf der Kühe heraus und ging dann zum Stall.
»Und du, bring unserem Gast einen Trunk und eine Leine für die Tiere«, sagte der Bauer zu seiner Frau. Sie gehorchte und kam kurz darauf mit einer langen Leine und zwei Bechern Wein heraus. Jakob zahlte den Bauern mit Goldgulden aus und musste mit ihm anstoßen.
»Viel Glück«, wünschte ihm der Bauer, nachdem Jakob die Tiere mit einem Strick verbunden hatte, den er an seinen Sattelknauf band. »Auf dass Euer Herr und die Breisacher lange durchhalten!«
Jakob setzte sich langsam in Bewegung, die Tiere im Schlepptau. Er schwitzte. Am Himmel hatten sich Blumenkohlwolken gebildet. Kleine Gewitterfliegen umsurrten ihn und stachen durch den dünnen Stoff seines Hemdes hindurch. Der Ritt durch den Kaiserstuhl kam ihm ewig lang vor. Der Himmel verdüsterte sich immer mehr, erste Blitze zuckten über den Himmel. Als Jakob die Rheinebene erreichte, fielen die erstenTropfen. Bald rauschte der Regen ungehindert nieder. Völlig durchnässt kam Jakob in Breisach an, wies sich am Tor aus und ritt zur Burg hinauf. Die Tiere übergab er dem Stallknecht. Wie er wusste, war der Viehbestand nicht eben hoch. Warum musste der Kommandant auch so sehr prassen und so viele Feste feiern! Wenn es hart auf hart kam, würde nicht mehr viel übrig sein, um seine Mannschaft und vor allem die Bevölkerung zu ernähren. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen. Jakob begab sich in sein Gemach, um sich umzuziehen. Ein Diener kam und meldete, der Kommandant erwarte ihn im Speisesaal. Wie erwartet, saß von Reinach inmitten seiner Offiziere, seiner Familie und ein paar Damen zweifelhaften Rufes an einer üppig beladenen Tafel. Das Gesicht des Kommandanten war gerötet, die Augen waren blutunterlaufen.
»Komm, setz dich her, Jakob«, forderte er ihn leutselig auf. »Hast du meinen Auftrag erfüllt?«
»Zu Befehl, mein Kommandant«, sagte Jakob. Er ließ sich an der Tafel nieder. Von Reinach nötigte ihn, zu essen und zu trinken, aber Jakob fühlte sich angewidert vom dessen Betragen und nahm nur ein Stück Brot, eine kleine gebratene Forelle und einen Becher Wein.
»Es ist unglaublich, wie Richelieu unseren ehrenwerten Herrn van Werth hofiert«, sagte von Reinach mit schwerer Zunge.
»Ach, ist der nicht mehr inhaftiert?«, fragte einer der Offiziere mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Bernhard von Sachsen-Weimar musste van Werth an die Franzosen ausliefern«, erzählte der Kommandant weiter. »Das hätte ich mir an seiner Stelle nicht gefallen lassen, von den Parisern begafft zu werden!«
»Schande den Franzosen!«, rief der Offizier, andere stimmten ein.
»Wollt ihr wissen, wie es weiterging mit Johann von Werth?«, fragte der Kommandant dröhnend. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Als van Werth nach Vincennes kam,strömte die Bevölkerung herbei, um den berühmten Kriegsherrn zu sehen, ihn zu bestaunen und zu begrüßen. So was sollte mir mal geschehen!«
»Das wird dir auch geschehen«, kam es von der Seite der Offiziere. »Wenn du erst mal ruhmreich den Bernhard geschlagen hast!«
Das wird dir nicht geschehen, sagte sich Jakob im Stillen. Von Reinach nahm einen großen Schluck Wein.
»Van Werth wurde überall in allen Ehren empfangen und glänzend bewirtet. Ludwig XIII. höchstselbst hat ihn eingeladen, an seinem Hof zu leben. Die edelsten Frauen suchen seine Gesellschaft, selbst sein Trinken und sein Tabakrauchen wird wie eine liebenswerte Marotte begrüßt!«
»Nun ja, wenn du mir eine Bemerkung erlaubst«, sagte Jakob. »Ich habe selbst unter van Werth gedient und kann ihm nichts Schlechtes nachsagen, außer, dass er unverhältnismäßig unter der Bevölkerung gewütet hat. Dass er ein großer Feldherr ist, wird niemand bestreiten. Das andere wird
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