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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Aale. Einen Teil davon räuchern wir, ein Teil steht zum Verkauf bereit.«
    »Das passt ja prächtig zusammen«, meinte Jakob.
    »Ich brauche ebenfalls Fisch«, sagte Elisabeth.
    Jakob schaute Elisabeth an. »Wollen wir noch einen kleinen Nachtspaziergang machen?«
    »Sehr gerne«, erwiderte sie.
    »Geht nur«, sagte Melvine, »wir richten derweil den Fisch für Euch hin.«
    Jakob und Elisabeth nahmen den Weg, der am Rhein entlangführte. Er griff nach ihrer Hand. Es schien kein Mond, aber das Licht der unzähligen Sterne spiegelte sich auf dem Wasser. Ab und zu platschte es, wenn ein Fisch nach den Mücken schnappte, die immer noch über der Oberfläche tanzten. Im Unterholz der Altarme zirpten Grillen, als würden sie Hochzeit feiern. Als die beiden außer Sichtweite der Wirtschaft waren, ließ Jakob ihre Hand los und zog sie an sich.
    »Bin ich froh, dass ich dich wiederhabe«, murmelte er in ihr Haar. Sie sagte nichts, sondern öffnete ihren Mund. Seine Lippen legten sich warm und leicht auf die ihren. Sanft grub er sich immer tiefer in sie hinein. Elisabeths Knie wurden weich, sie hätte sich am liebsten zu Boden gleiten lassen. Bevor sie weiterdenken konnte, lag sie schon im weichen Gras der Böschung. Jakob strich ihr über die Schultern, über den Hals, glitt dann zu ihrem Busen herunter. Sie war von einem nie gekannten Glücksgefühl erfüllt. Von der Wirtschaft her war das Trappeln vonHufen zu hören. Erschrocken fuhren beide hoch. Elisabeth strich ihren Rock glatt. Die beiden standen auf, und Elisabeth hörte eine barsche männliche Stimme sagen: »Wo ist mein Offizier Jakob? Er hat gesagt, er wolle hier bei Euch Fische kaufen. Ich bin ihm nach, weil es auf der Burg mal wieder ach so langweilig war.«
    »Er wollte nur kurz austreten«, sagte Paul geistesgegenwärtig. »Gleich müsste er wieder hier sein. Seht, wir haben die Fische schon für ihn gerichtet.«
    Jakob drückte Elisabeth noch einen Kuss auf den Mund und flüsterte: »Komm in zwei Tagen wieder hierher, ich schaue, wie ich den Kommandanten abwimmeln kann. Nein, halt«, setzte er hinzu. »Es ist zu gefährlich. Ich selbst werde in zwei Tagen zu dir kommen. Wenn du mir sagst, wo wir uns treffen könnten.«
    »Bei Rotweil«, raunte Elisabeth zurück. »Außerhalb des Dorfes, wenn du von Oberbergen kommst.«
    Er löste sich von ihr und schlenderte betont gleichmütig zum Kommandanten von Reinach und seinen Offizieren.

25.
    Elisabeth wurde das Warten in dem Gebüsch zu lang. Sie musste an sich halten, um nicht nach den Mücken zu schlagen, die sie immer wieder stachen. Endlich waren Reinach und seine Männer verschwunden. Elisabeth lief zur Hütte und wurde mit Augenzwinkern empfangen.
    »Das ist ja gerade noch mal gut gegangen«, meinte Paul. »Ist wohl ein wenig arg gefährlich, sich hier mit Jakob zu treffen.«
    »Das habe ich selbst schon bemerkt«, meinte Elisabeth. »Ich werde Euch beide nicht mehr einer solchen Gefahr aussetzen.«
    »Aber Ihr kommt doch mal wieder vorbei?«, fragte Melvine.
    »Gern«, meinte Elisabeth. »Wenn die Umstände es zulassen.«
    »Es ist schon spät, Ihr müsst den Heimweg antreten«, drängte Paul.
    »Sie kann doch bei uns übernachten«, fiel Melvine ein.
    »Nein, das möchte ich nicht«, sagte Elisabeth. »Ich werde erwartet.«
    Elisabeth ließ sich von Melvine den Rucksack und einen Leinenbeutel mit Fisch, Brot und Gewürzen füllen. Sie verabschiedete sich herzlich von ihren Gastgebern.
    »Möge Gott Euch behüten«, sagte Melvine und umarmte sie.
    »Möge Gott Euch’s vergelten«, erwiderte Elisabeth und wandte sich zum Gehen. Sie konnte nur ahnen, wo sich der Ort befand, an dem ihre Gefährten auf sie warteten. Blind stolperte sie den Weg zurück zum Kaiserstuhl. Kein Mond war da, um die Gegend zu beleuchten, wieder musste sich Elisabeth an den Sternen orientieren. Endlich verließ der Weg die Ebene und wand sich in den Wald hinauf. Sie tastete sich vorwärts. Esschien ihr, als seien schon Stunden vergangen, seit sie die Wirtschaft am Rheinufer verlassen hatte. Brot und Gewürze trug sie in dem Leinenbeutel über der Schulter. Elisabeth wartete darauf, dass eine Kirche der Umgebung die Stunde schlug. Dabei fiel ihr ein, dass vor ein paar Tagen Söldner durch den Kaiserstuhl gezogen waren und die Glocken aller Kirchen geraubt hatten, um sie zu Kugeln umzugießen. Sie waren überall herum geschwärmt, und es grenzte an ein Wunder, dass sie die sechs Ausgestoßenen nicht entdeckt hatten. So konnte sie sich nur

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