Die Köchin und der Kardinal
sehen. Martin und Elisabeth banden den Ferkeln mit Stricken die Mäuler zusammen, damit sie still waren. Im Wald trafen sie auf Leander, er hatte zwei Kühe an der Leine bei sich.
»Die Herde hat die Bauern und Knechte ganz verrückt gemacht«, raunte er ihnen zu. »Sie sind immer noch damit beschäftigt, sie wieder einzufangen. Die beiden Hunde habe ich erwischt. Jetzt schnell weg.«
Sie bargen die erbeuteten Sachen in den Satteltaschen des Braunen und steckten die Ferkel in mitgebrachte Säcke. Martin schwang sich auf den Braunen und ritt los.
Eine halbe Stunde später waren sie wieder an ihrem Lagerplatz. Die Tiere wurden vorerst an einem Baum festgebunden, dann machten sie sich über Wurst und Schinken her, tranken dazu Wein und waren glücklich, dem Hungertod mal wieder für ein Weilchen entronnen zu sein. Elisabeth fand erst im Zelt Gelegenheit, über den Tag nachzudenken, an dem sie die Geliebte Jakobs geworden war.
Am folgenden Mittag wurde Jakob zu seinem Kommandanten berufen.
»Wir haben soeben Meldung erhalten, dass es im Kaiserstuhl einen dreisten Überfall gegeben hat, heute Nacht.« Sein feistes Kinn zitterte vor Empörung.
»Was ist geschehen?«, fragte Jakob ruhig.
»Die Diebe kamen offensichtlich, um den Bauern und dieKnechte abzulenken. Derweil die Kühe durchgingen, seilten sie sich seelenruhig durch den Schornstein ab und räumten die Räucherkammer aus. Zwei gerupfte Gänse haben sie außerdem erbeutet, vier Ferkel, einen Schlauch Wein und zwei von den Kühen.« Er schnaubte und leckte sich fast unmerklich über die wulstigen Lippen.
»War es der Grottenbachbauer?«, fragte Jakob, der schon so etwas geahnt hatte.
»Ja, warum?«
»Einige Zeit zuvor bin ich noch bei ihm gewesen und habe ihm die Kühe für uns abgekauft. Da habe ich gesehen, dass er recht gut bestückt ist.«
»Allerdings ist er gut bestückt.«
»Was willst du jetzt unternehmen?«, fragte Jakob.
»Ich will, dass du mir ein paar Leute zusammenstellst. Der Bauer gibt uns weitere fünf von seinen Kühen unentgeltlich, wenn wir diese Bande ausfindig machen. Er fürchtet um seinen Besitz, wenn nicht um sein Leben!«
Jakob schnürte es fast die Kehle zu. Er sollte, dessen war er sich gewiss, gegen eben die Bande vorgehen, zu der Elisabeth und wahrscheinlich auch Agnes gehörten. Wie sollte er das vor seiner Geliebten und vor allem vor sich selbst rechtfertigen?
Zunächst einmal gab er vor, den Befehl ausführen zu wollen. Er sammelte Männer, die ihn auf seinem Ritt durch das Waldgebirge begleiten sollten. Von Reinach selbst wollte ebenfalls dabei sein. Jakob stand vor der schwierigen Aufgabe, den Aufenthaltsort der Gruppe herauszufinden beziehungsweise die Mannschaft irrezuleiten. Er beschloss, in den Dörfern zu fragen, ob jemand etwas über diese Leute wisse, die sich irgendwo versteckt halten mussten. Am frühen Nachmittag verließen sie die Festung Breisach. Über der Ebene erhob sich der Kaiserstuhl im Glast der Sonne, er sah wirklich dem Stuhl eines Kaisers ähnlich. In Achkarren war alles wie ausgestorben. Sie klopften an etliche Türen, aber die verängstigten Frauen, Kinder undGreise, die noch übriggeblieben waren, konnten nur sagen, dass der Fruchtkasten vor einiger Zeit geplündert worden wäre, die darin befindlichen Früchte seien für die Geistlichkeit bestimmt gewesen. Kurze Zeit später erreichten sie Rotweil und steuerten den Grottenbachhof an.
»Wie sahen denn die Räuber aus?«, fragte von Reinach den Bauern.
»Das weiß ich nicht, aber sie mussten ein Lasttier oder einen Wagen dabei gehabt haben, so viel, wie die gestohlen haben!«, schimpfte der Bauer.
»In welche Richtung sind sie geflohen?«
»Wir haben nur einen gesehen«, warf die Frau mit der Hörnerkappe ein. »Der hat die Kühe rausgelassen und zwei davon mitgenommen. Ihr müsst sie unbedingt finden, denn sie haben uns schon einmal überfallen und bestohlen!«
»Woher wisst Ihr, dass es ein und dieselben waren?«, fragte Jakob.
»Sie haben dieselbe Frechheit an den Tag gelegt«, meinte der Bauer.
»Habt Ihr Eure Kühe wieder einfangen können?«, wollte von Reinach wissen.
»Ja, so gut es eben ging. Einer der Knechte war verletzt.«
»Liebe Leute, wir haben Krieg«, kommentierte Jakob. »Was interessiert da, ob jemand leicht verletzt wurde? Was sollen wir in Euren Augen überhaupt tun?«
»Ihr sollt die Räuber fangen, damit sie aufgehängt werden können!«
»Die Augen sollte man ihnen ausstechen!«, geiferte die Frau.
»Und
Weitere Kostenlose Bücher