Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
Stadtmauer lagerten unzählige Soldaten, Zelte standen dort, Rauchsäulen von Feuern stiegen langsam in den Himmel. Von einem anderen Fenster aus bot sich das gleiche Bild. Jakob hatte das Gefühl, als würge ihn ein Nachtmahr. Hier kommen wir nie wieder heraus!, war sein erster Gedanke.
    »Und«, wollte er wissen, »was gedenkst du zu tun, Hans Heinrich?«
    »Gar nichts«, erwiderte der Kommandant. »Die sollen da nur logieren, mit ihren lächerlichen Haufen. Wir haben Vorräte, die uns bis zum Einbruch des Winters reichen werden.Aber bis dahin werden wir sie geschlagen haben, mit Mann und Maus!«
    Bis zum Winter! Jakob schlug innerlich drei Kreuze. Jetzt hatten sie Anfang Juni, und der Kommandant bildete sich ein, bei seinem und seiner Leute Ess- und Trinkverhalten so lange durchhalten zu können!
    »Wir müssen die Lebensmittel rationieren«, sagte Jakob.
    Das aufgeschwemmte Gesicht des Kommandanten lief rot an.
    »Seit wann hast du hier etwas zu befehlen, Jakob?«, herrschte er ihn an. »Es ist immer noch meine Sache, wie ich die Lebensmittel einteile. Es ist meine Stadt, meine Burg, meine Stellung, die der Belagerung standhalten wird.«
    Jakob sagte nichts mehr, ihm war der Appetit vergangen. »Was ist mit den beiden Frauen, die wir gestern aufgegriffen haben?«, fragte er.
    Von Reinach schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ach, die hätte ich in der Eile fast vergessen«, meinte er. Er leckte sich über die Lippen.
    »Sind zwei nette Mädchen, findest du nicht auch, Jakob?«
    Jakob war froh, dass der Kommandant nicht gleich vom Hinrichten sprach.
    »Was hast du mit ihnen vor?«, wollte Jakob wissen.
    Der Kommandant steckte sich ein paar Kirschen in den Mund. »Sie sollten uns erst einmal verraten, wo ihre verdammten Freunde sind, die den Grottenbauer überfallen haben«, meinte er und schmatzte genüsslich. »Sie selbst werden ja wohl aufgepasst haben, ob jemand kommt.«
    »Was aber genauso verwerflich und des Todes ist«, warf einer der Offiziere ein.
    »Und außerdem sind es zwei Mäuler mehr, die wir durchzufüttern hätten«, krähte ein anderer.
    Jakob nahm einen Schluck Wein und kaute an einem Stück Brot. Ihm kam ein Gedanke, der Elisabeth und Agnes vielleicht retten konnte. Er zögerte noch ein wenig, ihn auszusprechen,da er nicht wusste, wie der Kommandant und seine Leute ihn aufnehmen würden.
    »Die beiden Mädchen stehen unter dem Schutz des Kardinals Weltlin von Straßburg«, sagte er dann.
    Der Kommandant stierte ihn aus blutunterlaufenen Augen an. »Kardinal Weltlin? Nie gehört!«
    »Kennen wir nicht«, riefen die Offiziere.
    Jakob straffte sich. Er musste alles auf eine Karte setzen.
    »Kardinal Weltlin ist – oder war – Feldgeistlicher im Heer des Bernhard von Sachsen-Weimar. Zurzeit weilt er in Freiburg, wie ich hörte.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte von Reinach lauernd. »Und woher weißt du überhaupt über die Truppen des Herzogs Bescheid?«
    »Eines dieser Mädchen hat in Baden meine Wunden versorgt«, berichtete er. »Als ich noch unter dem Oberst von Werth diente.«
    »Da war aber das Heer von Bernhard gar nicht.«
    »Das habe ich erst später erfahren.« Jakob hoffte, dass seine Stimme fest genug klang.
    »In Rheinfelden, während der Schlacht, da habe ich das eine Mädchen bei den Zelten gesehen.«
    »Und wohl auch noch mit ihr angebandelt, was?«
    »Nein, wo denkst du hin, Hans Heinrich! Einer meiner Soldaten erzählte mir, das sei die Köchin dieses Kardinals. Und sie habe auch noch eine Schwester, die im Tross mitgezogen sei.«
    »Eine Köchin, was?« Der Kommandant leckte sich wieder die Lippen und blickte triumphierend in die Runde. »So eine können wir immer brauchen. Und die andere kann uns dann die Abende versüßen.«
    Jakob schluckte. Wohin sollte das noch führen?
    »Ich habe mir etwas anderes überlegt, etwas Besseres«, fuhr er fort. »Kardinal Weltlin ist bekannt als einer, der nicht nurreich, sondern auch großzügig ist. Wie wäre es, wenn wir die Mädchen gegen Geld und Waren tauschen würden?«
    Von Reinach blickte ihn erst überrascht, dann wohlwollend an. »Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, Jakob. Ja, das ist eine Überlegung wert. Vorräte und Geld können wir nie genug haben. Am Besten, du gehst heute noch nach Freiburg und suchst diesen Kardinal auf.«
    »Gern«, meinte er. »Aber wie soll ich durch die feindlichen Reihen gelangen?«
    Der Kommandant kratzte sich den Bart. »Es gibt einen unterirdischen Gang, der aus einem der unteren

Weitere Kostenlose Bücher