Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
den zweiten Stock, in getrennte Kammern. Elisabeth hockte sich in völliger Dunkelheit auf den Boden. Wenigstens war der mit sauberem Stroh bedeckt. Nach einer Weile öffnete sich die Tür, ein Knecht brachte eine Öllampe und Decken. Wenig später wurde eine Klappe an der Tür geöffnet und eine Schüssel mit Suppe, ein Krug Wein und ein Becher daraufgestellt. Elisabeth trank den Wein und fiel bald in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder wachte sie auf in der Nacht, an den Stundenschlägen der Kirche konnte sie absehen, wie spät es war. Am Morgen fiel ein wenig Licht durch das vergitterte Fenster ihres Verlieses. Elisabeth erhob sich, schüttelte das Stroh von ihren Kleidern und stieg auf einen Hocker, um aus dem Fenster zu schauen. Die Sonne war eben über dem Schwarzwald aufgegangen. Unter ihr lagen die bräunlich gedeckten Dächer der Stadt. Aus den Ställen kamen der Geruch nach Mist und das Muhen von Kühen. Ein Geräusch von der Tür her ließ Elisabeth herumfahren. Sie stieg vom Hocker. Die kalt gewordene Suppe stand immer noch in der Klappe und wurde mit einem Teller warmen Weizenbreis vertauscht. Elisabeth griff nach dem Teller, nahm den bereitliegenden Löffel und aß mit Genuss. Ihr Blick fiel auf ihren Rucksack,der in einer Ecke stand. Warum hatte sie den eigentlich mitgenommen? Es war wohl eine nicht bewusste Handlung gewesen. Vielleicht, weil ihr die beiden Kochbücher so viel bedeuteten? Die nützten ihr jetzt allerdings auch nichts mehr. Und so hatte es einer der Offiziere gesagt: »Den Rucksack kannst du behalten, die alten Kochbücher werden dir nichts mehr nützen, da, wo du jetzt hinkommst!« Wo hatten sie ihre Schwester Agnes wohl untergebracht? Elisabeth erinnerte sich an die Bischofspfalz in Speyer, in der sie Zelle an Zelle mit Agnes zugebracht hatte. Was waren das noch für Zeiten gewesen! Es schien ihr unendlich lange her zu sein. War es nicht schön und aufregend gewesen, zusammen im Bischofspalast zu essen und das Weihnachtsfest zu feiern? Ach, könnte sie doch das Rad der Zeit noch einmal zurückdrehen! Aber war sie nicht gerade dabei, die vergangenen Zeiten zu verklären? Und nun war sie wie eine Verbrecherin im Verlies einer Burg gelandet, weil sie sich am Raub von Vieh und Lebensmitteln und an der Tötung von Menschen beteiligt hatte. Welche Strafe wohl darauf stand? Die Todesstrafe! Es lief Elisabeth eiskalt den Rücken herunter. Man würde mit ihr und Agnes kurzen Prozess machen und sie dann hängen, verbrennen, vierteilen oder mit einem Schwert den Kopf abschlagen. Ob Jakob es zulassen würde, dass die Todesstrafe über sie beide verhängt würde? Jetzt wurde ihr doch ein wenig schlecht. Sie stellte die leere Schüssel zurück in die Klappe und wartete auf die Dinge, die geschehen würden.
    Die Morgensonne schien hell zum Fenster der Burg von Breisach herein, als die Männer sich am Frühstückstisch niederließen. Jakob hatte schlecht geschlafen in dieser Nacht. Die Anwesenheit von Elisabeth und Agnes erfüllte ihn mit tiefer Sorge, die sich allmählich zu einer Art Verzweiflung ausgewachsen hatte. Er war zu keiner Lösung gekommen. Vielleicht ergab sich ja noch eine Gelegenheit, die beiden zu befreien,aber wohin sollten sie dann gehen? Wenn seine Tat entdeckt würde, war er selber des Todes. Aber das war ihm einerlei, im Laufe dieses Krieges hatte er dem Tod schon zu oft ins Auge gesehen, um ihn noch zu fürchten. Zunächst einmal musste er versuchen herauszubekommen, wie der Kommandant zu den beiden gefangenen Frauen stand. Hans Heinrich von Reinach sah übernächtigt aus, er hatte Schatten unter den Augen. Jakob glaubte auch eine Fahne zu riechen.
    »Das war wieder ein rauschendes Fest gestern Nacht«, sagte der Kommandant und langte nach einem fetten Stück Kapaun. Zusammen mit einem Stück Brot schob er es sich in den Mund. Seine Offiziere nickten zustimmend. Reinachs Frau und Kinder mussten schon vorher gefrühstückt haben, denn sie waren nirgends zu sehen.
    »Denkst du nicht an die Belagerung, Hans Heinrich?«, fragte Jakob. »Mir wäre jetzt gerade nicht nach Feiern zumute.«
    »Die Belagerung?« Hans Heinrich von Reinach lachte dröhnend. »Du meinst diesen lächerlichen Ring, den sie heute Nacht um uns gezogen haben?«
    »Was …?«, wollte Jakob fragen.
    »Ja, der feine Herr Kanoffski, in Vertretung des von Sachsen-Weimar hat sich schon angeschlichen«, bestätigte ein Offizier.
    Jakob sprang auf und lief zum Fenster. Auf der Wiese zwischen dem Rhein und der

Weitere Kostenlose Bücher