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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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unseren Besitz wollen wir wiederhaben.«
    »Und wo sollen wir sie Eurer Meinung nach suchen?«, fragte Jakob.
    »Was weiß ich«, knurrte der Bauer, »bin ja kein Soldat.«
    »Und wir sind keine Büttel«, gab Jakob zurück.
    »Einen Augenblick«, schaltete sich von Reinach wieder ein.»Wir sollen also hier aufs Geratewohl die ganze Gegend durchkämmen. Und was kriegen wir dafür?«
    Der Bauer kratzte sich hinter dem Ohr. »Oh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Wie wäre es mit einer Kuh?«
    Die Stirnadern des Obersten von Reinach schwollen bedenklich an.
    »Damit wollt Ihr uns abspeisen? Fünf Kühe hat es geheißen! Also, vielen Dank fürs Gespräch und auf Wiedersehen!« Er zog am Zügel des Pferdes, um zu wenden.
    »Halt, halt!«, rief der Bauer und fuchtelte mit den Händen.
    »Ihr bekommt die Hälfte von dem, was sie gestohlen haben.«
    »Davon wird wohl nicht mehr viel übrig sein.«
    »Die Hälfte von dem, was übrig ist.«
    »Also gut, das lass ich mir gefallen«, meinte von Reinach. »Das, fünf Kühe und zwei weitere Kühe. Wir reiten zunächst nach oben zum Waldrand, von dort haben wir eine gute Übersicht.«
    Die Männer preschten auf der kleinen Straße hügelaufwärts. Auf dem Pass hielten sie an. Jakob sah das Gebirge mit seinen Rebhügeln, mit den verfallenen Mauern, den Waldstücken und Winzerdörfern. In der Ferne konnte er die Rheinebene und die Festung Breisach ausmachen. Irgendwo da unten stieg eine kleine Rauchsäule aus den Hügeln und kräuselte sich über die Baumwipfel empor. Von Reinach zeigte grinsend auf den Rauch.
    »Das sind sie! Die können sich auf was gefasst machen!«
    Er gab seinen Männern ein Zeichen zum Losreiten. Mein Gott, dachte Jakob, während er den anderen folgte, wie kann ich es bloß verhindern? Im Stillen betete er, dass es ein ganz gewöhnlicher Landstreicher war, der sich sein Brot am Feuer buk.
    Der Tag neigte sich seinem Ende zu. Die beiden Kühe weideten im Gras des Talkessels, sie würden täglich Milch geben. Für die Ferkel hatte Leander einen kleinen Pferch gebaut. Am Spieß über dem Feuer drehten sich die Gänse, ihr Fett tropfte in die Glut, dass es zischte. Langsam begannen sie eine schöne brauneFärbung anzunehmen. Als sie gar und so richtig knusprig waren, versammelten sich alle um das Feuer herum. Martin und Konstantin holten den Spieß vom Feuer und ließen die Gänse auf ein Holzbrett gleiten. Elisabeth nahm ihr Messer, zerteilte die Gänse und gab jedem ein ordentliches Stück. Agnes hatte Sauerampfer und Klee als Gemüse gesammelt und nebenher gekocht. Elisabeth war stolz auf ihre Schwester.
    Eigentlich hatte sie befürchtet, sie würde sich bei den Männern anbiedern und alles durcheinanderbringen. Im Gegenteil, sie hatte bisher alle Versuche, sich ihr anzunähern, zurückgewiesen. Um sich zu waschen oder zu baden, ging sie immer so weit weg, dass niemand sie mehr sehen konnte. Zufrieden verspeiste Elisabeth ihre Gänsekeule und prostete den anderen mit ihrem Becher Wein zu.
    Nicht weit entfernt fiel ein Schuss.
    »Was war das?«, fragte Elisabeth erschreckt.
    »Die Adligen gehen mal wieder auf die Jagd«, meinte Leander seelenruhig. »Das braucht uns nicht zu kratzen.«
    »Ich werde das Feuer löschen«, sagte Elisabeth und eilte, einen Eimer zu holen und ihn am Bach zu füllen.
    »Wenn du meinst«, sagte Leander und lehnte sich träge zurück auf seine Arme.
    Nachdem das Feuer gelöscht war, blieb alles still.
    »Wird schwierig genug sein, es wieder anzuzünden«, maulte Agnes.
    Dann ging alles ganz schnell. Oberhalb von ihnen, auf den Rändern der Lößschicht, tauchten eine ganze Menge Gesichter auf, Pistolen glänzten im Abendlicht.
    »Alle stehen bleiben, rührt euch nicht von der Stelle«, kam ein scharfer Befehl.
    Alle sprangen von der Stelle auf, wo sie gesessen hatten.
    »Abhauen!«, rief Leander. »Lebend sollen sie uns nicht in die Finger kriegen!«
    Schüsse bellten, schon ließen sich die fremden Männer anSeilen von der Steilwand herab. Ein unbeschreibliches Durcheinander entstand. Die fünf Männer eilten zu ihrem Zelt, um ihre Waffen zu holen. Elisabeths erster Gedanke war: Was ist mit unseren Vorräten? Wir müssen doch leben! Aber sie mussten fliehen, wenn sie nicht das Leben verlieren wollten. Sie sah Agnes, die in größter Verwirrung zum Küchenzelt lief, wohl, um sich darin zu verstecken. Elisabeth folgte ihr, zog sie aus dem Zelt heraus, riss im Vorbeigehen ihren Rucksack an sich und eilte mit Agnes zu ihrem

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