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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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kommen und sagen, er hätte eine Botschaft für den Herzog«, prustete der Wächter. »Was ist das denn für eine Botschaft?«
    »Das kann ich nur dem Herzog selber sagen«, erwiderte Jakob. »Oder auch dem Kardinal Weltlin.«
    »Was soll das für ein Kardinal sein? Kardinäle sind katholisch, habe ich immer gedacht.«
    »Ich glaube, das ist ein Spion«, meinte einer der Kameraden des Wächters. »Wir sollten ihn lieber ergreifen und in den Gefängnisturm werfen.«
    »Ich bin kein Spion!«, versetzte Jakob. »Sagt dem Kardinal, es ginge um Elisabeth Weber, dann weiß er schon Bescheid.«
    Die Wächter lachten noch lauter.
    »Ach, es geht um eine Bettgeschichte?«, schrie einer. »Wieamüsant, wie außerordentlich amüsant!« Er schlug sich mit den Händen auf die Schenkel. Inzwischen waren Passanten neugierig stehen geblieben. Jakob überlegte fieberhaft, wie er aus der Sache wieder herauskommen könnte.
    »Jetzt geht einfach zum Kardinal und richtet es ihm aus«, schlug er vor. Doch anstatt seinen Worten Folge zu leisten, stürzten sich die Männer auf ihn, ergriffen ihn und schleppten ihn durch die Gassen der Stadt zu einem anderen Tor. Jakob wusste nicht, wie ihm geschah. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass die Stadt in einem erbärmlichen Zustand war. Das Münster ragte in den nachmittäglichen Himmel.
    »Hier ist das Martinstor.« Der erste Wächter stieß ihn in einen hohen Turm hinein.
    »Da haben schon die Hexen von Freiburg geschmachtet. Der Büttel wird uns nachträglich recht geben, wenn wir Euch jetzt da gefangen setzen.«
    Jakob wurde eine Wendeltreppe hinauf in eine Arrestzelle geführt. Krachend schlug die Tür zu, der Schlüssel wurde herumgedreht. Jakob stand im Dunkeln, es roch nach Rattenurin. Nur von einer schmalen Luke her fiel ein Lichtschein auf das schmutzige Stroh. Sollte seine Reise so schmählich enden? Was fiel diesen Rotznasen nur ein, ihn von der Straße weg einzusperren! Oder hatte ihn etwa jemand verraten? Seufzend setzte sich Jakob auf das Stroh und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Sein Warten wurde bald belohnt. Wieder drehte sich der Schlüssel im Schloss. Zwei Uniformierte, wohl Bedienstete des Stadtbüttels, traten ein.
    »Wir haben Befehl, Euch zum Kardinal Weltlin zu bringen«, sagte der eine. Diesmal wurde Jakob in einen Wagen gesetzt und durch die Straßen gefahren, wieder am Münster vorbei, in die Gerberau und Metzgerau hinein. Der Geruch nach Gerbflüssigkeit lag in der Luft. Sie gelangten zu einem schlichten Haus. Darin residierten Bernhard von Sachsen-Weimar und der Kardinal Weltlin, erklärte einer der Bediensteten. Er werdeschon vom Kardinal erwartet. Ein Diener nahm Jakob in Empfang und führte ihn in einen schlichten Raum. Ein großer, braunhäutiger Mann mit vollem Haar erhob sich aus einem Sessel und kam auf ihn zu. Seine Augen blitzten schalkhaft.
    »Der Stadtbüttel hat mir Bescheid gegeben, dass jemand mich zu sprechen wünscht«, sagte er mit einer tiefen, angenehmen Stimme. »Und er hat dabei einen Namen genannt. Wer seid Ihr, woher kennt Ihr diese Frau und in welcher Angelegenheit wollt Ihr mich sprechen?«
    Jakob schluckte. Auf dem Weg nach Freiburg hatte er sich diese Begegnung immer wieder durch den Kopf gehen lassen.
    »Ich heiße Jakob Gruber und stamme aus dem Bayernland«, sagte er. »Elisabeth Weber hat mir einmal das Leben gerettet.«
    Der Kardinal schien nicht weiter in ihn dringen zu wollen. »Wo ist sie jetzt?«, fragte Weltlin gespannt.
    »Sie hatte sich einer Gruppe von Spielleuten angeschlossen«, berichtete Jakob weiter. »Diese Gruppe ist aufgeflogen, als sie einen Bauern im Kaiserstuhl überfiel.«
    »Ist sie gefangen genommen worden?«
    »Ja, sie sitzt mit ihrer Schwester Agnes in der Burg Breisach in Haft. Und ich bin gekommen, um sie auszulösen.«
    Weltlins Blick war skeptisch geworden. »Wie kommt Ihr in die Festung Breisach?«
    »Ich diene unter dem Kommandanten von Reinach«, antwortete Jakob.

28.
    Die Wärme des Tages staute sich in dem engen Raum. Elisabeth war müde. Es musste gegen Abend sein, denn eben hatte die Glocke des Münsters sieben Mal geschlagen. Durch das Fenster zog ein feiner Duft wie von Brühe herein. Elisabeths Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts zu essen bekommen. Schlurfende Schritte waren zu hören. Zwei Wachsoldaten erschienen, nahmen Elisabeth in die Mitte und schritten mit ihr die gewundene Treppe hinunter.
    »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte sie, erhielt

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