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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Pferd. Sie saßen hintereinander auf und strebten zusammen mit den anderen dem Ausgang des Talkessels zu. Aber auch dort hatten sich zwei Angreifer postiert. Im Laufen zog Leander seine Pistole und schoss auf sie. Er lud nach, Hans schoss ebenfalls. Die Männer sanken mit einem Stöhnen zu Boden. O mein Gott, jetzt waren sie auch noch zu Mördern geworden! Von hinten drängten die anderen Angreifer nach. Wieder gellten Schüsse, die Kugeln flogen Elisabeth um die Ohren. Am Wegrand waren die Pferde der Feinde angebunden, ein Mann, der sie bewachte, wurde mit einem Schuss aus Leanders Pistole niedergestreckt, bevor er selber feuern konnte. Leander, Martin, Konstantin, Hans und Daniel banden in fieberhafter Eile Pferde los und schwangen sich auf ihre Rücken. Hintereinander galoppierten sie den schmalen Weg entlang. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt, nur mühsam konnte Elisabeth dem Lauf des Pfades folgen. Von hinten ertönte ein Schrei, offensichtlich war einer von ihnen getroffen worden.
    »Schau nicht zurück, wir müssen weiter«, schrie Leander, der hinter den beiden Mädchen ritt. Elisabeth überlegte blitzschnell, wer als Letzter hinter ihnen geritten war. Es war Konstantin gewesen. Elisabeth wischte sich die aufkommenden Tränen aus dem Gesicht und blickte angestrengt nach vorn. Agnes umklammerte sie von hinten. Elisabeth hörte nur ihren keuchenden Atem. Das Trappeln hinter ihnen kam immer näher, schon wieder zischten Kugeln an ihnen vorbei. Elisabeth schlugenZweige ins Gesicht, Bäume und Büsche flogen an ihr vorüber. An einer Weggabelung trennten sie sich. Hans, Martin und Daniel wandten sich in Richtung Totenkopf, Leander, Agnes und sie selbst galoppierten weiter geradeaus durch den Wald. Ein einzelner Reiter verfolgte sie, näherte sich unaufhaltsam. Elisabeth drehte sich hastig um. Ein eisiger Schreck fuhr ihr durch die Glieder. Es war Jakob! Leander schien den Verfolger auch gehört zu haben, denn er drehte sich ebenfalls um und richtete die Pistole auf ihn.
    »Nicht schießen!«, rief Elisabeth ihm zu. »Er ist ein Freund!«
    »Wer ist heutzutage noch Freund, wer Feind?«, gab Leander zurück, aber er ließ die Pistole sinken. Jakob hatte die drei erreicht.
    »Ich habe vorhin geschossen«, sagte er atemlos. »Um euch zu warnen.«
    »Weiter!«, schrie Leander. »Da kommen schon die Nächsten!« Und schon waren sie neben ihnen, hinter ihnen, vor ihnen. Einer griff Elisabeth in den Zügel und brachte das Pferd abrupt zum Stehen. Es bäumte sich auf, Elisabeth und Agnes fielen zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah Elisabeth, dass Leander weitergeritten war und ihm niemand mehr folgte. Jakob gab den Männern einen kurzen Bericht ab.
    »Ich habe sie gestellt, Hans Heinrich«, sagte er zu einem Mann, der Kleidung nach der Kommandant von Breisach. Jakob vermied es, Elisabeth anzusehen.
    »Na schön«, sagte der Kommandant. »Ich dachte schon, du wolltest sie entkommen lassen. Wieso hast du überhaupt vorhin geschossen? Wolltest du sie etwa warnen?«
    »Es war ein versehentlicher Schuss, der mir losgegangen ist, tut mir leid, Hans Heinrich.«
    »Sei’s drum«, erwiderte der Kommandant. »Jetzt fesselt sie, und dann bringen wir sie in die Festung Breisach. Auf Raub und Mord steht die Todesstrafe, wie ihr wisst«, wandte er sich an die beiden Frauen. In Elisabeths Kopf drehte sich alles, Agnesbegann laut zu weinen. Die beiden wurden vom Boden hochgezogen, gefesselt und zurück zu den anderen Männern gebracht. Der Kommandant und Jakob konnten es soeben noch verhindern, dass die Frauen vom Pferd gerissen und vergewaltigt worden wären. In der dunklen Nacht brach die Truppe auf, um ihre Gefangenen in die Festung Breisach zu bringen. Konstantin war nicht dabei, vielleicht war er nur leicht verletzt und hatte sich in die Büsche retten können. Und ihr, Elisabeth, waren im wahrsten Sinn des Wortes die Hände zu sehr gebunden, als dass sie noch etwas für ihn oder für den Rest der Gruppe hätte tun können.

4. BUCH
    Breisach, Freiburg
Juni 1638 – Dezember 1638

27.
    Wie ein Albtraum war der Ritt nach Breisach vorübergegangen. Der Torwächter hatte sie anstandslos passieren lassen. Im Städtchen war niemand mehr auf den Beinen, nur drei Katzen balgten sich kreischend um den Marktbrunnen. Dann wurden Elisabeth, Agnes und die Männer von der düsteren Burg verschluckt, die wie ein böser Troll oben auf dem Berg hockte, mit Fenstern, die wie leere Augenhöhlen blickten. Zwei Knechte brachten sie und Agnes hinauf in

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